Musiknomaden aus Nürtingen

Porträt der Weltmusik-Band Rasga Rasga, die Ende April nach Reutlingen kommt

Sie sind bekannt für ihre Vielseitigkeit, ihre Liebe zum Überraschenden und ihrem Hang zu mediterranem Laissez-faire: Die aus Nürtingen stammende Gruppe Rasga Rasga lässt seit zwölf Jahren hören, wie deutsche Weltmusik klingt.

17.04.2019

Leadsängerin Franziska Schuster der Weltmusikband Rasga Rasga. Bild: Jürgen Spieß

Leadsängerin Franziska Schuster der Weltmusikband Rasga Rasga. Bild: Jürgen Spieß

Manche behauten ja, man solle mehrere Musikstile nicht zusammenzwingen, da man es sich dadurch leicht mit den Fans der verschiedenen Szenen verscherzen könne. Umso erfreulicher, wenn sich eine Band wie Rasga Rasga trotzdem erfolgreich an einer Synthese versucht und gleichzeitig diese These ad absurdum führt. In ihrer Musik verbinden die sechs Freunde, die sich seit der Schulzeit kennen, Einflüsse verschiedener europäischer Kulturen und lassen doch genügend Raum für Improvisationen. Traditionen aus Ost- und Südeuropa inspirieren ebenfalls die gemeinsam komponierten Stücke. Dies gilt auch für das jüngste Album „Hafen Fleur“, eine Art Resümee ihrer bisherigen Laufbahn.

Eigentlich stammen die Musiknomaden von Rasga Rasga ja aus Nürtingen und haben 2007 als Schülerband dort angefangen, gemeinsam Musik zu machen. Doch nach dem Abitur verteilten sich die sechs Freunde Franziska Schuster (Gesang und Akkordeon), Jonas Krause (Geige, Posaune, Gesang), Lukas Fischer (Trompete, Bellfront, Bassposaune), Benedikt Fischer (Gitarre, Banjo, Gesang), Gregor Brändle (Bass, Gesang) und Felix Kuthe (Schlagzeug) zum Studieren in alle vier Himmelsrichtungen: „Zu Beginn unseres Studiums war es recht schwierig, die Band und die unterschiedlichen Lebensentwürfe unter einen Hut zu bringen“, erzählt Bandmitglied Gregor Brändle, „aber bald schon merkten wir, welch großen Stellenwert die Musik für uns hat und dass wir die Arbeit mit der Band unbedingt aufrechterhalten und nach Möglichkeit noch intensivieren wollten.“

Also beschlossen sie im September 2016, ihre Studien und Jobs auf Eis zu legen und für ein halbes Jahr alle zusammen nach Köln zu ziehen, um sich voll auf die Musik zu konzentrieren: „Das Ziel war, sich während der gemeinsamen Zeit in Köln noch einmal neu zu erfinden und sich kreativ auszuleben“, so Gregor Brändle. Während dieser Zeit ist auch ihr zweites Album „Hafen Fleur“ entstanden, ein Werk, das immer, wenn man glaubt es zu verstehen, wieder mit Neuem überrascht. Denn trotz mitreißend tanzbarer Rhythmen bieten Rasga Rasga keine Folklore für Traditionalisten, sondern zeitgenössische Weltmusik.

Das Repertoire besteht aus rhythmischen Stücken, mal poppig mal mit viel Swing gespielt, oft auch in die Beine gehend. Mit insgesamt 16 Instrumenten und vier Gesangsstimmen überraschen Rasga Rasga. Dazu ein Fundament aus Schlagzeug, Bassposaune, Bass und ordentlich Brass, zusätzliche Harmonie-Instrumente wie Akkordeon, Gitarre und Banjo prägen den Sound. Zudem sorgen Trompete und Violine für erstaunlichen Facettenreichtum. Besonders hervorzuheben ist auch Leadsängerin Franziska Schuster, von der alle Texte stammen und die mit ihrem entwaffnenden Gesang auf Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch überzeugt.

Gerade die einnehmenden Linien und das rückhaltlose Bekenntnis zur schönen Melodie sind es, die das Album prägen. Die zwölf Songs werden ausnahmslos durch einen homogenen Gruppenklang bestimmt: Heraus kommt eine Mischung aus Balkansounds und gutgelaunten Songs, rhythmisch komplex, mit einer verblüffend musikalischen Offenheit.

Die sechs Musiker/innen schöpfen die ganze Bandbreite zwischen gehauchten und kräftig vollen Tönen auf ihren Instrumenten aus. Sie wirbeln virtuos durch einen fantasievollen Mix aus Worldbeat, Progressive und Pop und wecken ein ums andere Mal Sehnsüchte nach warmen durchtanzten Nächten. Jürgen Spieß

Rasga Rasga spielen am Freitag, 26. April, um 20 Uhr im Reutlinger franz.K

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Erstellt:
17.04.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.04.2019, 01:00 Uhr

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