Gut unterhalten

Silvester Keller bringt ein Theaterstück von Oscar Wilde auf die Bühne – mit Musik

Silvester Keller ist ein echtes Multitalent. Er macht Comedy, ist als Schauspieler und Regisseur in Film und Theater tätig, macht Kamera, Beleuchtung, Ton und Technik. Er studiert Geschichte und Rhetorik und arbeitet nebenbei in der Gastronomie.

02.11.2017

Silvester Keller ist ein Multitalent. Bild: Philpp Schmidt

Silvester Keller ist ein Multitalent. Bild: Philpp Schmidt

Der TAGBLATT ANZEIGER durfte einen Filmmitschnitt des aktuellen Theaterstücks von Silvester Keller sehen, das Ende November im Sudhaus aufgeführt wird. Bei dem Stück handelt es sich um die klassische Komödie „Ernst sein ist wichtig“ von Oscar Wilde.

TAGBLATT ANZEIGER: Wieso gerade dieses Stück?

Silvester Keller: Ich habe schon zu Schulzeiten in Nagold Theater gespielt und bin dem Theaterverein „Vorhang auf“ beigetreten. Später war ich dann auch bei der Teilzeitbühne dabei. Deren erstes Stück war „Ernst sein ist wichtig“. Ich habe es gesehen, war spontan begeistert und habe mir schon damals in den Kopf gesetzt, es eines Tages selbst zu inszenieren. „Vorhang auf“ hat ermöglicht, dass ich das jetzt verwirklichen konnte.

Wie kamst du an die überzeugenden Darsteller?

Ich war in der angenehmen Position, mir die Perlen aus verschiedenen Gruppen herauspicken zu können. Mit dabei sind vor allem hoch talentierte Leute aus Tübingen und alte Bekannte aus Nagold. Ich habe versucht, die Energien aus den verschiedenen Bereichen, in denen ich unterwegs bin, zu bündeln.

Wie würdest du die Inszenierung beschreiben?

Wir haben etwas auf die Beine gestellt, was in erster Linie gut unterhalten soll. Zugleich wollte ich den Wortwitz von Oscar Wilde und die mitschwingende Gesellschaftskritik einfangen, die eine gewisse Aktualität besitzt.

Inwiefern ist die Gesellschaftskritik aktuell? Das Stück spielt ja in der Londoner Oberschicht Ende des 19. Jahrhunderts.

Es geht um das Spannungsverhältnis zwischen echten Gefühlen und Oberflächlichkeit. Es wirft die Frage auf: Sehen wir wirklich den Menschen oder hängen wir uns an der Oberfläche, dem Schein auf und deuten ihn aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung? Trotz der ironischen Leichtigkeit des Stücks, ist die Tiefe stets präsent, ohne es schwer zu machen und damit den Zuschauer zu bedrücken.

Die musikalischen Einlagen sind im Stück an sich nicht vorgesehen …

Mir war früh klar, dass ich Musik dabeihaben möchte, um das Stück damit zusätzlich zu würzen. Mit Raffael Hummel, der in Nagold „Das musikalische Märchen“ macht, war das überzeugend umzusetzen. Er hat die Lieder komponiert und nach meinen Vorgaben auch die Texte geschrieben. Die Choreografien dazu haben die Darsteller und ich gemeinsam erarbeitet.

Es wird nicht live gesungen, oder?

Nein. Es war von vornherein die Idee, das playback zu machen, weil diese sehr geglättete Form die Hochglanz-Oberschicht am besten auf die Schippe nimmt.

Hast Du eine Lieblingsfigur?

Uh, schwierig, da einen herauszustellen, da ich sie alle gern habe. (denkt nach)

Algernon zeichnet sich dadurch aus, dass er ein wenig zu verstehen scheint und deshalb auch damit kokettiert, wie diese Oberschicht funktioniert. Aber auch Cecily ist ein enorm spannender Charakter. Sie hat eine direkte Art, die ebenfalls entwaffnend für die gesellschaftliche Schicht ist. Das Liebespaar Dr. Chasuble und Miss Prism verbindet für mich die wahrste Liebe im ganzen Stück. Zwei Menschen, die ihr ganzes Leben lang einsam waren und sich am Ende … Ah, das verrate ich besser nicht. (lacht)

Wie lange braucht man, um als Gruppe so ein Stück auf die Beine zu stellen?

Bisher hatten wir circa 30 Proben für die Premiere, haben jetzt aber noch einmal 15 angesetzt, um in die Feinheiten zu gehen und noch mehr rauszuholen, noch präziser zu werden. Das ist auch deshalb wichtig, weil wir eine Rolle umbesetzen mussten. In Tübingen laufen wir mit einem neuen Butler auf. Dadurch ändert sich auch etwas an der Inszenierung. Also wer denkt, ich habe das Stück bereits in Nagold gesehen, wird überrascht werden.

Interview: Philipp Schmidt

Aufgeführt wird das Stück am 26. und 27. November im Sudhaus, jeweils um 19 Uhr,

10 Euro, Karten gibt es im TAGBLATT-Foyer, Uhlandstraße 2.