Generation 55 plus qualmt sich ein

Zigaretten, Pfeife & Co.: Schädlicher Konsum bei Senioren drastisch gestiegen

Abschreckende Präventionskampagnen, ein Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen, gestiegene Tabakpreise: All das hält die Generation 55 plus offenbar nicht vom zwanghaften Qualmen ab.

04.09.2019

Großer Aschenbecher vor einem Seniorenheim – immer mehr alte Menschen sind starke Raucher. Archivbild: Rainer Mozer

Großer Aschenbecher vor einem Seniorenheim – immer mehr alte Menschen sind starke Raucher. Archivbild: Rainer Mozer

Zwar sinkt auch bei den Älteren die Zahl der Alltagsraucher im Allgemeinen, die Zahl der Exzessiv-Raucher aber hat laut aktueller Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse drastisch zugenommen. So wurden im Jahr 2017 rund 50 000 Versicherte im Alter von 55 bis 79 Jahren wegen Tabakabhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrausches oder psychischer Probleme aufgrund von Tabak ärztlich behandelt. Das sind 130 Prozent mehr als noch 2007. Den größten Anstieg, nämlich um das Dreifache, verbuchte die KKH bei den 65- bis 69-jährigen Frauen. Den größten Anteil an Exzessiv-Rauchern gab es hingegen unter den 60- bis 64-jährigen Männern: Rund jeder Achte war betroffen. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt war es jeder Elfte. Michael Falkenstein, Experte für Suchtfragen bei der KKH, schätzt, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher ist, denn die Daten erfassen nur ärztlich behandelten Tabakmissbrauch.

Die Gründe, warum gerade im Seniorenalter nicht nur der riskante Alkohol-, sondern auch der exzessive Tabakkonsum steigt, sind vielfältig. Zum einen ist die heute ältere Generation in einer Zeit aufgewachsen, als das Rauchen als selbstverständlich galt, zum anderen leben viele Senioren einsam und isoliert: Früher waren sie im Job unentbehrlich, heute fühlen sie sich nicht mehr gebraucht. Der Partner ist darüber hinaus vielleicht schon gestorben, die Angehörigen leben weit entfernt, Freunde und enge Bekannte fehlen. Die Zigarette dient häufig als Mittel zur Kommunikation, um etwa vor Restaurants und Kneipen mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen. Bei den Mittfünfzigern, die noch im Berufsleben stehen, ist das Rauchen oft ein Mittel zum Stressabbau.

„Süchte im Alter auch als solche zu erkennen, ist sehr schwierig“, erläutert Falkenstein. Das Rauchen etwa werde dann von vielen als etwas akzeptiert, was eben nicht mehr zu ändern ist. Darüber hinaus bleibt häufig unerkannt, welche gesundheitlichen Folgen der Griff zur Zigarette hat.

TA

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Erstellt:
04.09.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 04.09.2019, 01:00 Uhr

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