Verantwortung für die Zukünftigen

Stofftaschen mitnehmen und Recup-Becher verwenden – wie man Plastikmüll vermeiden kann

Die Tübinger Mitarbeiterin von Greenpeace, Ulrike Beck, erklärt im Gespräch mit dem TAGBLATT ANZEIGER, wie Menschen den Plastikmüll im Alltag reduzieren können.

07.08.2019

Ulrike Beck ist Greenpeace-Mitarbeiterin. Bild: Vivian Viacava Galaz

Ulrike Beck ist Greenpeace-Mitarbeiterin. Bild: Vivian Viacava Galaz

Wir produzieren im Alltag zu viel Plastikmüll und das ist ein großes Risiko für die Umwelt. Eine Studie aus dem Umweltbundesamt hat festgestellt, dass im Jahr 2016 in Deutschland pro Person circa 220 Kilogramm Plastikprodukte angefertigt wurden. Aus diesem Grund wird überlegt, wie wir Deutschen das ändern können. Dafür hat die Umweltorganisation Greenpeace einige Tipps parat.

Es gibt im Supermarkt viele Produkte mit Verpackungen. Wie kann das im Alltag reduziert werden?

Auf dem Wochenmarkt lässt sich vieles direkt in mitgebrachte Dosen oder Gläser verpacken. So spart man nicht nur Müll, sondern hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Produkte aus der Region kommen. Ebenso könnte das Obst und Gemüse direkt in Stofftaschen oder in den Einkaufskorb.

Außerdem kann man im Unverpackt-Laden sich Lebensmittel in mitgebrachte Gefäße abfüllen und spart Plastiktüten und Plastikverpackung.

Ansonsten gilt einfach immer: Stofftaschen oder -säckchen mitnehmen. Darin lassen sich auch wunderbar Obst und Gemüse einpacken und transportieren. Auch lässt sich an den Fleisch-, Wurst-, und Käsetheken nachfragen, ob das Gekaufte in den mitgebrachten Behälter gelegt werden kann.

Sollte der Supermarkt die Verantwortung für den Plastikmüll übernehmen?

Ich denke, dass die Supermärkte in der Hinsicht Verantwortung übernehmen können, dass sie Möglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen, keine Plastiktüten zu nehmen. Zum Beispiel, dass sie an ihrem Obst- und Gemüsestand keine dünnen Plastiktüten mehr aushängen, sondern konsequent reine Papiertüten oder eben besagte Stoffsäckchen anbieten. Oder, dass Gemüse und Obst soweit wie möglich einfach unverpackt angeboten wird.

Außerdem könnten sie natürlich auch die Plastiktüten an ihren Kassen komplett abschaffen.

Wie ist die Situation beim Plastikmüll in Tübingen?

Seit Dezember 2018 gibt es in Tübingen das Pfand-System des Recup-Bechers. Man geht in eine Bäckerei oder ein Geschäft, das bei der Initiative mitmacht und kann sich dort zum Beispiel einen Becher Kaffee zum Mitnehmen holen. Man bekommt dafür den Becher gegen 1 Euro Pfand und kann ihn dann später in einem anderen Geschäft, das sich auch beteiligt, wieder abgeben. Dort bekommt man auch das Pfand wieder zurück. Das spart große Mengen der Einweg-Papp-Becher ein.

Weiterhin plant Tübingen – als erste deutsche Gemeinde überhaupt – eine Steuer auf Einwegverpackungen in Cafés, Imbissbuden und Geschäften einzuführen.

Damit soll vor allem das unbedachte „to go“ unattraktiv werden. Die Steuer würde für Verpackungen von Lebensmitteln gelten, die zum Verzehr unterwegs bestimmt sind – wie etwa Pizzakartons, Nudelboxen oder Becher für „Coffee to go“.

Das Marktforschungsinstitut Sinus hat entdeckt, dass mehr als zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen Angst vor dem Klimawandel haben. Welche Rolle spielen die jugendlichen Generationen?

Ich glaube, dass Kinder und Jugendliche den Erwachsenen noch viel deutlicher vor Augen führen, was es heißt, dass ihre Zukunft massiv von der Klimakrise beeinflusst werden wird. Deutlicher, als Erwachsende es jemals tun können. Die meisten Eltern sind bestrebt, dass es ihren Kindern gut gehen und sie ein gutes Leben haben sollen. Und sie tun alles dafür, indem sie ihnen zum Beispiel ein gutes Zuhause geben und die Möglichkeit auf eine gute Bildung bieten.

Wenn nun genau diese Kinder und Jugendlichen sagen, dass sie ihr zukünftiges Leben und das Leben ihrer eigenen Kinder durch den Klimawandel bedroht sehen, dann nimmt eine solche Aussage nochmal eine ganz andere Dimension an. Es macht viel deutlicher, dass wir alle eine Verantwortung für das Leben und die Lebensumstände der Zukünftigen haben.

Interview von Vivian Viacava Galaz

https://www.tuebingen.greenpeace.de/

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Erstellt:
07.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 07.08.2019, 01:00 Uhr

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