Etwas für die Seele

Stefanie Bahlinger stellt in Bodelshausen aus

Wer ihre Bilder betrachtet, findet etwas für seine Seele. Stefanie Bahlinger aus Belsen verwendet gerne helle, bunte Farben, ein strahlendes Gelb, ein kontrastierendes Himmelsblau, um eine heitere Welt voller Leichtigkeit und dennoch voll Tiefgang zu schaffen

20.11.2019

Für die Ausstellung hat die Künstlerin erstmals ein dreidimensionales Objekt geschaffen. Bild: Gabriele Böhm

Für die Ausstellung hat die Künstlerin erstmals ein dreidimensionales Objekt geschaffen. Bild: Gabriele Böhm

Seit Jahren sind unter anderem die Darstellungen der Künstlerin zur Jahreslosung einem breiten Publikum bekannt. Unter dem Titel „Blickwechsel“ sind ihre Werke vom 1. Dezember bis 17. Januar im Forum in Bodelshausen zu sehen.

Der Spaß am Malen begleitet Stefanie Bahlinger schon ein Leben lang. „Man musste mir nur einen Stift und ein Blatt Papier geben, schon fing ich an zu zeichnen“, erinnert sie sich lachend. „Pferde, Gesichter – was man halt als junges Mädchen so malt.“ Sie habe durchaus auch draußen mit ihren Freundinnen herumgetobt. „Doch wenn ich malte, versank ich in meiner eigenen Welt.“

Schon ihre Mutter habe mit ihrer floristischen Kreativität Wohnung und Garten verschönert. „Mein Vater war Modellbauer, fotografierte, bastelte, zeichnete. Er konnte ganz spontan ein Kunstwerk schaffen und ist immer noch handwerklich aktiv.“ Harmonie und Perfektion seien ihm sehr wichtig gewesen. Stefanie Bahlinger guckte ihm fasziniert zu, fragte, ließ sich etwas zeigen. Noch heute, sagt die Künstlerin, sei ihr Vater ihr wichtigster Kritiker.

Die Malerei half der gebürtigen Bästenhardterin auch durch Schuljahre in einem fast fensterlosen Raum. „Das war schrecklich. Ich brauche Licht, Luft und Sonne“, meint sie. Nach dem Schulabschluss lernte sie Zahnarzthelferin und nahm sich auch dort die Abdruckmasse, um kleine Objekte zu fertigen. Immer wieder fiel ihr großes Talent auf. „Sie haben Ihren Beruf verfehlt, Sie wollen doch eigentlich Künstlerin sein“, habe sogar ihr Chef zu ihr gesagt. Stefanie Bahlinger fühlte, dass er Recht hatte. „Doch trotzdem hat mich die Zeit als Zahnarzthelferin gelehrt, meine Schüchternheit abzulegen und auf Menschen zuzugehen.“

Schon als Schülerin hatte Stefanie Bahlinger ein Praktikum bei der Textilfirma Pausa in Mössingen gemacht, bekannt für ihre vielen Entwürfe international bekannter, namhafter Künstler. „Dort habe ich dann eine Lehre begonnen, konnte ein Jahr überspringen und machte Textilmustergestaltung zu meinem zweiten Beruf.“ Viele Techniken und die Umsetzung von Designerentwürfen in Siebdruck habe sie dort gelernt. „Es war eine sehr interessante Zeit für mich. Ich bekam Unterricht in Farbenlehre und Entwürfen und lernte viel über Farbe, Form und Ästhetik.“ 1989 und 1993 wurden die Söhne Sascha und Jannik geboren, die, nebenbei bemerkt, auch bereits großes künstlerisches Talent erkennen lassen. Bahlinger trat für die Familie kürzer, bis die ins Schlingern geratene Firma Pause in die Insolvenz ging.

„Als ich wieder arbeiten wollte, hat mich der Sozialbereich interessiert.“ Die Künstlerin wurde Pflegehelferin in Bad Sebastiansweiler. Da sie noch immer in jeder freien Minute malte, wurden Patienten darauf aufmerksam. Wieder bekam sie zu hören: „Was machen Sie eigentlich hier? Sie sind doch Künstlerin!“

Tatsächlich stellte Stefanie Bahlinger in der Straßengalerie Mössingen dann das erste Mal aus. „Ich wollte das machen, was in mir ist, aber hatte trotz der Rückenstärkung durch meine Eltern immer Zweifel, ob jemand meine Bilder haben möchte.“ Die Bilder verkauften sich sehr gut, die Künstlerin bot VHS-Kurse und Workshops an. Da sie auch den kirchlichen Schaukasten mit ihren Bildern gestaltete, wurden manche Werke direkt aus dem Kasten heraus verkauft.

Durch den Kontakt zur Kirchengemeinde schuf sie ab 2003 Bilder für den Altar, passend jeweils zur Predigt über die Jahreslosungen. Pfarrer Martin Brändl war davon so begeistert, dass er die Bilder fotografierte und sie gedruckt in der Kirche und bei Gemeindebesuchen verteilte. Immer wieder mussten die Karten nachgedruckt werden, so gut kamen sie an. 2009 wurden die Kunstwerke in das Programm des Verlags am Birnbach aufgenommen und so einer breiten Masse bekannt. „Wenn ich den Auftrag zur Jahreslosung bekomme, lese ich viel über die Bibelstelle und denke darüber nach. Dann kommen die Inspirationen von ganz alleine.“ Ein Skizzenbuch habe sie immer dabei.

Stefanie Bahlinger stellt oft in Kirchen aus, aber auch in Hotels, Arztpraxen oder Seniorenheimen. Im Januar 2020 erscheint ihre erste Buchillustration zur Krankenhausseelsorge. Auch ein Frauenkalender wurde teilweise mit ihren Werken bebildert. In Kooperation mit der Paramentenweberei in Backnang entstehen Textilien für den kirchlichen Gebrauch. Wer auf der A6 zwischen Heilbronn und Nürnberg unterwegs ist, kann in der Autobahnkapelle Christophorus nicht nur von Stefanie Bahlinger gestaltete Fenster und Türen, sondern auch ihre Texte erleben. Gabriele Böhm

Die Ausstellung „Blickwechsel“ im Forum Bodelshausen wird am Sonntag, 1. Dezember, um 14 Uhr eröffnet.