Rund um die Kinder- und Jugendfarm Tübingen gehen Kinder auf Entdeckungstour

TAGBLATT ANZEIGER: Herr Zimmermann, seit wann gibt es die Kinder- und Jugendfarm Tübingen und wie kam es dazu?

Jan Zimmermann: Die Kinder- und Jugendfarm besteht seit Herbst 2014. Der Verein wurde 2009 gegründet. Der Impuls, einen offenen Ort für Kinder zu schaffen, kam aus der Bürgerschaft, und Christian Dettweiler, der seit der Vereinsgründung Vorstand ist, hat diesen Impuls aufgegriffen.

Welche Aktivitäten finden dort jetzt im Winter statt?

Im Winter geht es etwas ruhiger zu als im Sommer. Das Leben verlagert sich mehr ins Haus. Dort wird unter anderem in der Werkstatt gewerkelt, gemalt, gebastelt, geplaudert und so weiter. Wobei es die Kids auch im Winter nach draußen zieht, etwa an die Feuerstelle oder zu den Tieren.

Wie viele Tiere leben auf der Farm und was für Tiere? Wer versorgt die Tiere?

Auf der Farm leben ein paar Tausend Honigbienen, vier Meerschweinchen, drei Kaninchen, sechs Hühner und zwei Kater. Die Tiere werden im Farmbetrieb von den Farmkids versorgt. An den Vormittagen kommen aber auch Kindergärten und Schulklassen, die die Tierversorgung übernehmen. An den Sonntagen und in den Ferien werden die Tiere von Ehrenamtlichen versorgt.

Welches Feedback bekommen Sie von den Kindern?

Für manche Kinder ist die Farm schon so etwas wie ein zweites Zuhause geworden. Es gibt viele Kids, die unheimlich gerne kommen. Und die Reichweite der Farm ist groß: Eine Erhebung im Jahr 2019 hat gezeigt, dass circa die Hälfte aller Tübinger Kids zwischen acht und zwölf Jahren schon einmal auf der Farm waren.

Warum kommen Kinder so gerne auf die Farm?

Auf der Farm eröffnet sich den Kids ein Freiraum, den sie sonst nicht haben. Und dieser Freiraum tut ihnen gut. Auf der Farm können sie selbst entscheiden, was sie machen, mit wem sie etwas machen, und welches Ziel sie dabei verfolgen. Hier gibt es kein Richtig und Falsch, keine Bewertung. Sogenannte Fehler sind auf der Farm super, weil sie immer Anlass dazu sind, etwas zu lernen oder zu entdecken. In diesem Sinne werden die Kids auf der Farm in ihren Fähigkeiten zur Kreativität und zur Mit- und Selbstverantwortung angesprochen. Die Palette an Möglichkeiten ist dabei riesengroß: Sie können spielen, werkeln, es gibt Verkleidesachen, Musikinstrumente, eine Feuerstelle, eine Küche, Spielfahrzeuge und natürlich die Tiere. Man kann tonen, filzen, malen, Lärm machen, nix tun, beim Bau der Hütten mitmachen und vieles mehr.

Hatten Sie schon einmal ein besonderes Erlebnis auf der Farm?

Auf der Farm passiert eigentlich jeden Tag etwas Besonderes. Beispielsweise dann, wenn ein Kind für sich etwas Neues entdeckt oder sich an etwas Neues herantraut. Oder wenn Kinder Verantwortung für die Gemeinschaft oder die Tiere übernehmen. Oder wenn ein Kind eine tolle Idee hat und diese dann auch umsetzt. Am besten gemeinsam mit anderen.

Was ist für dieses Jahr an Aktionen geplant?

Neben dem Offenen Farmbetrieb, der allen Schulkindern und Jugendlichen offensteht, werden wir auch im diesem Jahr offene Ferienaktionen anbieten. Jedes Jahr ist die Bienensaison für die Farm etwas Besonderes. Ganz toll ist dann auch die Honigernte im Sommer. Dadurch, dass die Kids das Geschehen auf der Farm maßgeblich mitbestimmen, müssen wir schauen, was sonst noch so an Ideen und Aktionen entsteht – wir lassen uns überraschen.

Wie kann man die Farm unterstützen?

Spenden sind natürlich immer willkommen. Und notwendig! Wer mag, kann Mitglied in unserem Verein werden. Und man kann sich unseren Newsletter abonnieren. Darüber fragen wir an, wenn konkrete Hilfe oder Unterstützung bei dem einen oder anderen Projekt benötigt wird.

Fragen von Natalie Eckelt