Der Kommentar

Dämonische Hasen

03.03.2021

Von Martina Fischer

Verrückt wie ein Märzhase, „mad as a march hare“, sagen die Briten zu Menschen, die sich ein wenig auffällig verhalten. Und tatsächlich sieht man im März die Feldhasen-Männchen auf bizarre Weise ihre Revierkämpfe austragen. Dabei jagen sich die Rammler hakenschlagend über die Felder oder stellen sich auf die Hinterbeine und „boxen“ sich in schnellen Schlägen mit ihren Vorderpfoten, wobei sie sich ganze Fellbüschel ausreißen.

Der Feldhase stammt ursprünglich aus den Steppen Osteuropas und besiedelt heute fast ganz Europa. Lepus europaeus, wie er wissenschaftlich heißt, ist ein Nagetier und gehört zur Gattung der Echten Hasen. Als Kulturfolger bewohnt er die offenen Nutzflächen, seltener die Wälder. Sein Ruhelager ist eine flache, in den Boden gescharrte Mulde, die auch „Sasse“ genannt wird. Hier hinein setzt die Häsin bis zu viermal im Jahr bis zu sechs Junge, die bereits behaart und sehend zur Welt kommen und Nestflüchter sind. Das Fell der Feldhasen ist oberseitig graubraun, zum Teil gelblich oder rötlich getönt. Die Bauchseite und Schwanzunterseite sind weiß.

Der Name Hase kommt vom angelsächsischen Wort „haso“ oder „hasa“ und bedeutet so viel wie bleich, matt oder grau. Früher nannte man ihn nur den „Grauen“, ein Deckname, da man das Tier wegen seines angeblich dämonischen Wesens nicht beim wahren Namen nennen durfte. Unsere Vorfahren bezeichneten die Hexen auch als „Hasenfrauen“, weil der Hase ihr Lieblingstier war. Hexen können sich durch Salbung mit Hasenfett in Hasen verwandeln, man erkennt sie aber daran, dass sie größer als gewöhnlich sind, einen dicken Kopf haben und gerne auf den Hinterbeinen stehen.

Als Gegenzauber trägt man deshalb Hasenpfoten und Hasenhaare bei sich. Ein über den Weg laufender Hase war von übler Vorbedeutung, besonders wenn er von links kam, dann sollte man sich dreimal nach ihm umdrehen, um die Gefahr zu bannen.

Wegen seiner exzessiven Fortpflanzungstätigkeit wurde er zum Fruchtbarkeitssymbol und bringt als Osterhase die Ostereier. Bereits Herodot sagte ihm eine Superfötation nach, wobei die Häsin in der Lage sei, trotz schon bestehender Trächtigkeit, erneut befruchtungsfähig zu sein. Und tatsächlich bestätigen neueste Forschungsergebnisse diesen fortpflanzungsbiologischen Sonderfall von zwei sich überschneidenden Trächtigkeiten. Durch diese außerordentliche Fruchtbarkeit war der Hase bei unseren Ahnen die personifizierte Lüsternheit und Erotik und Papst Zacharias verbot daher im Jahre 755 den Verzehr von Hasenfleisch mit dem Hinweis auf dessen aphrodisierende Wirkung.

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Erstellt:
03.03.2021, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 03.03.2021, 01:00 Uhr

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