Feuerberge auf der Alb

Vor Millionen von Jahren entstanden auf einer Fläche von 40 mal 50 Kilometern rund 360 Vulkane, die

Auf dem Weg durchs Ermstal Richtung Bad Urach sehen wir bei Dettingen/Erms rechts einen spitzen kleinen Bergkegel, der sich nicht so recht in die umgebende Juralandschaft einfügen möchte: den Calverbühl.

14.04.2021

Der Calverbühl bei Dettingen/Erms ist einer der auffälligen Vulkanschlote der Schwäbischen Alb. 1871 pflanzte die Gemeinde Dettingen auf dem Gipfel eine Friedenslinde. Bild: Arndt Spieth

Der Calverbühl bei Dettingen/Erms ist einer der auffälligen Vulkanschlote der Schwäbischen Alb. 1871 pflanzte die Gemeinde Dettingen auf dem Gipfel eine Friedenslinde. Bild: Arndt Spieth

Im Erdzeitalter des Miozäns vor 17 bis 11 Millionen Jahren entluden sich hier in der Mittleren Alb gewaltige Kräfte. Auf einer Fläche von 40 mal 50 Kilometern entstanden rund 360 Vulkane, die heute als „Schwäbischer Vulkan“ zusammengefasst werden. Zahlreiche verborgene Schlote konnten nur mithilfe geophysikalischer Methoden kartiert werden. Da die vulkanischen Aktivitäten schon weit zurück liegen, sind die Vulkanmerkmale nur noch in einigen Fällen wahrnehmbar und ganz selten sind Schlotspitzen an der Oberfläche sichtbar. Der Vulkanismus war hier unterirdisch und diese vulkanischen Härtlinge wurden durch den Abtrag der Juraschichten freigelegt.

Einer dieser auffälligen Vulkanschlote ist der Calverbühl bei Dettingen an der Erms. Er ist zwar nicht so groß und so bekannt wie einige andere Vulkanschlote des Schwäbischen Vulkans, zum Beispiel die Limburg, der Jusi oder das Randecker Maar. Dafür besticht der Calverbühl durch seine markante Kegelform und seinem magmatischen Tuffgestein mit zahlreichen Laiplli (hasel- bis walnussgroße Lavabröckchen, die beim Vulkanausbruch hochgeschleudert wurden). Seine dunkle Kegelspitze unterscheidet sich dadurch deutlich vom hellen Gestein der umgebenden Juraberge. Geophysikalische Messungen haben ergeben, dass am Calverbühl zudem eine starke geomagnetische Anomalie auftritt, die durch die vorhandenen ferromagnetischen Minerale (vor allem Magnetit) des vulkanischen Gesteins verursacht wird. Laut Geologischem Landesamt entstand diese geomagnetische Besonderheit durch Blitzschlagmagnetisierungen. Bei Gewittern müssen immer wieder Blitze in die Gipfelkuppe eingeschlagen haben, wodurch dort Kompassnadeln von der Nordrichtung abgelenkt werden.

Heute gilt der 509 Meter hohe Calverbühl als Hausberg Dettingens und auf seiner Spitze stand wohl bis Mitte des 16. Jahrhunderts die Calverbühlkapelle, zu der alljährlich am Markustag Bittgänge stattfanden. Der Markustag (25. April) zählt zu den wichtigen Lostagen in der Landwirtschaft und die Markusbittgänge sollten die weitere Entwicklung des Wetters günstig beeinflussen. Dieser Brauch ist heute noch in den katholischen Gegenden Süddeutschlands, der Schweiz und in Österreich lebendig.

1871 pflanzte die Gemeinde Dettingen eine Friedenslinde auf dem Gipfel, ein weiteres Erkennungsmerkmal des Bühls. Von hier oben hat man bei klarer Sicht einen schönen Blick über Dettingen und das Erms- und Neckartal bis hin zum Stuttgarter Fernsehturm. Richtung Westen erhebt sich der Reutlinger Georgenberg und der Jusi, die auch zum Schwäbischen Vulkan gehören. Dazwischen sieht man die Achalm. Sie ist ein Zeugenberg der Alb und hat keinen vulkanischen Ursprung. Heute beweiden Ziegen die Hänge und halten den Calverbühl von unerwünschtem Baumbewuchs frei. Arndt Spieth

Wie kommt man hin?

Mit der Ermstalbahn (Metzingen-Bad Urach) fährt man bis zum Haltepunkt Dettingen-Mitte. Man überquert das Gleis und folgt der Vogelsangstraße in Richtung Osten. Im Keckbronnenweg hält man sich rechts und wandert über die B27 hoch zum ausgeschilderten Calverbühl.

Mit dem Auto fährt man von der B28 nach Dettingen ab, kommt durch den Ort und biegt fast am Ende der Karlsstraße rechts in den Keckbronnenweg ein. Vom Wanderparkplatz Kirschenweg an der B28 ist es auf dem ausgeschilderten Wanderweg nur ein Spaziergang zum Calverbühl.

Auf dem Calverbühl ist die erstarrte Magma auch heute noch gut zu erkennen. Bild: Arndt Spieth

Auf dem Calverbühl ist die erstarrte Magma auch heute noch gut zu erkennen. Bild: Arndt Spieth

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Erstellt:
14.04.2021, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.04.2021, 01:00 Uhr

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