Aus der Luft und zu Fuß (64)

Wachendorf

06.02.2019

Von Andrea Bachmann / Bilder: Erich Sommer

Wachendorf

Wachendorf ist mit 1244 Einwohnern der größte Ortsteil der Gemeinde Starzach. Schön gelegen in der schwäbischen Toskana und mit einer schönen historischen Ortsmitte, die vom Schloss der Freiherren von Ow-Wachendorf dominiert wird.

Die Herren von Ow werden 1095 zum ersten Mal in einer Urkunde genannt, vier Jahre später ist zum ersten Mal von dem Ort Wachendorf die Rede. Mit dem Bau des Schlosses, das direkt neben der Kirche steht und seit 1841 durch einen Verbindungsgang mit ihr verbunden ist, begann man im Jahr 1500. Ein halbes Jahrhundert später baute Hans von Ow anlässlich seiner Hochzeit mit Rosina geb. Markgräfin von Baden ein weiteres Haus. Fortan nannte man den bestehenden Gebäudeteil altes und den Anbau neues Schloss. Mittlerweile sind beide durch einen Torbogen miteinander verbunden. 1574 entstand der Rundturm. Im Torgewölbe erzählt eine Deckenmalerei die Geschichte der Adelsfamilie, die 1681 von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde.

Das Schloss wird immer noch von der Familie von Ow bewohnt. Als Mitte des 19. Jahrhunderts Geschichte und da vor allem das Mittelalter en vogue wurde, fing die Familie an, eine historische Sammlung anzulegen. Dazu gehören Familienerbstücke aller Art aus mindestens drei Jahrhunderten. Das Prunkstück ist eine mittelalterliche Renntartsche, einer der ältesten erhaltenen Turnierschilde überhaupt. Andere Familienmitglieder verlegten sich lieber auf archäologische Artefakte wie alemannische Totenbäume und wieder jemand fand sein Sammlerglück in der Kirchenkunst und rettete eine spätgotische Kanzel aus der Eutinger Kirche vor dem Feuertod.

Familie von Ow lebt mitten in diesem Kuriositätenkabinett, das vermutlich die bedeutendste Privatsammlung dieser Art im Landkreis ist. Besichtigen kann man sie nur auf Anfrage. Wer vom Schloss weiter schlendert zum Hirtenbrünnle findet dort das sogenannte Mesnerhaus. 2002 wurde es gelb gestrichen und bekam blaue Fensterläden. So passt es sich farblich dem Schloss an und sorgt für den feinen Gesamteinruck der Wachendorfer Ortsmitte. Vermutlich wurde das Haus 1792 von einem Steinmetz erbaut, seit über 150 Jahren ist es im Besitz der Familie Drössel. 1914 übernahm Leopold Drössel im zarten Alten von 17 Jahren das Amt des Mesners: der Kirchendiener musste in den Krieg ziehen und so wurde dem ältesten Ministranten der Gemeinde das Amt übertragen, der es anschließend an Sohn und Enkel weiter vererbte.

Mittlerweile ist das Haus mit viel Liebe zum Detail saniert worden. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt, die Fenster für heutige Verhältnisse klein und neue Möbel werden nur angeschafft, wenn sie durch das schmale Treppenhaus passen. Andrea Bachmann

Bilder: Erich Sommer

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Erstellt:
06.02.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 06.02.2019, 01:00 Uhr

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