Komplizierte Öffnungen für Sport

Zwar darf man wieder an Sport im Freien denken, aber die Regeln sind aufwendig

Zwar können die Baden-Württemberger ihrem Sport im Freien so langsam wieder nachgehen – aber die aufwendigen Regeln, die Corona verlangt, verdrießen dem einen oder anderen den Spaß am Sporteln.

03.06.2020

Auf Szenen wie diese werden wir im Aktiven- und Jugendbereich beim Fußball noch lange warten müssen. Bild: Werner Bauknecht

Auf Szenen wie diese werden wir im Aktiven- und Jugendbereich beim Fußball noch lange warten müssen. Bild: Werner Bauknecht

Mit dem allgemeinen Shutdown in Deutschland im März 2020 musste auch das sportliche Leben von heute auf morgen fast komplett aufgegeben werden. Erlaubt war gerade mal noch einsames Joggen oder Radeln, Walken mit Ehemann oder Ehefrau oder Pumpen im eigenen Muckibuden-Keller zu Hause.

Als erstes durften manche Sportler/innen so langsam wieder ran, wenn es Freiluftsportarten waren, an Hallensportarten war lange gar nicht zu denken. Doch Schritt um Schritt greifen die langsamen und vorsichtigen Öffnungsmaßnahmen der Landesregierung, immer mehr Sport, auch im Team, ist wieder erlaubt. Auch wenn die Fußball-Bundesliga viel Kritik einstecken musste, weil sie als erste wieder Spiele als Mannschaftssport im Stadion durchzog – als Vorreiter war ihr frühes Vorpreschen vielleicht gar nicht so schlecht. Im Ausland jedenfalls wird das Konzept der DFL mit Respekt und mit Bewunderung betrachtet und europaweit als Vorbild genommen.

Mittlerweile dürfen auch die hiesigen Fußballteams wieder mit dem Training beginnen. Das indes wird mit gemischten Gefühlen betrachtet. Der SSV Reutlingen wird da gar nicht groß vorpreschen, weder mit den Aktiven noch mit den Jugendteams. Sie starten mit dem Trainingsbeginn im Juli (wir berichteten). Andere Vereine nehmen die Gelegenheit wahr, und rufen ihre Teams zu den von Corona vorgegebenen Bedingungen zum Training. Die C-Junioren der TSG Tübingen beispielsweise trainieren seit kurzem wieder donnerstags auf dem TSG-Gelände. „Wir hätten gerne zwei Termine, aber bisher haben wir von Vereinsseite her noch nicht die Möglichkeit“, heißt es da von Trainerseite.

Das wundert nicht, wenn man bedenkt, dass die erlaubten Trainingsgruppen so klein sind, dass alleine schon die Aufteilung einer Jugendmannschaft reicht, um fünf oder sechs Teams zusammenzustellen. Denn erlaubt ist gerade mal Training mit vier Spielern und einem Trainer. Das bedeutet, alleine ein Team, das aus 20 Spielern besteht, ergibt fünf Gruppen mit den entsprechenden Trainern. Die C-Junioren der TSG trainieren in zwei Schichten: 17 bis 18 Uhr und 18 bis 19 Uhr. Die Spieler müssen sich am Tag zuvor anmelden, spontane Trainingsteilnahme ist nicht möglich, weil alle Namen in eine Liste eingetragen werden müssen (zur Nachverfolgung im Falle einer Infektion mit dem Virus). Klar, dass die Teilnahme freiwillig ist.

Die Spieler treffen sich pünktlich fünf Minuten vor Trainingsbeginn am Stadion. Dann gehen sie gemeinsam mit dem Trainer ins Stadion, die Tore werden danach wieder verschlossen. Das bedeutet, dass die Elternkiebitze ausgeschlossen sind. Zu viert wird dann trainiert.

„Das hat den Vorteil“, so Trainer Freddy Beck, „dass im Falle einer Infektion nur die vier Spieler aussetzen müssen, die anderen können weitertrainieren.“ Duschen ist nicht möglich nach dem Training, auch ein Abschlussspiel können die Kicker nicht machen am Ende des Trainings: Die Abstandsregeln (kein Körperkontakt) verbieten dies. „Das alles ist bloß lächerlich“, meint Michael Reck, dessen Sohn bei den B-Junioren spielt, „dann kann ich es gleich bleiben lassen. Das ist doch völlig realitätsfern reguliert.“

Am 15. Juni werden auch die städtischen Sport- und Gymnastikhallen wieder öffnen. Mit großen Einschränkungen. Die Stadt Tübingen hat ein Konzept erstellt, und sich dabei mit dem Stadtverband für Sport abgestimmt. Aber auch in der Halle ist Körperkontakt verboten. Welche Sportarten dann noch übrigbleiben, bleibt Geheimnis der Stadt. Abgesehen davon, dass ohnehin wenige Hallen überhaupt zur Verfügung stehen.

Denn die Spielhalle Uhlandhalle, der dortige Gymnastikraum, ein Drittel der Sporthalle, die große Sporthalle im Wildermuth-Gymnasium, die Halle im Feuerhägle, die Sporthalle WHO, der Gymnastikraum in der Hermann-Hepper-Halle – alle geschlossen. Ob es da überhaupt Sinn macht, Hallen zu öffnen? Bürgermeisterin Daniela Harsch meint, das Wichtige sei, „dass eine Perspektive geboten wird.“ Ob diese Öffnungen dazu beitragen, kann man bezweifeln.

Die Rottenburger eröffnen ihre Hallen übrigens früher. Dort kann man schon seit gestern, 2. Juni, in die Hallen – also bereits zu Beginn der Pfingstferien. Aber die Corona-Regeln sind natürlich dieselben. Werner Bauknecht