Gut fürs Schulklima

Rainer Borst über das Engagement der Mentoren

Rainer Borst ist Diplompädagoge mit einer Ausbildung zum Familientherapeuten und Streitschlichter. Das Mentorenprojekt an der Tübinger Geschwister-Scholl-Schule (GSS) ist sein Herzensanliegen.

18.04.2018

Rainer Borst (65) leitet das Mentorenprojekt an der Tübinger Geschwister-Scholl-Schule. Bild: Luetkens

Rainer Borst (65) leitet das Mentorenprojekt an der Tübinger Geschwister-Scholl-Schule. Bild: Luetkens

TAGBLATT ANZEIGER: Was sind Mentoren?
Rainer Borst: Die Mentoren sind eine Initiative, die vor 29 Jahren von SMV-Schülern gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, mit engagierten älteren Schüler(inne)n, die neuen jüngeren Schülerinnen und Schüler an der GSS zu betreuen. Die Projekte werden von Schüler/innen der neunten bis zwölften Klasse durchgeführt und weitestgehend organisiert. Meine Aufgabe besteht darin, die Mentoren zu unterstützen, ihnen eine Struktur zu geben und hilfreiche Informationen aus der Vergangenheit weiterzugeben.


Weshalb gibt es die Mentoren?

Die Mentoren sind vor allem deshalb notwendig, weil sich die Fünftklässler nach meiner Beobachtung zu Beginn von unserer großen Schule verunsichert und eingeschüchtert fühlen können. Zudem müssen sie sich an unserer Schule auf eine völlig neue Situation einstellen. In der Grundschule waren sie es gewohnt, eine Klassenlehrerin und ein festes Klassenzimmer zu haben. In der neuen Schule besuchen sie den Unterricht dagegen in unterschiedlichen Räumen und bei vielen unterschiedlichen Lehrern. Wenn sich um die „Kleinen“ herum alles ändert, ist es sehr hilfreich, wenn sie sich an jemanden mit Erfahrung wenden können.

Deshalb heißt das Einführungsprogramm der Mentoren ja auch „Kennenlernen und Orientieren an der Schule mit Mentoren ohne Stress“ (KOSMOS). Durch die stufen- und klassenübergreifenden Projekte lernen die 5er auch Schüler(innen) aus anderen Klassen kennen. Eine Wirkung des Mentorenprojekts besteht darin, dass Schüler, die sich bei einem sozialen Projekt ehrenamtlich engagieren, das Schulklima deutlich verbessern. Der dritte aber sicherlich auch ein wichtiger Grund ist die Mentorengemeinschaft an sich. Für Jugendliche ab einem Alter von 14 oder 15 Jahren ist es eine tolle Erfahrung, in einer geschlechtergemischten Gruppe zu arbeiten. Innerhalb der Mentoren gibt es viele unterschiedliche Altersgruppen, Interessen und Charaktere. Aber trotzdem verstehen sich alle sehr gut.

Welche Projekte bearbeiten die Mentoren?

Das wichtigste Projekt ist wohl das Unterstufen-Fest, das dreimal im Jahr stattfindet und für die Klassenstufen 5, 6 und 7 organisiert wird. Die U-Feste bringen das Geld ein, mit dem man dann andere tolle Projekte finanzieren kann, wie beispielsweise Schollywood. Bei Schollywood drehen die Klassenmentoren mit ihren fünften Klassen einen Kurzfilm, der dann von einer Jury mit allen anderen Filmen in verschiedenen Kategorien bewertet wird.

Ein weiteres großes und tolles Projekt ist die Schulnacht, bei der die fünften Klassen zusammen mit ihren Mentoren die Möglichkeit haben, einen aufregenden Abend in der Schule zu verbringen – manchmal sogar mit Übernachtung.

Alle weiteren Projekte sind sozusagen Sahnehäubchen, die von den zwei Grundprojekten ausgehen. Hier wäre zum Beispiel das Open Air Sports Event (OASE) für die fünften Klassen am Anfang vom Schuljahr zu nennen. Oder die Zeitkapsel, bei der die Fünftklässler jeweils eine Minute gefilmt und gefragt werden, wie sie sich in der Zukunft sehen.

Welches ist Ihr Lieblingsprojekt?

Ich bin wahrscheinlich der einzige Fan vom Schulkino. Das war ich aber schon immer gewesen.

Wer war bei der Gründung der Mentoren beteiligt?

Wie schon gesagt, war das Mentorenprojekt eine Idee von zwei Gymnasialschülerinnen der elften Klasse vor 29 Jahren. Die Anfangsidee bestand hauptsächlich darin, die fünften Klassen zu begleiten. Das erste Projekt war das U-Fest, das wir immer vor dem Oberstufen-Fest gemacht haben Mittlerweile ist nur noch das U-Fest übrig geblieben.

Eine sehr wichtige Person beim Etablieren des Mentoren-Projekts war die Kunstlehrerin Linda Krohmer, die viel Herzblut in die Mentoren-Arbeit gesteckt hat. Eine weitere sehr wichtige Person ist der Sportlehrer Jo Ziegler, der die Mentoren in den letzten Jahren besonders engagiert unterstützt hat und das auch heute noch tut. Alle zwei bis drei Jahre gibt es dann auch sehr engagierte Mentorensprecher/innen, die sich vor allem für ein spezielles Thema einsetzen und durch ihre besonderen Persönlichkeiten die Mentorenarbeit prägen, wie beispielsweise Sophie Luetkens.

Was bringt den Mentoren ihr Engagement für die Zukunft?

Die Mentoren bekommen eine Bescheinigung für ihre Bewerbungsmappe. Auf dieser Bescheinigung steht nicht nur, dass sie Mentoren waren, sondern auch, welche Projekte sie organisiert und welche Tätigkeiten sie ausgeübt haben. Und die Mentoren sammeln bei ihrer Tätigkeit mit und für Jüngere viele Erfahrungen, die ihnen helfen, ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln und ihren Horizont zu erweitern.

Fragen von Katharina Luetkens, Schülerpraktikantin beim TAGBLATT

Zum Artikel

Erstellt:
18.04.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 18.04.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen