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Traumautos aus dem Ausland importieren

Wer sich in Deutschland einen Neuwagen kaufen möchte, der hat es vergleichsweise einfach: Modell aussuchen, zum Autohaus seiner Wahl fahren und sich den neuen fahrbaren Untersatz vom freundlichen Verkäufer nach seinen Wünschen konfigurieren lassen. Auch bei neueren Gebrauchten ist es ähnlich einfach und selbst bei vielen Old- und Youngtimern – sofern diese deutsche oder zumindest nach Deutschland exportierte Modelle sind.

23.06.2016

Von S. Strenzel

Bel-Air, Mustang, Camaro, Spitfire, Barracuda: Wer bei solchen und ähnlichen Namen an motorisiertes Blech denkt, hat wohl sicher auch schon mal davon geträumt, einen solchen Namensträger nach Deutschland zu importieren. Einfach und billig ist das jedoch in den seltensten Fällen. / Mariusz Blach - Fotolia 

Bel-Air, Mustang, Camaro, Spitfire, Barracuda: Wer bei solchen und ähnlichen Namen an motorisiertes Blech denkt, hat wohl sicher auch schon mal davon geträumt, einen solchen Namensträger nach Deutschland zu importieren. Einfach und billig ist das jedoch in den seltensten Fällen. / Mariusz Blach - Fotolia 

Was aber, wenn sich der Traumwagen Plymouth Superbird, vielleicht Ford Falcon Ute oder VW Citi Golf nennt? Alles Fahrzeuge, die in dieser Form niemals den offiziellen Weg nach Europa schafften und im Extremfall auch nur in sehr wenigen Exemplaren gebaut wurden:

• Der Plymouth Superbird war eine nur für ein Jahr gebaute Spielart des Plymouth Road Runner, ein Super-Muscle-Car und wurde nur knapp 3000 Mal gefertigt.

• Der Ford Falcon Ute ist ein Vertreter der praktisch nur in Australien beheimateten und dort extrem beliebten Fahrzeuggattung Utility Vehicle – kurz: Ute. Mit einer Ladefläche ähneln Utes Pick-Up-Trucks, aber basieren auf einem normalen PKW.

• Der Citi Golf ist eine von VW Südafrika noch bis 2009 produzierte Variante des Golf – außen gleicht der Wagen dem hierzulande schon 1983 eingestellten Golf 1, unterm Blech steckt aber modernere Technik aus späteren Golf- und Polo-Modellen.

Und wenn dann die eigene automobile Leidenschaft nur durch den Erwerb eines solchen Vehikels gestillt werden kann, ist guter Rat in den meisten Fällen auch buchstäblich teuer: Denn der Wagen muss aus seinem Heimatland importiert werden. Das schlägt nicht nur in Reisekosten zu Buche, sondern auch teilweise kräftigen Summen für die Überführung und nicht zuletzt für die meist notwendigen Umbauten, damit das automobile Ziel der Träume auch der deutschen Straßenverkehrszulassungsordnung entspricht. Im Folgenden daher eine Schritt-für-Schritt Anleitung für den Import von älteren Liebhaberfahrzeugen, beginnend mit dem Import aus dem EU-Ausland.

1. Ein Auto aus einem anderen EU-Land einführen

Wer die Citroen DS  (die beiden Buchstaben ergeben das Wortspiel (la) Déesse – die Göttin) aus Frankreich importieren will, hat es einfach: Das Auto wurde auch hierzulande verkauft, sodass der TÜV-Prüfer sehr leicht an entsprechende Unterlagen herankommen kann. / enrico scarsi - Fotolia

Wer die Citroen DS  (die beiden Buchstaben ergeben das Wortspiel (la) Déesse – die Göttin) aus Frankreich importieren will, hat es einfach: Das Auto wurde auch hierzulande verkauft, sodass der TÜV-Prüfer sehr leicht an entsprechende Unterlagen herankommen kann. / enrico scarsi - Fotolia

Steht der Citroen Ami 6 kurz hinter Paris, der Morris Minor in Sussex dann ist die Sachlage zwar etwas schwieriger als beim Kauf in Deutschland, aber immer noch vergleichsweise einfach und das Auto kann auf einschlägigen Messen schnell den Fans vorgeführt werden:

Als EU-Bürger ist es grundsätzlich problemlos möglich, in einem der Union zugehörigen Land ein Auto zu erwerben. Los geht es also mit der Ausstellung einer internationalen Versicherungskarte gefolgt vom Kauf eines Kurzzeitkennzeichens des jeweiligen Landes. Ist der Wagen nicht fahrbereit oder will der Käufer auf die ganzen Formalitäten der Kurzzeit-Anmeldung verzichten, bietet es sich alternativ an, das Fahrzeug schlicht und ergreifend auf einem Hänger zu überführen. Aber Achtung: Mit dem normalen Klasse-B-Führerschein, der ebenfalls überall in der EU gilt, dürfen nur Hänger bis zu einem Gesamtgewicht von 750kg gezogen werden – viel zu wenig für ein Auto. Wer keinen Ärger riskieren will, benötigt den Führerschein BE, der die zulässige Gesamtmasse auf 3500kg hochschraubt.

Angekommen in Deutschland beginnt jedoch der Verwaltungsakt: Bei den meisten Klassikern wird keine EWG-Übereinstimmungsbescheinigung beiliegen, die eine problemlose Anmeldung ermöglicht. Deshalb sieht die Vorgehensweise folgendermaßen aus:

Obwohl in der BRD Rechtsfahrgebot gilt, gibt es keine gesetzliche Vorgabe, dass das Lenkrad links sitzen muss: Britische Fahrzeuge müssen deshalb an dieser Stelle nicht zwingend umgebaut werden. Obwohl in der BRD Rechtsfahrgebot gilt, gibt es keine gesetzliche Vorgabe, dass das Lenkrad links sitzen muss: Britische Fahrzeuge müssen deshalb an dieser Stelle nicht zwingend umgebaut werden. / leopold - Fotolia

Obwohl in der BRD Rechtsfahrgebot gilt, gibt es keine gesetzliche Vorgabe, dass das Lenkrad links sitzen muss: Britische Fahrzeuge müssen deshalb an dieser Stelle nicht zwingend umgebaut werden. Obwohl in der BRD Rechtsfahrgebot gilt, gibt es keine gesetzliche Vorgabe, dass das Lenkrad links sitzen muss: Britische Fahrzeuge müssen deshalb an dieser Stelle nicht zwingend umgebaut werden. / leopold - Fotolia

• Ein TÜV- oder Dekraprüfer nimmt eine Vollabnahme des Fahrzeugs vor nach § 21 StVZO vor. Dies ist eine Art umfangreichere Hauptuntersuchung, für deren Bestehen das Fahrzeug aber zwingend deutschen Regularien entsprechen muss. Es müssen also deutschen Normen konforme Blinker ebenso verbaut werden, wie andere Dinge, die bei in Deutschland angemeldeten Wagen Pflicht sind – freilich geht es auch umgekehrt, wenn hierzulande Verbotenes ausgebaut werden muss. Vorteil: Bei einem europäischen Auto stehen auch die Chancen sehr hoch, dass der Prüfer in seinem Archiv bereits Unterlagen zu diesem Fahrzeugtyp hat. Je nach Rechercheaufwand fallen für diese Untersuchung aber 200 und mehr Euro an.

• Ist das Auto älter als 30 Jahre, bietet sich zudem auch bei der gleichen Prüfung die Einstufung als Oldtimer an, was mit steuerlichen und versicherungsrechtlichen Vorteilen verbunden ist.

• Mit den Unterlagen der Vollabnahme, sowie den Originalpapieren des Wagens, dem Versicherungsnachweis, dem Kaufvertrag, Personalausweis sowie (falls vorhanden) den alten ausländischen Kennzeichen geht es anschließend zur Zulassungsstelle, wo das Auto dann ganz normal wie jeder andere Gebrauchtwagen zugelassen werden kann.

Danach steht dem Fahrvergnügen rein rechtlich nichts mehr im Weg. Doch was für Laien schon beim Import aus der EU kompliziert klingt, wird bei Autos aus anderen Ländern noch einmal wesentlich aufwendiger.

2. Ein Auto aus einem anderen Kontinent einführen

Das folgende Problem kommt wesentlich öfter vor, als mancher vielleicht denken mag: Ein USA-Urlaub und irgendwo im Hinterhof neben dem Hotel steht er: DER Traumwagen, von dem man schon als Kind geträumt hat und der hierzulande nicht unter hohen fünfstelligen Summen den Besitzer wechselt. In Amerika kostet ebendieses Fahrzeug aber vielleicht nur einige Tausend Dollar. Da ist die Verlockung mehr als groß, den Wagen vor Ort zu kaufen und zu importieren.

Grundsätzlich gilt jedoch: Von Spontankäufen in der weiten Welt ist grundsätzlich erst einmal abzuraten. Und zwar aus mehreren Gründen: Alte Pick-Ups wie dieser Chevrolet ½ Ton Truck aus den 1950ern waren in ihrem Heimatland massenproduzierte Lastesel und sind dort demenstprechend günstig. Ein Truck in gleichem Zustand würde in Deutschland ein Vielfaches kosten. Da lockt verständlicherweise  der Import ob des gringen vor-Ort-Kaufpreises. / forcdan - Fotolia

Grundsätzlich gilt jedoch: Von Spontankäufen in der weiten Welt ist grundsätzlich erst einmal abzuraten. Und zwar aus mehreren Gründen: Alte Pick-Ups wie dieser Chevrolet ½ Ton Truck aus den 1950ern waren in ihrem Heimatland massenproduzierte Lastesel und sind dort demenstprechend günstig. Ein Truck in gleichem Zustand würde in Deutschland ein Vielfaches kosten. Da lockt verständlicherweise  der Import ob des gringen vor-Ort-Kaufpreises. / forcdan - Fotolia

Grundsätzlich gilt jedoch: Von Spontankäufen in der weiten Welt ist grundsätzlich erst einmal abzuraten. Und zwar aus mehreren Gründen:

• Auch wenn der Kaufpreis selbst gering sein mag, muss, um beim Beispiel USA zu bleiben, das Auto erst einmal vom Kauf-Ort zu einem Hafen transportiert werden. Dann geht es per Seecontainer über den Atlantik und anschließend von Hamburg, Rotterdam oder einem anderen europäischen Hafen nachhause.

• Bei einer solchen Seereise treten fast immer Schäden an Blecht und Lack auf, da das Verladen und der Transport - gelinde gesagt - ruppig vor sich gehen.

• Anschließend warten sämtliche zulassungstechnischen Regularien, die bereits beschrieben wurden.

Unterm Strich können sich die Kosten für all das so weit aufsummieren, dass der vermeintlich so günstige Ford Mustang sich zu einem Finanzgrab entwickelt. Daher gilt besonders bei US-amerikanischen,  australischen oder sonstigen ausländischen Fahrzeugen die Maxime: Erst wenn der deutsche oder zumindest europäische Markt absolut gar nichts Vergleichbares hergibt, sollte an diese Option gedacht und dann genau die Kosten verglichen werden.

Und dann sollte der erste Schritt zu Importfirmen führen, die sich darauf spezialisiert haben, Autos im „Amiland“ zu erwerben und nach Deutschland zu bringen. Bei diesen, unter dem Suchbegriff „US Car Import„ zu findenden Häusern fällt der gesamte Vor-Ort-Aufwand eines solchen Kaufs weg. Der Kunde sucht sich ein Fahrzeug aus und genau das wird importiert.

Allerdings: Auch diese Variante kostet nicht eben wenig, denn die Unternehmen lassen sich den weiter unten aufgelisteten Aufwand gut bezahlen, eignet sich aber besonders für seltene Fahrzeuge, da diese Firmen ihre Quellen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben und sehr viel zielgerichteter suchen können.

Bringt jedoch auch diese Suche nichts, geht es nicht ohne Englischkenntnisse. Folgendes Beispiel soll verdeutlichen, wie immens aufwendig und teuer ein solcher Privatimport eines US-Fahrzeugs werden kann.

1. Nach erfolgloser Suche im EU-Automarkt finden Sie Ihren Wunschwagen online in einem Vorort von Miami. Zusätzlich vom Verkäufer angeforderte Fotos sind vielversprechend.

2. Nun muss der Interessent sich selbst vor Ort begeben, um das Auto zu inspizieren.

3. Steht der Verkauf (Certificate of Title unbedingt aushändigen lassen), muss der Wagen zu einem Seehafen transportiert werden. Da er in diesem Beispiel nicht weit von Miami entfernt steht, bleibt der Preis im Rahmen.

4. Im Hafen muss ein Überseecontainer gemietet werden. Dieser kostet versichert zwischen 750 und 1200 Euro. Bei großen US-Cars passt auch nur eines in einen solchen Container, sodass hier keine Einsparmöglichkeiten mit einem zweiten Auto bestehen.

5. Anschließend will auch der Transport selbst bezahlt werden. Hier fallen im Extremfall weitere 2000 Euro an.

6. Um durch den US-Zoll zu kommen, muss das erwähnte Certificate of Title vorgelegt werden, andernfalls gibt es keine Ausfuhrgenehmigung.

7. In Deutschland angekommen, muss der Wagen durch den Zoll. Das bedeutet: Auf den Kaufpreis werden 19% deutsche Mehrwertsteuer (Einfuhrumsatzsteuer) aufgeschlagen – zuzüglich einer Zollgebühr von 10% des Kaufpreises bei PKW. Ist das Auto älter als 30 Jahre, kann unter Umständen eine verringerte Zollgebühr von nur 7% anfallen – jedoch nur dann, wenn das Fahrzeug historische Bedeutsamkeit hat.

Angesichts dieser umfangreichen Schritte wird deutlich, dass der Privatimport eines Fahrzeugs von außerhalb der EU in der Tat wohlüberlegt sein sollte – und zudem wirklich nur letzte Option, nachdem alle anderen Wege, um an das Traumauto zu gelangen, fehlgeschlagen sind. Grundsätzlich gilt: Billig ist ein solcher Import niemals, auch nicht bei unschlagbaren Wechselkursen und vergleichsweise Allein die Kosten für einen Überseecontainer gehen in die Tausende. Zudem kann es vorkommen, dass der Wagen vor dem Verladen wochenlang ungeschützt irgendwo am Hafen steht – bevor ihn dann die unter Zeitdruck stehenden Verlader nicht gerade schonend in den Container befördern. Hier sind Schäden praktisch vorprogrammiert. / jcpjr - Fotolia

Angesichts dieser umfangreichen Schritte wird deutlich, dass der Privatimport eines Fahrzeugs von außerhalb der EU in der Tat wohlüberlegt sein sollte – und zudem wirklich nur letzte Option, nachdem alle anderen Wege, um an das Traumauto zu gelangen, fehlgeschlagen sind. Grundsätzlich gilt: Billig ist ein solcher Import niemals, auch nicht bei unschlagbaren Wechselkursen und vergleichsweise Allein die Kosten für einen Überseecontainer gehen in die Tausende. Zudem kann es vorkommen, dass der Wagen vor dem Verladen wochenlang ungeschützt irgendwo am Hafen steht – bevor ihn dann die unter Zeitdruck stehenden Verlader nicht gerade schonend in den Container befördern. Hier sind Schäden praktisch vorprogrammiert. / jcpjr - Fotolia

8. Anschließend muss das gesamte, im ersten Kapitel genannte Prozedere von Vollabnahme, den sehr wahrscheinlichen Umbauten und der Anmeldung durchlaufen werden.

Angesichts dieser umfangreichen Schritte wird deutlich, dass der Privatimport eines Fahrzeugs von außerhalb der EU in der Tat wohlüberlegt sein sollte – und zudem wirklich nur letzte Option, nachdem alle anderen Wege, um an das Traumauto zu gelangen, fehlgeschlagen sind. Grundsätzlich gilt: Billig ist ein solcher Import niemals, auch nicht bei unschlagbaren Wechselkursen und vergleichsweise niedrigem Kaufpreis.

Fazit

Ein Auto zu importieren ist immer mit einer Menge Aufwand verbunden. Selbst für die exotischsten Fahrzeugträume sollten Interessenten deshalb immer zunächst versuchen, hierzulande auf den einschlägigen Online-Portalen sowie insbesondere Fan-Foren bestimmter Marken oder Typen fündig zu werden. Dies vor allem, weil selbst ein teures, aber bereits in Deutschland angemeldetes ausländisches Fahrzeug einen massiven Vorteil hat: Es ist verzollt und hat bereits die Vollabnahme samt Umbauten hinter sich. Erst danach sollte der Blick ins Ausland schweifen – insbesondere dann, wenn das jenseits der Grenzen der Europäischen Union liegt.

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Erstellt:
23.06.2016, 15:38 Uhr
Lesedauer: ca. 5min 29sec
zuletzt aktualisiert: 23.06.2016, 15:38 Uhr

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