Unter der Gürtellinie

Tägliche Beleidigungen an den Tübinger Teststationen

An den Corona-Teststationen in der Tübinger Innenstadt herrscht oft ein rauer Ton. Mitarbeiter berichten von täglichen Beleidigungen (siehe auch den Kommentar auf Seite 2).

09.06.2021

An den Stationen wird das Testen rund 15 Minuten vor Ablauf der Öffnungszeiten beendet. Die Viertelstunde wird für die Auswertung der Tests benötigt. Bei starkem Andrang kann sogar noch früher mit dem Testen aufgehört werden. Wer einen Test braucht, sollte sich deshalb rechtzeitig in eine Warteschlange stellen. Bild: Dennis Duddek

An den Stationen wird das Testen rund 15 Minuten vor Ablauf der Öffnungszeiten beendet. Die Viertelstunde wird für die Auswertung der Tests benötigt. Bei starkem Andrang kann sogar noch früher mit dem Testen aufgehört werden. Wer einen Test braucht, sollte sich deshalb rechtzeitig in eine Warteschlange stellen. Bild: Dennis Duddek

Tübingen. Bereits seit über drei Monaten gibt es die Teststationen in der Tübinger Altstadt. Das Personal wird dort häufig beleidigt. „Richtig angefangen mit den Beleidigungen hat es, als wir damals keine Auswärtigen mehr testen durften“, erzählt eine der Testerinnen, die seit Beginn des Tübinger-Projektes an der Station bei der Stadtbücherei beschäftigt ist. „Mittlerweile häufen sich die Beleidigungen beispielsweise immer dann, wenn wir jemanden, der sich nicht ausweisen kann oder zu spät kommt, nicht testen.“ Beleidigungen wie „Arschloch“, „Depp“, „Mach doch deinen Scheiß-Job“ und „Du kannst gar nichts entscheiden, teste einfach“ seien bereits Alltag an den Stationen.

Ein anderer Tester hat sich an die täglichen Beleidigungen fast schon gewöhnt: „Es gibt eigentlich keinen Tag, an dem man nicht mindestens ein- bis zweimal mit verbalen Angriffen unter der Gürtellinie beleidigt wird.“ Lange Wartezeiten in der Schlange vor der Teststation sind für ihn keine akzeptable Begründung für die Ausfälligkeiten.

Die Corona-Teststationen in Tübingen werden im Auftrag der Stadt betrieben. „Grundsätzlich bekommen die Teststationen sehr viele positive Rückmeldungen, weil die Menschen dankbar sind, dass sie so unkompliziert Schnelltests machen können“, erklärt Claudia Salden auf Nachfrage des TAGBLATT ANZEIGERs. Wenn die Leute gegen Ende der Öffnungszeiten an den Teststationen merken, dass sie nicht mehr dran kommen, habe es vereinzelt Ärger und Beschwerden gegeben, räumt die städtische Pressesprecherin ein.

Auch das Wetter wirkt sich auf die Arbeit an den Stationen aus. „Wir haben schon gemerkt, dass die Nachfrage bei schönem Wetter und vor allem am Wochenende sehr hoch ist“, sagt Salden. „Deswegen haben wir auch das Testangebot erweitert: An Samstagen und Sonntagen ist zusätzlich die Teststation am Europaplatz geöffnet und die Stationen am Haagtor und in der Friedrichstraße haben länger auf.“ Dennis Duddek