Viel Regen gewünscht

Über die Ernten der Bauern in der Region entscheidet das Wetter

Der Agrarmarkt ist globalisiert. Über den Erfolg vor Ort entscheidet der Regen.

20.03.2019

Ohne Regen geht’s nicht auf dem Acker und die Wasservorräte sind nur halb gefüllt. Archivbild: Metz

Ohne Regen geht’s nicht auf dem Acker und die Wasservorräte sind nur halb gefüllt. Archivbild: Metz

Eines kann Jörg Kautt, der Bauer aus Immenhausen mit Sicherheit sagen: „Der Getreidepreis geht nach Süden.“ Wie auf den Landkarten, dort ist Süden immer unten. Kautt ist der Kreisobmann der Bauernverbandes. Als Verbandspolitiker und Bauer kann er sich keine Kirchturmpolitik leisten. „Wir haben ein Geschäft, bei dem wir viele Parameter gar nicht in der Hand haben“, sagt er. Der Getreidepreis – zum Beispiel – hänge davon ab, wie viel Weizen in Russland gesät wird, erklärt Kautt.

Dafür hat es kaum Auswirkungen auf den Weizenpreis, dass der Rapsanbau deutlich zurückgeht. Und der geht zurück, weil einige Pflanzenschutzmittel aus dem Verkehr gezogen worden sind. „Das macht den Rapsanbau umständlich und unattraktiv.“ Mehr Weizen werde deshalb aber nicht angebaut. „Wir haben eine Fruchtfolge“, erklärt Kautt, Raps zähle dabei als Hackfrucht, die im Wechsel zu Getreide angebaut wird. Bei Kautt wiederholen sich die Feldfruchtarten alle fünf Jahre. Das erhält die Bodenfruchtbarkeit und hält Pflanzenkrankheiten im Zaum. Die „Kamikaze-Fruchtfolge“, wie Kautt sie nennt, bei der immer nur Raps und Weizen abgewechselt werden – was in Norddeutschland eine Zeitlang üblich gewesen ist –, die lehnt der Immenhauser Landwirt ab.

Über die Ernten der Bauern der Region entscheidet das Wetter, das von weit herkommt. Eine arktische Kaltfront lässt im Frühjahr alles erfrieren. Im Sommer bringt trockene Kontinentalluft aus Russland klappernde Dürre. Oder Windströme transportieren aus der Sahara roten Wüstensand und drückende Hitze. Was fehlt, das sind die atlantischen Tiefs, die Regen bringen. „Es könnte sein, dass wir dieses Jahr kriegen, was wir letztes Jahr befürchtet haben“, sagt Kautt mit großer Gelassenheit. Die Dürre ist nämlich 2018 für die Region Neckar und Alb glimpflich ausgegangen. Das übrige Deutschland hat eine nie da gewesene Dürre erlebt.

Allerdings sind auch hier in der Region die Wasservorräte erschöpft, sagt Katharina Weiß vom Amt für Landwirtschaft des Kreises Tübingen. Bis zwei Meter Tiefe waren auch hier die Böden vollkommen trocken. Einen Regenüberschuss brachte der Dezember. Januar und Februar hatten ein Regendefizit. Die teils ergiebigen Regenfälle jetzt im März haben das Wasserreservoir im Boden wieder gefüllt, aber nur bis etwa 60 Prozent, schätzt Weiß. Die Landwirtschaft gehe mit einem deutlichen Regendefizit in die Wachstumsperiode. Nichts wird sehnlich gewünscht als Regen, mehr Regen, noch mehr Regen. Fred Keicher

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20.03.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 20.03.2019, 01:00 Uhr

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