Die Prinzessin aus dem Dunkeln

Tigersclaw produziert Musik zwischen Jettenburg und Moskau

27.12.2017

So sieht es üblicherweise bei Tigersclaw aus: Elena Minina ist nur virtuell im Jettenburger Studio, wo Aleksandar Baier (links) die Songs abmischt; rechts: Drummer Ralf Neumann. Bild: Jürgen Spieß

So sieht es üblicherweise bei Tigersclaw aus: Elena Minina ist nur virtuell im Jettenburger Studio, wo Aleksandar Baier (links) die Songs abmischt; rechts: Drummer Ralf Neumann. Bild: Jürgen Spieß

Jettenburg/Moskau. Über das Medium Internet verbindet Musik über Länder und Kontinente hinweg: So wie zwischen der russischen Sopransängerin Elena Minina und Aleksandar Baier, dem Mastermind des Jettenburger Musikprojekts Tigersclaw. Die Beiden haben sich zwar noch nicht persönlich kennengelernt, aber von Rechner zu Rechner zwischen Moskau und Jettenburg mehrere Musikvideos und ein Album aufgenommen, das inzwischen weltweit von Kanada über Japan bis in die USA vertrieben wird.

In Kontakt kamen die Beiden mehr oder weniger durch Zufall auf Instagram, als Elena auf der Suche nach inspirierender Heavy-Musik ein „Like“ unter das Foto von Aleksandar setzte. Dieser meldete sich umgehend mit der Nachricht zurück, dass er gerade auf der Suche nach einer Sängerin sei, die seine Heavy-Rock-Kompositionen mit ihrer Stimme begleitet. Die Moskauer Sopranistin, die Operngesang studierte und bei „The Voice of Russia“ bis ins Finale vorgestoßen war, hörte sich ein paar Musikbeispiele von Tigersclaw an und war sofort begeistert von dem melodischen Symphonic-Metal: „Zum Rockbereich fühlte ich mich schon immer hingezogen und hier wusste ich nach ein paar Takten, dass das gut passen könnte“, so die 33-jährige Sopranistin.

Danach stürzten sich die Beiden sogleich in die Arbeit, um ihren Traum von einem gemeinsamen Album zu verwirklichen. Und so funktionierte die Netz-Kooperation in der Praxis: Aleks spielte zunächst in seinem Jettenburger Heimstudio seine Kompositionen mit E-Gitarre und Keyboard ein, schickte sie dann als MP3-Dateien zu Elena nach Moskau und die sendete ihre eingesungenen Gesangparts übers Internet zurück. Bis die Songs fertig abgemischt waren und der Gesang perfekt zu den Melodien passte, war aber noch viel Austausch und Arbeit angesagt: „Ich habe Elena immer meine Ausarbeitungen zugeschickt und sie um ihre Meinung gebeten. Das ging dann oft bis spät in die Nacht“, berichtet Aleksandar Baier beim Gespräch mit dem TAGBLATT ANZEIGER in seinem Jettenburger Studio und fügt hinzu: „Sie ist eine kolossale Sängerin. Sämtliche Files, die ich von ihr zurückbekommen habe, hatten eine Top-Qualität.“

Erst als Musik und Texte optimal zusammenpassten und beide mit dem Ergebnis zufrieden waren, wurden die Songs von Aleks abgemischt und das Debütalbum „Princess of the Dark“ über das Winnender Plattenlabel „7us“ veröffentlicht. Zur Verstärkung holte sich Aleksandar Baier noch den Reutlinger Drummer Ralf Neumann ins Studio, der den harten Heavy-Rhythmus beisteuerte.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt Tigersclaw bereits vor zehn Jahren. Damals noch gemeinsam mit der Sängerin Ute Nigmann, mit der Aleksandar ebenfalls sphärische, hardrockige Musik machte. Die Sängerin aus Schwäbisch Gmünd musste das Projekt Tigersclaw jedoch aus beruflichen Gründen aufgeben und so kam Elena aus Moskau ein halbes Jahr später wie gerufen. Rau und möglichst naturbelassen wirkt die Musik auch in der neuen Besetzung, die ebenso sphärische Pop-, Heavy- und Symphonic-Elemente einfließen lässt. Die englischsprachigen Texte sind eher Nebensache. Was zählt, ist die Musik.

Ausgangspunkte sind oft zerbrechlich anmutende Songs, melodieverliebt und keyboardgetragen. Mal passen Vergleiche mit den hymnischen Heavysongs der Band Nightwish, dann könnte die Gothic-Band In Extremo Pate gestanden haben. In den Sphären, wo sich das Duo am wohlsten fühlt, kreisen die 13 Stücke versonnen um bombastische Harmonien. In diesem Kosmos gibt häufig die Gitarre oder das Keyboard des 53-jährigen Heavy-Metal-Musikers Aleks den Ton an. Er entscheidet, ob der Trip zurück in die 1970er Jahre oder in die Zukunft geht.

Tigersclaw zeigen Entwicklungspotenzial, und sie haben so viel Musik in sich, dass da noch viel mehr draus werden kann. Denn über den rauen Symphonic-Klängen stehen stets starke Melodien, begleitet von der hellen, sphärischen Stimme Elena Mininas, die im Frühjahr erstmals nach Jettenburg kommt, um ihren Duopartner endlich persönlich kennenzulernen. Jürgen Spieß

Das Album „Princess of the Dark“ ist in allen Plattenhandlungen und über das Internet erhältlich.

Mehr über dieses ungewöhnliche Projekt gibt es unter

www.tigersclaw.rocks