Der Kommentar

Schwarzärgern, aber fernsehen

20.02.2019

Von Fred Keicher

Früher – bei Gott – war auch nicht alles besser. Aber anders. Zum Beispiel konnte man bei ARD und ZDF schwarzsehen. Viele erinnern sich noch an die alten Zeiten.

Der Rundfunk und das Fernsehen kamen von weit weg. (Deshalb heißt es doch auch „fern“ sehen). Ab und zu kam ein Mensch vorbei, der sich an der Tür als Gebührenbeauftragter vorstellte. Aber erst dann, wenn er einen ins Vertrauen gezogen hatte übers Fernsehprogramm. Der Job war beliebt. Man hat gut verdient dabei und nebenbei tiefe Einblicke ins deutsche Alltagsleben gewährt bekommen.

Von solcher Nähe sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten heute weit entfernt. Die GEZ – die „Gebühreneinzugszentrale“ – heißt jetzt „Beitragsservice“. Der Gebührenbeauftragte ist abgeschafft, weil man als Wohnungsinhaber eh zahlungspflichtig ist. Es ist ein verwirklichter Traum von Bürokratie, die sich auf das Verschicken von Beitragsbescheiden, Mahnungen und Zwangsvollstreckungsbescheiden beschränken kann.

Den Gebührenzahler hält man deutlich auf Distanz: Sie haben etwa eine Frage wegen einer Mahnung? Gibt es da tatsächlich ausstehende Beträge, die „zur Vollstreckung anstehen“? Dann rufen Sie doch mal an! Der Anruf kostet Sie 20 Cents aus dem Festnetz und 60 Cents aus dem Mobilnetz. Und Sie landen im sicheren Hafen einer Ansage vom Band: Alle Mitarbeiter sind gerade beschäftigt. Womit? Natürlich mit den Kunden. Ich habe es wissen wollen, habe zwei dutzend Mal über zwei Wochen verteilt zu immer anderen Tageszeiten angerufen. Weiter als bis zur Ansage „sind beschäftigt“ bin ich nie durchgedrungen.

Natürlich – ich weiß – gibt es auf der „Beitragsservice“-Homepage ein Kontaktformular. Ausgefüllt, abgeschickt. Auch hier bislang keine Antwort. Wahrscheinlich kommt demnächst der Vollstreckungsbescheid.

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Erstellt:
20.02.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 20.02.2019, 01:00 Uhr

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