Der Kommentar

Zahlen, bitte!

10.04.2019

Von Angelika Brieschke

Oops, gravierender Programmierfehler in der Bürger-App und die Zahlen bei den Altersgruppen sind nun doch komplett anders. Also ehrlich: Das ist schon peinlich, sehr peinlich. Im Japan früherer Zeiten hätten bei einem solchen Fehler die versammelten Projektverantwortlichen wahrscheinlich gemeinsam Selbstmord begehen müssen.

Das müssen sie natürlich hier und heute nicht. Aber man ist doch leicht erstaunt, dass sie dennoch am Projekt Bürger-App festhalten und meinen, sie weiterhin verwenden zu können. Ganz so naiv ist der Tübinger Normalbürger dann doch nicht. Der stellt sich nun natürlich die Frage: Könnte es nicht vielleicht doch sein, dass bei der Bürger-App noch an anderen Stellen noch gravierendere Fehler gemacht worden sind?

Ich habe auf jeden Fall die Bürger-App sofort wieder von meinem Smartphone gelöscht. Und dabei hatte ich nervenstarke 80 Minuten gebraucht, um sie überhaupt dort installiert zu bekommen. Bis vorgestern war ich der festen Überzeugung, dass das deswegen so kompliziert war, weil ich mit einem Physiker verheiratet bin und ich ihm leichtsinnigerweise das Einrichten meines Smartphones überlassen hatte.

Das sehe ich jetzt anders und ich frage mich, ob all die Probleme nicht mit dem eklatant gestörten Verhältnis von Naturwissenschaftlern zu Zahlen zusammenhängt. Denn dass die nicht rechnen können, liegt auf der Hand. Zumindest gehört das seit Jahren zu meinem persönlichen Erfahrungsschatz. So sagt zum Beispiel mein Mann, wenn wir vor so fundamentale Fragen gestellt werden wie „Wie viel ist 86 plus 57“, grundsätzlich: „Das kann man ausrechnen“ und belässt es bei dieser Anmerkung.

Kurz war ich in der Versuchung, eine Serie für den TAGBLATT ANZEIGER ins Leben zu rufen: „Die lustigsten Rechenfehler in der Region“. Da wäre allein schon im TAGBLATT-Archiv einiges zu holen gewesen. Dann allerdings ist mir die Fehlkalkulation bei Stuttgart 21 eingefallen und dieser Lungenarzt, der meinte, der Autolobby beistehen zu müssen, indem er der deutschlandweiten Öffentlichkeit erklärte, die Feinstaubgrenzwerte seien völliger Humbug. Und man dann Rechenfehler in seiner Beweiskette fand.

Da war dann leider Schluss mit lustig.