Basketballer spielen sich warm

Schwäbische Tigers sind auch von den Badenern aus Karlsruhe nicht zu stoppen

Mit einer wahren Energieleistung im vierten Viertel beendeten die Tigers Tübingen im Spitzenspiel des Zweiten gegen den Dritten die zehn Spiele dauernde Siegesserie der PS Karlsruhe LIONS. Die Playoffs dürfen jetzt kommen.

26.04.2023

Timo Lanmüller (rechts) und Zac Seljaas (links) feiern den schwer erkämpften Sieg. Bild: Ulmer

Timo Lanmüller (rechts) und Zac Seljaas (links) feiern den schwer erkämpften Sieg. Bild: Ulmer

Am Ende setzten sich die Schwaben mit einem 85:76 (37:36)-Erfolg gegen die Badener durch. Nach einem holprigen Start im ersten Viertel kämpften sich die Schützlinge von Trainer Danny Jansson in das Spiel hinein und stellten die Badener vor allem in der Verteidigung vor größte Probleme. Angetrieben wurden sie dabei von 2541 Zuschauern in der extrem lauten Paul Horn-Arena, darunter gut 100 mitgereiste Fans aus Karlsruhe.

Schlussendlich war es jedoch ein 16:3-Lauf zu Beginn des Schlussabschnittes, der dem Tübinger Kontrahenten den Zahn zog. Beim Stand von 72:55 nach 35 Minuten hatten sich die Tigers einen satten 17-Punkte-Vorsprung erspielt. Das war auch der größte Vorsprung des gesamten Spiels.

Karlsruhe war in Minute sieben nach einem 13:0-Lauf beim Stand von 15:9 am weitesten vorne. Das Tübinger Eigengewächs Julian Albus erzielte die letzten Zähler des Laufs mit einem schön verwandelten Dreier.

Entscheidend für die Karlsruher Niederlage waren 19 Ballverluste und zwölf Fahrkarten von der Freiwurflinie (18 von 30 Würfen, 60 Prozent). Topscorer bei Tübingen wurden mit jeweils 18 Punkten Zac Seljaas und Timo Lanmüller, der zudem in der Verteidigung überragte. Delante Jones kam auf elf Punkte, Spielermacher Aatu Kivimäki erzielte zehn Zähler und verteilte acht Assists, Krišs Helamnis markierte zehn Punkte und holte acht Rebounds.

Auf Karlsruher Seite war Lovell Cabill Jr. mit ebenfalls 18 Zählern bester Punktesammler. Center Maurice Pluskota erzielte mit jeweils zehn Punkten und Rebounds ein Double Double.

Beide Teams begannen von Anfang an, die Begegnung sehr intensiv zu führen. Die Tigers zeigten, dass sie im Hinblick auf ein eventuelles Wiedersehen in den Playoffs ein Zeichen setzen wollten. Wie ausgeglichen dieses erste Viertel war, zeigte sich am Zwischenergebnis: Da stand es nämlich 21:19 für die Gegner, ehe es in das zweite Viertel ging.

Mit der ersten Aktion des zweiten Viertels konnte Tübingen in Person von Helmanis zum 21:21 ausgleichen. Nach zwei Minuten leistete sich Helmanis beim Stand von 21:23 jedoch sein zweites Foul: Coach Jansson musste notgedrungen wieder auf eine kleine Aufstellung mit Mateo Šeric als Center umstellen.

Entsprechend war nach 14 Minuten der Score mit 25:25 auf beiden Seiten überschaubar. Nach langer Zeit brachte Lanmüller seine Farben mit einem Dreier zum 28:27 wieder in Führung. Überhaupt bot Lanmüller eine überragende Partie am Samstag. Mit seinen am Ende 18 Treffern blieb er nur einen Punkt unter seiner bisherigen Bestmarke.

Die Tigers hielten unter dem Korb grandios dagegen und so konnten die Gäste aus Karlsruhe von ihrer vermeintlichen Überlegenheit nicht profitieren. In den letzten drei Minuten konnten die LIONS den Rückstand wieder verkürzen, die Begegnung blieb bis zur Halbzeitpause verdammt eng.

Das letzte Highlight setzte Dibba, der mit Ablauf der Sirene aus der eigenen Hälfte traf und die Paul Horn-Arena zum Explodieren brachte. Nachdem der Korb zunächst durch die Referees gegeben wurde, nahmen sie ihn nach lautstarken und hartnäckigen Protesten der Gäste wieder zurück – eine Millisekundenentscheidung. So ging es mit einem 37:36-Zwischenstand für Tübingen in die Katakomben.

Die Tigers starteten mit zwei Dreiern von Kivimäki und Seljaas zum 43:39 nach 22 Minuten in die zweite Halbzeit. Aber auch die Gäste blieben aus der Distanz gefährlich, sodass das Spiel weiter eng blieb. So stand es in der 34. Minute folgerichtig 48:47. Ein richtiger Lauf wollte keinem Team gelingen. Die Hausherren gewährten in dieser Phase den Badenern zahlreiche offene Würfe, die diese aber meist ungenützt ließen. Da aber auch die Wurfquote der Tigers schwach wurde, passierte auf dem Scoreboard reichlich wenig.

Die Schwaben blieben in dieser Phase erneut drei Minuten ohne jeden Zähler. Die Gäste suchten nun immer wieder aggressiv den Erfolg am Korb und kamen so zu vielen Freiwürfen. 94 Sekunden vor dem Ende des Viertels gingen die Gäste durch einen (von vier) Freiwürfen durch Maurice Pluskota mit 52:51 in Führung – Jansson kassierte zuvor auch noch ein technisches Foul. Die nun hitzige Atmosphäre rüttelte die Tigers offenbar wach: Zunächst traf Seljaas einen Dreier zum 54:52 in Minute 29, ehe den Gästen zwei Ballverluste unterliefen. So konnten sich die Hausherren bis zum Ende des Viertels wieder knapp auf 56:52 absetzen.

Die Bühne war also bereitet für ein tolles viertes Viertel. Dieses begann ganz nach dem Geschmack der 2541 Zuschauer, sofern sie den Tigers die Daumen drückten. Dem vierten Foul von LIONS-Topscorer Cabill Jr. folgten fünf Punkte der Tübinger zum 61:52 – Auszeit Karlsruhe (32. Minute).

Die Hausherren nutzten diese Phase der Karlsruher Unsicherheit offensiv wie defensiv gnadenlos aus: Zwei Blocks von Helmanis und ein 10:0-Lauf sorgten für die erste zweistellige Führung eines Temas in diesem Spiel (66:52, 33. Minute). Da wollte auch der bis dahin äußerst unglücklich agierende Šeric nicht hinten anstehen und versenkte einen Dreier mit Ablauf der Wurfuhr.

Seine Erleichterung war bis unter die Hallendecke zu spüren und gab seinem Team weiter Aufwind. Beim Stand von 72:55 nahm Gästecoach Šcepanovic erneut eine Auszeit. Und tatsächlich konnte er den Run der Tigers damit unterbrechen. Den 7:0-Lauf der Gäste konterte dann Seljaas mit einem erfolgreichen Korb zum 74:62.

Spätestens nach dem 79:66 von Kivimäki 120 Sekunden vor der Schlusssirene glaubten nur noch die größten Pessimisten der Tigers-Fans an eine Niederlage. Die LIONS gaben zu keinem Zeitpunkt auf und bewiesen, dass sie neben den Tigers Tübingen tatsächlich das derzeit am schwierigsten zu spielende Team der Liga sind. Die letzte Minute über wurden die Tigers mit Standing Ovations für die Energieleistung belohnt, bis der 85:76-Sieg endgültig feststand.Werner Bauknecht