Mehr als nur Kampf

Stefanie Fiedler unterrichtet Kian-Do in Dußlingen

Stefanie Fiedler ist Kian-Do Trainerin – eine Kampfkunst, die aktuell nur in Frankfurt, Metzingen und Dußlingen gelehrt wird. Das „Ki“ steht für körperliche und geistige Kräfte; „An“ ist das, was man gerne und freiwillig macht und „Do“ bezeichnet den Weg, die Entwicklung, das Persönlichkeitswachstum.

10.10.2018

Stefanie Fiedler in Aktion: Kian-Do-Training. Bild: Philipp Schmidt

Stefanie Fiedler in Aktion: Kian-Do-Training. Bild: Philipp Schmidt

TAGBLATT ANZEIGER: Was ist Kian-Do?

Stefanie Fiedler: Kian-Do ist ein Kampfsport mit Philosophie, also eine Kampfkunst. Entwickelt wurde es aus acht Kampfkünsten, mit dem Schwerpunkt auf effektiver Selbstverteidigung. Die Idee hinter den meisten Techniken besteht darin, mit minimalem Kraftaufwand eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Dem Gründer des Kian-Do, Horst Oswald, der in 16 Kampfsportarten trainiert und mehrere Schwarze Gürtel hat, ist aufgefallen, dass man, um sich wirklich verteidigen zu können, sehr viel Zeit in verschiedene Kampfsportarten investieren muss. Da das nur den wenigsten möglich ist, hat er ein Konzept für effektive Selbstverteidigung zusammengestellt, ohne dabei die traditionellen und schönen Aspekte zu vernachlässigen.

Worin besteht der philosophische Anteil?

Persönliche Entwicklung steht bei uns ganz klar im Vordergrund. Es geht um ein bestimmtes Mindsetting und die eigene Einstellung. Vermittelte Werte wie Höflichkeit, Durchhaltevermögen und Hilfsbereitschaft sollen ihren Weg vom Übungsraum natürlich auch hinaus in die Welt finden.

Kann tatsächlich ein kleines Mädchen gegen einen großen Mann, der ihm Übles will, bestehen?

Das hängt zunächst einmal von der konkreten Situation ab und ob dieses kleine Mädel sich überhaupt traut, es ernsthaft zu versuchen. Natürlich spielt der Unterschied in Größe und Kraft eine Rolle. Ich selbst bin allerdings nicht besonders groß und kann mich gegen fast jeden sehr gut wehren. (lacht)

Kann es nicht sogar manchmal schlecht sein, sich zu wehren?

Selbstverteidigung umfasst mehr als nur den Kampf an sich. Experimente der Psychologen sind eindeutig. Allein Körperhaltung, Mindset und Auftreten können einen zum Opfer machen. Selbstbewusst in die Aktion zu treten, bewirkt meist bereits sehr viel. Ein verärgerter Ruf, Aufmerksamkeit auf sich lenken, kann oft schon ausreichen.

Was hat dich dazu gebracht?

In dem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb, in dem ich aufwuchs, war es das einzige Angebot, das mich ansprach. Eine Freundin hat mich zum ersten Training mitgeschleppt. Dabeigeblieben bin ich, weil es Spaß gemacht hat, weil die Gruppendynamik gestimmt hat und weil die Dinge für mich funktioniert haben. Es ist ja alles dabei. Aufwärmtraining, Tritte und Schläge, Würfe, die cool aussehen und die effektiven Befreiungstechniken. Zu sehen, dass die Techniken mit Eltern und Freunden auf dem Pausenhof auch gut funktionieren, motiviert natürlich.

An wen richtet sich das Trainingsangebot?

An Frauen, Männer, an Jugendliche und an Kinder ab vier Jahren.

Gibt es ein Gürtelsystem?

Ja, es gibt Gürtel und Gürtelprüfungen. Es motiviert insbesondere Kinder, aber auch alle anderen, zu sehen, dass man Level für Level weiterkommt.

Hast du Lieblingstechniken?

(lacht) Ja, die gibt es. Ich mag besonders Griff- und Befreiungstechniken, die Hebel, die Arbeit mit Nervendruckpunkten und auch einige Würfe, Arm-, Bein- und Stocktechniken zählen zu meinen Lieblingen.

Stöcke stehen stellvertretend für Waffen, oder?

Genau, als stockähnlich kann man ja vieles betrachten. Vom Lineal, über den Regenschirm bis zur zusammengerollten Zeitung. Wir üben aber auch Messer-, Pistolen, Ketten- und Seilabwehr.

Hast du persönliche Ziele für das Kian-Do?

Ich möchte das Angebot sehr gerne ausbauen und erweitern, weil es mir selbst sehr viel gebracht hat. Ich zählte einmal zu den schüchternen Menschen, die den Mund schwer aufbrachten und sich eher von anderen fernhielten. Durch das Kian-Do habe ich in vielfacher Hinsicht profitiert, gerade was Selbstvertrauen, Disziplin und sicheres Auftreten in verschiedenen Kontexten angeht. Seit elf Jahren gebe ich das mit großer Freude weiter. Ich plane eine Trainerausbildung, damit mehr Gruppen entstehen und auch Blockseminare sinnvoll angeboten werden können.

Interview: Philipp Schmidt

Trainiert wird in Dußlingen.

Zeiten und anderes Wissenswertes auf: kian-do-dusslingen.de

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Erstellt:
10.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 10.10.2018, 01:00 Uhr

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