Aus der Luft und zu Fuß (59)

Sulzau

02.01.2019

Von Andrea Bachmann / Bilder: Erich Sommer

Sulzau

Sulzau, „das kleine freundliche, gegen raue Winde wohl geschützte Dorf“, wie eine Oberamtsbeschreibung aus dem 19. Jahrhundert berichtet, ist mit gerade einmal 315 Einwohnern der kleinste Teilort von Starzach und weil es abseits der Neckartalstraße liegt, ein wirklich abgeschiedenes kleines Dörfchen. Der Mangel an Infrastruktur wird wettgemacht durch eine besonders malerische landschaftliche Lage des oberen Neckartales.

Mitten in diesem wunderschönen Landschaftsschutzgebiet liegt der Golfclub Schloss Weitenburg, der über einen Meisterschaftsplatz mit 18 und einen öffentlichen „Einsteigerplatz“ mit neun Löchern verfügt. Die Anlage wurde 1984 von dem ehemaligen Bundestrainer und Lehrer von Bernhard Langer, Heinz Fehring, entworfen. Der sah in dem kurvenreichen Neckar eine Chance für einen ganz besonderen „Platz am Fluss“: Wer die 18 Löcher schaffen will, muss fünfmal den Neckar überqueren und kann sich dabei von Silberreihern oder einem schwarzen Milan beobachten lassen, die das sportliche Naturparadies nach wie vor als ihren Lebensraum betrachten.

Die kleinste Pfarrei hat auch die kleinste Kirche, allerdings ist Sankt Georg in Sulzau ein echtes kleines Schmuckstück, das um das Jahr 1500 zum ersten Mal erwähnt wird und 1869 als neugotische Schlosskapelle direkt neben dem Sulzauer Schlössle neu erbaut wurde. Um die letzte Jahrtausendwende wurde es umfassend renoviert, zuvor waren Boden und Bänke so morsch, dass die Mesnerin regelmäßig Holzwurmmehl zusammen kehren musste. Mit den Deckengemälden, die den heiligen Georg zeigen, und dem prachtvollen Hochaltar bietet das Kirchlein jetzt eine schöne Atmosphäre für die rund 160 Sulzauer Katholiken.

Den Namen Sulzau hat der Ort vermutlich von ehemaligen Salzquellen. Auf dem Bergsporn oberhalb des Dorfes stand die Burg der Herren von Siegburg. Als Berno von Siegburg 1060 zu einer Pilgerreise aufbrach, nutzte sein Bruder Arnold die Gelegenheit, die Burg zu plündern. Berno war nicht besonders amüsiert. Er trat ins Kloster Hirsau ein und verschenkte seinen gesamten Besitz, zu dem auch der Weiler Sulzau gehörte.

Über die Jahrhunderte hinweg wurde das Dorf von Besitzer zu Besitzer weitergereicht, bis es 1495 mit der Weitenburg vereinigt wurde und Teil der nach ihr benannten Herrschaft blieb. 1721 kam es an Josef Rupert Raßler von Gamerschwang, 1805 unter württembergische Staatshoheit und 1973 entschieden sich die Sulzauer/innen bei einem Bürgerentscheid mit überdeutlicher Mehrheit, der neu gebildeten Gemeinde Starzach beizutreten. Sulzau ist keine reine Schlafstätte. Da sorgen sicherlich die Vereine mit dazu: Sulzau verfügt über eine rührige Feuerwehr und seit einigen Jahren auch über eine Narrenzunft. Andrea Bachmann / Bilder: Erich Sommer

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Erstellt:
02.01.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 02.01.2019, 01:00 Uhr

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