Der Kommentar

Südschleswigsche HipHop-Partei

22.09.2021

Von Angelika Brieschke

Vor kurzem habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Wahl-O-Mat ausprobiert. Sie wissen schon, dieses Frage-Antwort-Ding im Internet, das einem dabei helfen soll, zu entscheiden, welche Partei man nächsten Sonntag wählen soll. Vielmehr, das einem helfen soll, zu erkennen, welche Partei am ehesten die eigenen Interessen vertreten wird.

Ich wollte allerdings das Gegenteil: Ich wollte wissen, ob die Partei, die ich wählen werde, mir auch vom Wahl-O-Mat ausgerechnet wird. Ob also meine Vorstellung darüber, was die Partei vertritt auch mit deren veröffentlichtem Wahlprogramm übereinstimmt. Auf der Grundlage der Parteiprogramme werden ja die Wahl-O-Mat-Fragen formuliert und gewichtet.

Das Ergebnis? Meine Wunsch-Partei landete nicht auf Platz 1, sondern erst auf dem 6. Rang. Das gab mir zu denken und ich überprüfte die fünf, die davor lagen. Dann war ich beruhigt: Drei davon kann ich gar nicht wählen, weil sie nicht in Baden-Württemberg vertreten sind und zwei sind so jenseits jeder Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen, dass ich da auch nicht weiter drüber nachdenken muss. In jedem Fall hatte ich eine vergnügliche halbe Stunde mit dem Wahl-O-Maten.

Unglaublich, was da für Parteien zur Bundestagswahl antreten. Von etlichen habe ich noch nie gehört und weiß nun auch, warum: Ich kann die nicht wählen. Sie treten nämlich gar nicht in unserem Ländle an: die „Bayernpartei“ zum Beispiel oder der „Südschleswigsche Wählerverband“. Wo die zu Hause sind, erkennt man schon am Namen. Aber auch die „V-Partei³“, also die „Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer“, die „du“-Partei („Die Urbane. Eine HipHop Partei“) oder die „LfK“ („Partei für Kinder, Jugendliche und Familien – Lobbyisten für Kinder“) gibt’s nur für Wählerinnen und Wähler in anderen Bundesländern.

Dafür haben wir hier zum Beispiel mehr oder weniger exklusiv „diePinken/Bündnis21“, das „Bündnis C – Christen für Deutschland“ und die „Bürgerbewegung für Fortschritt und Wandel“.

Insgesamt treten 40 Parteien an, davon 24 in Baden-Württemberg. Die Parteienlandschaft ist unglaublich bunt, da wird sicher auch eine für Sie dabei sein: Gehen Sie wählen am Sonntag!

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Erstellt:
22.09.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 22.09.2021, 01:00 Uhr

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