Die Stadt besser machen

Seit 2009 gilt in Tübingen die Erklärung von Barcelona

Vor zehn Jahren hat die Stadt Tübingen die Erklärung von Barcelona unterzeichnet. Damit hat sie sich dazu verpflichtet, den Zugang von Behinderten zu Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten und allgemein zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde zu ermöglichen. (siehe auch das Interview Seite 2)

27.11.2019

Die Behinderung entsteht an der Barriere – in Tübingen ist das gerne mal das Kopfsteinpflaster der Altstadt. Archivbild: Andrea Bachmann

Die Behinderung entsteht an der Barriere – in Tübingen ist das gerne mal das Kopfsteinpflaster der Altstadt. Archivbild: Andrea Bachmann

Tübingen. „Wie kann es gelingen, das Leben für Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen in der Stadt besser zu machen?“ – so brachte es Tübingens Sozialbürgermeisterin Daniela Harsch beim Pressegespräch am Montag auf den Punkt, was die Erklärung von Barcelona bewirken soll.

Im Dezember 2009 hat die Stadt Tübingen diese Erklärung unterschrieben und sich damit verpflichtet, die Stadt barrierefrei zu gestalten. Dabei geht es keineswegs nur um bauliche Probleme wie zum Beispiel Stufen auf öffentlichen Plätzen und Straßen oder fehlende Aufzüge bei Veranstaltungsräumen. Gehbehinderte, vor allem Rollstuhlfahrer/innen, sind zweifellos die sichtbarste Gruppe von Behinderten. Aber die Stadt soll für alle Menschen mit Behinderung barrierefrei sein: für Bewegungseingeschränkte, für Gehörlose, für Sehbehinderte, für Lernbehinderte und natürlich auch für psychisch kranke Menschen, denen man eine Behinderung oft gar nicht ansehen kann.

Für das Jubiläumsjahr – 10 Jahre Erklärung von Barcelona in Tübingen – hat die Stadt zusammen mit betroffenen Sozialvereinen ein beeindruckend vielfältiges Veranstaltungsprogramm aufgestellt, das am kommenden Dienstag beginnt. Ein wichtiges Anliegen für das große Jahresprogramm war, „möglichst viele zu motivieren, mit zu machen“, erklärte der städtische Inklusionsbeauftragte Uwe Seid. „Die Welle ist ein bisschen ausgelaufen und wir wollen die Gelegenheit nutzen, das wieder anzustoßen.“ Mit dem Ziel, Betroffene zu Beteiligten zu machen.

Als Vertreterin der kooperierenden Vereine war Elvira Martin vom Forum Inklusion am Montag mit dabei und ihr ging es nicht nur um konkrete Projekte. „Unser großes Anliegen ist die politische Teilhabe“, sagte sie. „Wie mache ich das, meine Interessen durchsetzen?“. Es sei nicht ganz unkompliziert, wer in der Stadt für was zuständig ist.

Um drei Punkte möchte sich die Stadt in nächster Zeit besonders kümmern, sagte Elisabeth Stauber, die Leiterin des Fachbereichs Soziales: Um das Recht auf Arbeit, um eine barrierefreie, städtische Internetseite und um die Stadtteiltreffs, die besser erreichbar werden sollen vor allem für Familien mit behinderten Kindern. Angelika Brieschke

Der Auftakt für das Jubiläumsjahr ist am Dienstag, 3. Dezember, um 18.30 Uhr in der Aula Uhlandstraße mit dem Film „Menschsein“. Im Film sprechen Menschen auf der ganzen Welt über ihr Leben mit Behinderung. Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es ein Gespräch mit einem der Filmemacher, dem Tübinger Realschullehrer Dennis Klein. Danach sind alle herzlich eingeladen, eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. https://www.tuebingen.de/10-jahre-barcelona.