Ein vielfältiges Angebot

Was es mit den vielen neuen Wegweisern im Naturpark Schönbuch auf sich hat

11.05.2022

„Es ist wichtig, dass man das weiße Feld nicht unberücksichtigt lässt“, betont Schönbuchpark-Mitarbeiterin Christine Bengel-Fritz, „denn da steht, für welchen Weg das Schild gilt.“ Und da sich Rundwege auch kreuzen können, lohnt sich ein Blick auf diese Stelle immer. Bilder: Angelika Brieschke

„Es ist wichtig, dass man das weiße Feld nicht unberücksichtigt lässt“, betont Schönbuchpark-Mitarbeiterin Christine Bengel-Fritz, „denn da steht, für welchen Weg das Schild gilt.“ Und da sich Rundwege auch kreuzen können, lohnt sich ein Blick auf diese Stelle immer. Bilder: Angelika Brieschke

Im Naturpark Schönbuch gibt es ein neues „Besucherleitsystem“, für dessen Einführung Naturpark-Mitarbeiterin Christine Bengel-Fritz zuständig war und ist. Der TAGBLATT ANZEIGER war mit ihr auf einem Wanderweg im Schönbuch unterwegs.

Was sollte man wissen über die neuen Wegezeichen?

Christine Bengel-Fritz: Die wichtigste Unterscheidung ist: Es gibt gelbe und grüne Schilder. Die gelben Schilder sind für Streckenwege, also Wege von A nach B.

Die grünen weisen immer Rundwege aus. Das sind Wege für einen typischen Sonntagnachmittag, die können zwar schon mal 15 Kilometer lang sein. Sie sind aber meist so zwischen 5 bis 8 Kilometer, so dass man das an einen Nachmittag gut laufen kann.

Da sich zwei Rundwege auch überschneiden können, muss man aufpassen, dass man auch der richtigen Runde folgt. Das kann man in dem weißen Feld auf dem Wegweiser sehen: Da steht immer, wie der Weg heißt.

Und: In der Spitze des Wegweisers ist immer das Zeichen für den Weg. Das ist das Zeichen, das man auch unterwegs trifft. Zum Beispiel ist für die „Früchtetrauf“-Premiumwanderwege immer ein Apfel das Zeichen.

Deswegen sollte man auch die Spitze des Schildes genau anschauen, denn da ist das Wanderzeichen abgebildet, das unterwegs immer wieder irgendwo angebracht ist.

In welchem Abstand auf dem Weg sind die Wanderzeichen angebracht?

Das ist unterschiedlich. Das Motto ist: So häufig wie nötig und so wenig wie möglich. Aber wenn mir nach circa 500 Metern kein kleines Zeichen wieder begegnet ist, dann bin ich falsch. Und wenn unterwegs nur noch ein gelber Wegweiser kommt, dann ist man nicht mehr auf dem Rundweg. Wegweiser sind auf jeden Fall angebracht, wenn ein „gelber“ Weg sich mit einem „grünen“ kreuzt.

Wie viele Kilometer sind im Schönbuch ausgeschildert?

Insgesamt stehen 400 Kilometer für Wanderer und Spaziergänger zur Verfügung. Meistens ist ein Wanderparkplatz der Start. Manchmal braucht es von dort oder von einem nahegelegen ÖPNV-Haltepunkt einen kurzen Zuweg zum eigentlichen Rundweg.

Für Radfahrende sind es insgesamt 370 Kilometer, davon 100 für die Mountainbiker. Das ist nicht gerade ein Überangebot.

Tatsächlich? Gibt es nicht viel mehr Wanderer im Schönbuch als Radfahrer?

Das Verhältnis Radfahrer zu Wanderer ist ungefähr 50 zu 50. Früher waren es mehr Wanderer, aber das hat sich so vor 10, 15 Jahren gedreht und jetzt mit den E-Bikes sind noch mehr Nutzer – so nennen wir die Waldbesucher – mit dem Rad unterwegs. Früher hätte sich die ältere Generation gut überlegt, den Schönbuch mit dem Rad zu erkunden. Mit dem E-Bike ist das keine Frage mehr.

Haben Sie das Leitsystem selber entwickelt?

Das System ist keine Erfindung von uns. Die Konzeption ist vom Schwäbischen Albverein, der das nach und nach in seinem ganzen Vereinsgebiet einführen möchte. Das ist schon gut. So haben zum Beispiel alle Rundwege nicht nur im Schönbuch, sondern im ganzen Albvereinsgebiet das gleiche Wanderzeichen: einen gelben Kreis.

Wir haben am Anfang viel mit Bürgerbeteiligung gemacht, was die Strecken betrifft und auch die verschiedenen Nutzergruppen. Wir wollten ja nicht, dass wir einen Radweg beschildern und die Radler sagen dann, dass das total langweilig ist.

Insgesamt haben wir viele von den alten Wegen übernommen und bei den Wegen vom Schwäbischen Albverein haben wir nur behutsame Veränderungen gemacht. Aber bei den Rundwegen ist sehr viel verändert worden, vor allem haben wir sie mehr an die Randbereiche gelegt.

Warum?

Wir haben die Rundwege auf die Gemeinden hin ausgerichtet, um auch mal einen Landschaftswechsel ins Offenland zu ermöglichen. Jede an den Schönbuch angrenzende Gemeinde wurde angefragt, ob sie einen eigenen Rundweg haben möchte.

Das sind Naherholungsangebote für die eigene Bevölkerung. Deswegen sind die Rundwege auch von den Gemeinden finanziert und gut angelegtes Geld. Die Kosten variieren je nach Länge und Anzahl der Rundwege, so hat beispielsweise ein Rundweg, der 6 Kilometer lang ist, 3700 Euro gekostet.

Haben alle Gemeinden einen Rundweg wollen?

Nein. Dettenhausen zum Beispiel wollte keinen – verständlicherweise, denn der Ort hat sowieso schon eine hohe Besucherfrequenz, vor allem im Schaichtal.

So ein Rundweg ist ja ein vorgefertigtes Angebot: Ich komm mit dem Auto auf einen Wanderparkplatz und kann von da aus ohne große Vorbereitung und Planung einen Sonntagnachmittag-Spaziergang machen. Wenn man die Kennzeichen auf den Parkplätzen ansieht, sieht man ja, von woher die Leute kommen, aus Rottweil zum Beispiel und viele aus Stuttgart.

Haben Sie die Beschilderung selber vorgenommen?

Nein, die Beschilderung hat ein Dienstleister aus dem Schwarzwald erfasst. Die kommen da für ein, zwei Wochen her und radeln alle Wege ab. Dabei wählen sie die Ziele aus. Die haben wir natürlich überprüft, damit nachher nicht was dabei ist, was kein Mensch kennt. Oder was ganz Wichtiges fehlt. Und ein zweiter Dienstleister hat dann die Schilder gedruckt und montiert.

Bei der Beschilderung sind eher Geographen und Kartierer gefragt. Ich bin Regionalmanagerin.

Das ist ein Studium?

Ja. Ich habe in Rottenburg auf der Hochschule für Forst studiert und meine Stelle beim Naturpark ist eigentlich eine recht typische Stelle für diese Ausbildung. Ich bin vor ein paar Jahren als Projektkoordinatorin für das neue Besucherleitsystem eingestellt worden.

Und wie lange hat das
Ganze gedauert?

Wir haben im Jahr 2019 mit dem Beschilderungs-Projekt begonnen und seit Herbst 2021 ist es beendet. Es gab allerdings schon Vorarbeiten dazu, als ich als Koordinatorin beim Naturpark Schönbuch eingestellt wurde.

Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem neuen Besucherleitsystem. Jetzt steht ein vielfältiges und abwechslungsreiches Angebot im Naturpark Schönbuch zur Verfügung.

Was machen Sie dann jetzt?

Besucherleitung ist ein Dauerthema. Da wartet zum Beispiel die Schönbuch-App, an der muss noch viel gearbeitet werden.

Fragen von Angelika Brieschke

Christine Bengel-Fritz

bietet kostenlose Führungen an zum Thema „Wegweiser im Naturpark Schönbuch“: am 4. August, 18 Uhr mit Start vom Parkplatz Kohltor und am 2. September, 17 Uhr mit Start am Parkplatz Mönchberger Sattel.

Mehr Infos, auch zum umfangreichen Veranstaltungsprogramm des Naturparks Schönbuch unter

www.naturpark-schoenbuch.de/

So sehen die Mountainbike-Schilder aus: gelb mit blauer Spitze.

So sehen die Mountainbike-Schilder aus: gelb mit blauer Spitze.