Melancholie als Melodie

Vona lässt sich von seinen Gefühlen zum Schreiben von Liedern inspirieren

Vona (alias Dominik Vona) singt von Kindheit an. Die Lieder des 28-jährigen Sängers aus Tübingen reflektieren aktuelle Situationen und Gefühle. Das letzte Mal ist er beim Tübinger „Tanks-Giving“ in der Panzerhalle aufgetreten. Wir haben ihn während seines Urlaubs in Italien befragt.

09.09.2020

Auf der Bühne fühlt sich Vona frei und glücklich. Bild: Dennis Duddek

Auf der Bühne fühlt sich Vona frei und glücklich. Bild: Dennis Duddek

TAGBLATT ANZEIGER:

Wie kamen Sie zur Musik?

Vona: Die Musik war seit meiner frühen Kindheit ein Teil von mir. Früher habe ich mit meiner Schwester und meiner Mutter meist abends gesungen oder Musiker gespielt, dann bin ich mit der Zeit einer geworden.

Was bedeutet Musik für Sie?

Musik ist für mich eine Art Heimathafen. Dieses Stück Heimat kann ich mit um die Welt nehmen. Gerade wenn ich im Urlaub bin, dann gibt es Songs von mir, die mich immer an meine Heimat erinnern.

Haben Sie eine/n bestimmte/n Sänger/in als Vorbild?

Ich habe nicht wirklich ein festes Vorbild, das ich seit meiner Kindheit liebe. Bei mir wandelt sich das Ganze immer etwas. Es gibt aber durchaus immer wieder Künstler/innen, die mich sehr inspirieren. Im Moment finde ich zum Beispiel Ed Sheeran sehr interessant. Meist sind es aber nicht die Künstler/innen an sich, die mich begeistern, sondern ihre verschiedene Facetten, die mich inspirieren.

Wie würden Sie sich selbst

in ein paar Worten charakterisieren?

Lustig, melancholisch, nachdenklich und auf jeden Fall sehr spontan und durchaus auch sehr chaotisch. Ein bisschen süß bin ich aber auch manchmal. Am wichtigsten für meine Lieder ist dabei aber die Melancholie. Mein Zugang zur Musik ist vor allem durch sehr melancholische Momente in meinem Leben geprägt, die mich zum Nachdenken bringen. Manchmal kommt durch meine Musik auch das Extrovertierte in mir nach außen, sodass ich etwas auf den Putz hauen kann!

Haben Sie als Künstler ein

Ziel oder Motto?

Auf jeden Fall ganz viel Spaß haben und auch Spaß bereiten. Mein Ziel ist es, vor möglichst vielen Leuten zu spielen und diese mit meinem Gesang glücklich zu machen.

Während der Corona-Zwangspause habe ich gemerkt, welche Kraft ein solches Konzert hat. Ein Konzert verbindet sehr viele Menschen mit einem völlig unterschiedlichen Alltag. Und wenn es ein gutes Konzert war, gehen alle mit einem tollen Gefühl nach Hause, sowohl die Künstler als auch ihr Publikum.

Was macht Ihre Musik zu etwas Besonderem?

Ich bin in meiner Art, Lieder zu schreiben, verdammt ehrlich. Die Musik drückt aus, was direkt aus meinem Herzen kommt, meine Musik besteht aus meinen Gefühlen und Erlebnissen. Meine Lieder und Konzerte sind immer von meiner Stimmung abhängig. Die Musik ist für mich ein Ventil oder auch ein Zugang zu meinem Inneren. Manchmal erfahre ich selbst erst beim Schreiben meiner Lieder, was mit mir im Moment los ist und welche Probleme mich belasten.

Wie empfinden Sie die Corona-Zeit?

Sie ist für mich sehr spannend. Ich gehe in dieser Zeit verschiedene Phasen durch. Ganz am Anfang hatte ich, wie sehr viele andere wahrscheinlich auch, große Angst. Danach fand ich es aber sehr spannend, zu erleben, wie es ist, wenn die Welt mal stillsteht. Erst dann habe ich gemerkt, wie schnell wir uns alle eigentlich täglich auf der Erde bewegen. Ich finde es in dieser Zeit aber auch sehr spannend, mich auf die kleinen Dinge im Alltag zu konzentrieren und diese auch schätzen zu lernen, wie zum Beispiel das Kochen oder sportliche Betätigung. Die Corona-Krise regt mich auch dazu an, meine Karriere zu reflektieren und darüber nachzudenken, was ich schon erreicht habe und welche Ziele ich mir noch stecken will. Ich habe mich in dieser Zeit zum Beispiel auch von meiner Booking-Firma getrennt.

Ärgern Sie sich über Menschen, die Corona nicht sonderlich ernst nehmen?

Ich würde nicht sagen, dass ich mich über die Leute wirklich ärgere. Ich selbst kann das Verhalten von Menschen, die keine Rücksicht auf andere nehmen, nur nicht wirklich nachvollziehen. Ich finde es verantwortungslos, wenn man sich weigert, Menschen vor einem Virus zu schützen, weil man beispielsweise Freizeitaktivitäten wichtiger findet. Aber ich glaube, das ist ein allgemeines Problem, das auch schon vor Corona existiert hat. Ich finde, jeder sollte auf seine Mitmenschen achten und dafür muss man im Alltag eben auch Änderungen in Kauf nehmen. Aber natürlich heißt das nicht, das man gegenüber solchen Themen keine kritische Meinung haben darf, aber man sollte nicht immer laut aufschreien.

Von welcher Situation aus Ihrem Leben hätten Sie gerne ein Video?

Da fällt mit spontan meine letzte Trennung ein, nach der ich abends zusammengekauert und traurig in meinem Hotelzimmer saß. Das wäre ganz sicher ein krasses Video. Ein schöner Moment aus meinem Leben wäre mein erster Kuss. Dieses Erlebnis kann ich nicht wiederholen, aber ich möchte mich gerne mein ganzes Leben lang daran erinnern.

Was ist Ihr Schlüssel zum Glück?

Den Schlüssel suche ich immer wieder. Wichtig sind mir vor allem gute Menschen um mich herum. Wenn man es schafft, gute Menschen in seinem Umfeld zu haben, die einen auch unterstützen, dann ist das sehr viel wert und man sollte es schätzen und das auch nach außen zeigen! Mir ist aber auch gutes Essen sehr wichtig. Ein noch so schlechter Tag kann durch ein gutes Essen am Abend durchaus gerettet werden.

Was sind die drei wichtigsten Dinge in Ihrem Leben?

Familie und Freunde, natürlich die Musik und meine Freiheit. Freiheit wird von vielen Menschen unterschätzt oder für selbstverständlich angesehen. Unfreiheit blockiert das Leben. Frei ist man nur, wenn man nirgends eingesperrt ist, sich guter Gesundheit erfreut und keine großen Probleme hat. Jeder Mensch sollte frei sein. In Wirklichkeit ist die Freiheit aber ein Privileg, das nur wenige Menschen genießen.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie auf eine Bühne treten und anfangen zu singen?

Für mich ist das auch eine Art Freiheit. Das habe ich gerade auf meinem letzten Konzert in Tübingen so empfunden. Es war das erste Mal seit knapp zwei Jahren, dass ich wieder auf der Bühne stand. Deshalb hatte ich durchaus etwas Angst und Respekt vor der Situation. Ich fühlte mich wie ein Fisch, den man nach langer Zeit wieder ins Wasser setzt und schwimmen lässt. Vor diesem Konzert in Tübingen hatte ich sehr viel Stress. Denn meine neue Band wurde erst kurz vorher zusammengestellt. Doch als ich dann auf der Bühne stand, ist alles von mir abgefallen. Sobald ich bei einem Konzert vor den Menschen stehe und sie sehe, weiß ich, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und fühle mich einfach glücklich und frei.

Fragen von Dennis Duddek

Vona singt am heutigen

Mittwoch um 19.30 Uhr auf der Freilichtbühne Killesberg.

Zum Artikel

Erstellt:
09.09.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 17sec
zuletzt aktualisiert: 09.09.2020, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen