Nach oben nix und nach unten nix

Saisonabbruch der Ligen lässt alles beim alten: 2. Saison in Folge abgebrochen

Der Beirat des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) beschloss endgültig den Abbruch der Saison 2020/21 – und damit gibt es im Bereich der Amateurligen weder Auf- noch Absteiger.

28.04.2021

Im vergangenen Oktober jubelte der SV Pfrondorf beim Spiel gegen den enttäuschten TSV Ofterdingen (vorne), denn er gewann mit 1:0. Bild: Ulmer

Im vergangenen Oktober jubelte der SV Pfrondorf beim Spiel gegen den enttäuschten TSV Ofterdingen (vorne), denn er gewann mit 1:0. Bild: Ulmer

Was zu erwarten war: Der Beirat des WFV segnete den Vorschlag ab, den Ligabetrieb erst mal einzustellen und auf die Saison 2021/22 zu setzen. Die zweite verlorene Saison in Folge bedeutet das also. Die zweite Saison, in der beim Verband Jungtalente ohne Ende auf der Strecke bleiben werden, weil ihre Fähigkeiten nicht ausgebildet wurden.

Ein paar wenige privilegierte Pseudo-Vertragsspieler in den Bundesliga-Jugendteams durften allerdings ungehindert trainieren und Testspiele veranstalten. Alleine das schon bedeutet einen Glaubwürdigkeitsverlust des DFB ohnegleichen innerhalb der Amateur- und Jugendligen.

Doch was bedeutet der Abbruch für unsere lokalen Teams zwischen Kreisliga und Verbandsliga? Das schwankt, logischerweise, je nach Platzierung zum Zeitpunkt des Abbruchs beziehungsweise zu dem Zeitpunkt, als der letzte Spieltag am Wochenende des 25. Oktober 2020 gespielt wurde.

Es gibt da etliche Teams, die mit der Entscheidung zumindest nicht ganz unglücklich sein können. Aus lokaler Sicht trifft das ganz sicher auf das Landesliga-Team des SSC Tübingen zu. Immerhin belegt es nach 12 gespielten Matches klar den letzten Platz der Liga. Und das mit sage und schreibe zwei Pünktchen. Somit gelangen den Spielern zwei Remis und sie kassierten auf der anderen Seite zehn Niederlagen. Dazu gab es mit 39 Toren die zweitmeisten Gegentreffer, nur Holzgerlingen bekam noch vier Treffer mehr.

So wären zum Stand des Abbruchs die SSCler bereits zwei Mal in Folge sportlich abgestiegen – und erhielten erneut eine Corona-Gnadenfrist. Genauso war es nämlich in der Vorsaison gewesen – gerettet durch Abbruch. Zwar ist Jonathan Annel, der als Trainer erneut verlängert hat, zuversichtlich, dass es in der nächsten Saison 2021/22 besser läuft. Doch das heißt es ja vor jeder Saison.

Dem FC Rottenburg gelangen in derselben Liga acht Punkte in ihren Partien. Das heißt zwar Abstiegsplatz. Doch zum rettenden Ufer fehlten wenigstens nur drei Punkte – zumindest auf den Relegationsplatz. Sechs Punkte Abstand sind es bereits zu einem Nichtabstiegsplatz. Ein Problem, welches Coach Frank Eberle erkennt: „Wir konnten nicht mal schauen, wie sich die neuen Talente entwickelt haben – da flogen uns schon wieder die Inzidenzzahlen um die Ohren.“ Das bedeutete das Trainingsende.

In der Bezirksliga Alb hätten die Teams aus Pfrondorf und Ofterdingen durchaus Chancen auf den Aufstieg gehabt. Den Pfrondorfern fehlten grade mal drei Punkte zum Tabellenführer Pfullingen. Bei den Ofterdingern waren es auch nur vier Punkte. Dabei haben die Steinlachtäler derzeit einen treffsicheren Sturm, der bereits 50 Kisten gemacht hat – im Schnitt sind das fünf pro Spiel. Nach den zehn absolvierten Spielen hätten also noch einige „Tübinger“ Teams sich etwas erhoffen können.

In der Kreisliga A sonnte sich hingegen die SGM Talheim/Öschingen auf dem Platz an der Sonne. Einen Punkt Vorsprung haben sie vor den Dußlingern und zwei vor der TSG Tübingen II. Dass hier abgebrochen wurde, werden einige Teams doppelt und dreifach bedauern. Denn der Kampf um den Meistertitel war hier offen wie selten – und außer den dreien kann man ruhig noch weitere Teams dazu rechnen – wie den TSV Lustnau, Altingen oder sogar den SV Wurmlingen.

Für den TSV Gomaringen aber kann der Abbruch auch eine Art Erlösung sein, um Atem zu holen. Er hat einen raschen Abstieg hinter sich, einen Trainerwechsel, liegt nun auf dem letzten Tabellenplatz und es gab zuletzt ein 0:3 gegen Dußlingen. Am letzten Spieltag durfte er allerdings schon nicht mehr ran.

In der Kreisliga B, Gruppe 6 führt die SGM Kiebingen/Bühl die Tabelle klar an. Sie hat das beste Torverhältnis und außerdem vier Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten, den VfL Dettenhausen. Zudem gewann er das letzte Spiel vor dem Abbruch mit 7:0 gegen Unterjesingen. Doch auch Verfolger VfL Dettenhausen war noch lange nicht am Ende – der siegte ebenfalls mit 7:0. In dem Fall gegen den SV Oberndorf. Für beide Vereine ist es natürlichdoppelt tragisch, dass ausgerechnet in so einem Moment der Spielbetrieb eingestellt wurde. Damit nahm man ihnen die klare Aufstiegschance.

Und was ist mit dem Team, das aktuell am höchsten spielt in der Region – abgesehen vom SSV Reutlingen? Die TSG Tübingen war furios in die Verbandsliga gestartet. In den letzten Spielen allerdings hatte sie, wie man neudeutsch sagt, ein „Ergebnisproblem.“ Tatsächlich verlor sie zwei Mal mit 2:3 Toren, in Leinfelden und gegen Essingen zu Hause. Und jedes Mal spielte sie klasse mit, führte auch (gegen Leinfelden) und bekam beide Male das entscheidende Tor kurz vor Schluss: In der 83. beziehungsweise in der 84. Minute. So rückte sie bis auf wenige Punkte an die Abstiegsplätze heran.

Mit Blick auf den Tabellenplatz ist der Abbruch nicht ganz so tragisch – aber die Spieler wollen kicken, und deshalb ist jeder Abbruch ein harter Schlag für die Fußballer. Egal in welcher Liga sie spielen.Werner Bauknecht

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Erstellt:
28.04.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 29sec
zuletzt aktualisiert: 28.04.2021, 01:00 Uhr

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