Hölderlin am Paddel

Simon Zillessen teilt seine Freude am Wassersport

Seit dem Sommer 2020 betreibt Simon Zillessen mitten in Tübingen das „Neckar-SUP“, einen Paddelbrett-Verleih. Seine über gut 15 Jahre gewachsene Begeisterung für den Wassersport möchte der 29-Jährige an die Kunden weitergeben.

08.09.2021

Das Stehpaddeln sieht harmlos aus, ist jedoch ein effektives Ganzkörpertraining. Simon Zillessen verleiht die Boards. Privatbild

Das Stehpaddeln sieht harmlos aus, ist jedoch ein effektives Ganzkörpertraining. Simon Zillessen verleiht die Boards. Privatbild

TAGBLATT ANZEIGER: Was ist „SUP“ genau und welche Vorteile bietet es?

Simon Zillessen: Zunächst einmal steht man beim „Stand-up-Paddling“ auf einem Board, das einem Surfboard ähnelt, und man hat ein langes Paddel in der Hand. Man steht nicht im „Surfstand“, sondern die Fußspitzen zeigen in Paddelrichtung. Durch die stehende Position, den leicht wackeligen Untergrund und die Paddelbewegung, welche durch den Oberkörper und vor allem den Rücken durchgeführt wird, ist der ganze Körper beansprucht und in Bewegung.

Woher kommt SUP und wer
ist die Zielgruppe?

Das Stehpaddeln kommt ursprünglich aus Hawaii. Dort haben Surflehrer ein Paddel genutzt, um schneller vom Strand zu den Surfspots und den Surfschülerinnen und -schülern zu kommen. Daraus entwickelten sich das Stehend-Paddeln und die Trendsportart SUP, welche sich momentan schon fast zum Breitensport entwickelt.

Mittlerweile haben wir Kunden von Jung bis Alt. Unsere jüngste Kundin war drei Jahre (natürlich mit Eltern und Schwimmweste), unser ältester Kunde war ein Tübinger Herr mit 89 Jahren. Er hat einen Einsteigerkurs von seinen Enkeln bei uns geschenkt bekommen. Selber hat er sich nicht getraut zu buchen, da er meinte, das gehe nicht – aber er wollte es unbedingt testen. Und so haben wir einen Kurs mit der ganzen Familie gemacht. Zusätzlich haben wir diverse Hölderlin-Lieder und Gedichte kennengelernt, die er auf und ab geträllert hat.

Wie haben die Coronapandemie und der durchwachsene Sommer das Geschäft beeinflusst?

Da man alleine auf dem Board ist und wir draußen sind, war es für viele Kunden eine schöne Möglichkeit, draußen und mit Abstand Freunde zu treffen. Ebenso haben wir viele Schulklassen, Vereine, Junggesellenabschied und mehr bei uns am Verleih. Der Sommer ist dieses Jahr natürlich etwas launisch. Aber so ist es im Outdoorbereich. Wir freuen uns über jeden sonnigen Tag. Und haben bis zum letzten Septemberwochenende noch geöffnet.

Gibt es Sportarten,
die SUP ähneln?

Das Stehendpaddeln ist schon sehr einzigartig im Paddelsport. In Tübingen gibt es noch die „Paddelfreunde“, ein Verein, der sich allem, was den Kajaksport angeht, verschrieben hat. Sie sind mit Seekajaks, Kajakpolo und Wildwasserkajaks auf dem Neckar unterwegs.

Es gibt mittlerweile ein paar Abwandlungen vom Stehpaddeln, etwa die Fortbewegung mit einem Wing – einem Drachen – und ergänzend oder zusätzlich mit einem Foil, einer Auftriebshilfe. Beides braucht aber Erfahrung und mehr Platz als bei uns auf dem Neckar. Auch braucht man für den Wing natürlich Wind.

Gibt es viele SUP-Verleihe?

In Tübingen sind es zwei plus den Bootsverleih, der auch ein paar Standup-Boards hat. Der andere Mitbewerber hat noch Kanus. Wir haben uns auf das Stehpaddeln fokussiert und bieten neben dem Verleih, bei dem jeder Kunde eine ausführliche Einweisung bekommt, auch Kurse an. Da erklären wir neben Paddeltechnik, Sicherheit und Ortskunde auch noch viel zum Material und den verschiedenen Boardformen. Unser Ziel ist es, dass jeder – egal ob am Verleih oder in einem unserer Kurse – etwas mitnimmt und Freude an dem Sport findet. Ich selbst als Inhaber und langjähriger Wassersportler, aber auch meine Mitarbeiter, sind begeistert vom Stehpaddeln.

Weshalb sollte man ein
Board mieten?

Durch die preiswerten Angebote von SUP-Boards bei Discountern und im Internet ist die Versuchung sehr groß, sich direkt ein Board zu kaufen. Wir haben im Verleih knapp 30 SUP-Boards von unterschiedlicher Größe, Form, Preis- und Qualitätsklasse und von verschiedenen Herstellern. Die Unterschiede sind gewaltig und nicht jedes Board passt zu jedem Kunden.

Ist das Stauwehr als „Grenze“ flussabwärts eher ein Vor- oder Nachteil?

Das ist klar ein Vorteil. Dadurch haben wir die Chance, in Tübingen einen sehr kontrollierten Pegel und auch eine kontrollierte Strömung zu haben. Auch die Wassertiefe ist ausreichend zum Paddeln und Stocherkahnfahren. Für das Stehpaddeln ist es perfekt, da wir durch die wenige Strömung auch gut flussaufwärts paddeln können.

Fragen von Monica Brana

Bis Sonntag, 26. September, ist die Verleihstation des „Neckar-SUP“ in der Tübinger Gartenstraße 6 täglich bis 20 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter: www.neckarsup.de

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Erstellt:
08.09.2021, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 08.09.2021, 01:00 Uhr

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