Der Kommentar

Wo die Sonne aufgeht

25.01.2023

Von Angelika Brieschke

Was ist das eigentlich für eine Unsitte, in nicht wirklich großen räumlichen Gegebenheiten mit Himmelsrichtungen zu arbeiten?

In Tübingen zum Beispiel bei Bauprojekten, die nur wenige hundert Meter auseinander liegen: Radbrücke Ost - West zum Beispiel, oder Hallenbad Variante Ost - West.

Nord und Süd ist ja noch irgendwie klar, aber bei Ost und West muss ich immer kurz darüber nachdenken, wo denn jetzt hier eigentlich die Sonne aufgeht. Ich wohne gefühlt schon immer in Tübingen und trotzdem habe ich Schwierigkeiten, auf Anhieb die Radbrücke Ost zu lokalisieren.

Komplett komisch ist allerdings die Variantenbezeichnung für das neue Hallenbad Süd(!), das zwar eindeutig im Tübinger Westen liegen wird, bei dem sich aber der Gemeinderat morgen Abend zwischen einem Standort Ost und einem Standort West entscheiden muss. Dabei liegen diese Hallenbad-Varianten gerade mal 250 Meter auseinander und nur dann wirklich östlich und westlich von einem, wenn man mitten im Kinder-Planschbecken im Freibad steht.

Mit meiner Ost-West-Schwäche bin ich übrigens nicht alleine, wie ich bei einem Gespräch mit einem geschätzten Kollegen über irritierende Himmelsbezeichnungen bei Bauprojekten erfahren habe. Auch er leidet an demselben Geographie-Defizit und wünscht sich klarere Bezeichnungen. Sein Vorschlag für den Hallenbad-Standort Ost wäre zum Beispiel „Variante Hotel platt“. Ausbaubar, denke ich. Der Hallenbad-Standort West könnte „untergenutzte Freibadwiesen“ genannt werden. Aber uns Journalisten fragt ja niemand.

Und beim kurzen Nachdenken über Schwimmflächen und Bauprojekten in Tübingen, fällt mir auf, dass das Himmelsrichtungswirrwarr beim Hallenbad Süd sicherlich daher kommt, dass man ein Pendant zu einem Hallenbad Nord gesucht hat, das in Waldhäuser Ost steht.

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Erstellt:
25.01.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 49sec
zuletzt aktualisiert: 25.01.2023, 01:00 Uhr

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