Ein Beleg für den Namen Gottes

Zwei Tübinger Theologen veröffentlichten 1730 eine kommentierte Lutherbibel

Im Jahr 1730 veröffentlichten zwei Tübinger Theologen die Lutherbibel mit dem Gottesnamen in einer Fußnote. Die Übersetzung ist noch bis zum 8. Januar in einer Bibelausstellung im Königreichssaal der Zeugen Jehovas in Stuttgart-Wangen zu sehen.

04.01.2017

In einer Vitrine ist das Pfaffsche Bibelwerk aus dem Jahr 1730 ausgestellt. Rechts unten findet sich eine Fußnote zu Jeremia 16:21, in der die Übersetzer ...

In einer Vitrine ist das Pfaffsche Bibelwerk aus dem Jahr 1730 ausgestellt. Rechts unten findet sich eine Fußnote zu Jeremia 16:21, in der die Übersetzer . . .

Die ursprünglich neunbändige Lutherbibel von Christoph Matthäus Pfaff und Johann Christian Klemm, die 1729 im Tübinger Verlag von Johann Georg Cotta (siehe auch den Artikel „Die Revolution lebt!“ auf Seite 9) erschienen ist, war wegen ihrer ausführlichen Kommentare beliebt.

Pfaff, der am 25. Dezember 1686 in Stuttgart geboren wurde, gilt als Bahnbrecher der theologischen Aufklärung im deutschen Protestantismus. 1717 wurde er Professor für Theologie in Tübingen und war seit 1720 außerdem Propst und Kanzler der Universität. 1756 wurde er nach Gießen versetzt und war dort bis zu seinem Tode im Jahr 1760 Professor der Theologie, Kanzler der Universität und Generalsuperintendent.

Johann Christian Klemm war ab 1717 Professor der Philosophie sowie der griechischen und der orientalischen Sprachen in Tübingen. Ab 1725 war er außerordentlicher Professor der Theologie in Tübingen und ab Mai 1730 ordentlicher Professor. Ab 1736 war er bis zu seinem Tode Prälat in Hirsau.

Im ausgestellten einbändigen Pfaffschen Werk von 1730 ist die Fußnote zu Jeremia 16:21 aufgeschlagen. Dort wird der Gottesname mit Jehova wiedergegeben.

Dieser Name, der in den frühen Abschriften der biblischen Urtexte rund 7000 Mal belegt ist, leitet sich von einem hebräischen Verb ab, das „werden“ bedeutet. Möglicherweise bedeutet dieser Name „Er veranlasst zu werden“, erfahren die Ausstellungsbesucher. Diese Definition charakterisiert den Gott der Bibel als einen Schöpfer, der seine Vorsätze verwirklicht.

Neben weiteren Bibelübersetzungen mit dem Gottesnamen ist in der multimedialen Ausstellung auch eine Rekonstruktion des 3000 Jahre alten Mesa-Steins zu sehen. Dort erscheint der Gottesname als Tetragrammaton mit den vier hebräischen Buchstaben JHWH. Das Original steht im Louvre in Paris und eine Kopie ist im Britischen Museum in London ausgestellt. Und auf der Rekonstruktion des Soleb-Steins aus dem 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erscheint der Gottesname als ägyptischer Hieroglyphentext.

Die Ausstellung unter dem Titel „Die Bibel - Ein Handbuch fürs Leben“ will dieses alte Buch auch auf seine Relevanz für den modernen Menschen überprüfen und das Vertrauen in seine authentische Überlieferung stärken. In kurzen Videoclips wird unter anderem gezeigt, dass biblische Werte wie Respekt oder gute Kommunikation auch im 21. Jahrhundert gelebt werden können.

Unter den 41 Exponaten sind elf Bibeln in der Erstausgabe. Die Reproduktionen kunstvoll illustrierter Bibeln wie der Wenzelsbibel aus dem späten 14. Jahrhundert machen den Rundgang durch die Präsentation auch zu einem ästhetischen Genuss. Und 25 Schautafeln informieren den Besucher über den Einfluss der Bibel auf unsere Kultur und Sprache. Denn nicht nur der sprichwörtliche „Wolf im Schaftspelz“ kommt ursprünglich aus der Bibel. Auch gängige Redewendungen wie „Ehre, wem Ehre gebührt“ oder „Black is beautiful“ stammen genauso aus diesem Buch wie die Warnung „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Und den Ausstellungsbesuchern wird anschaulich demonstriert, woher die Wendung „die Bibel aufschlagen“ kommt: Bibeln waren in früheren Zeiten oft mit Metallschnallen verschlossen. Und um diese zu öffnen, musste der Leser mit der Faust auf die Bibel schlagen.

Mit kurzen und prägnanten Texten sowie übersichtlichen Graphiken führt die Ausstellung in die Ursprachen der Bibel ein und macht die Herausforderungen transparent, die von ihren Übersetzern gemeistert werden müssen. Und sie zeigt, dass es bereits vor Martin Luther rund 70 deutsche Bibelübersetzungen gab.Stefan Zibulla

Die Bibel - ein Handbuch fürs

Leben

Königreichssaal der Zeugen Jehovas

Kesselstraße 32

70327 Stuttgart

Öffnungszeiten bis 8. Januar:

Täglich von 10 bis 20 Uhr

Der Eintritt ist frei

Regelmäßige Führungen in 23 Sprachen

Bastian Zeeb aus Tübingen präsentiert während einer Führung die Rekonstruktion der sieben Meter langen Jesaja-Rolle, die 1947 in der Nähe des Toten Meeres entdeckt wurde. Bilder: Zibulla

Bastian Zeeb aus Tübingen präsentiert während einer Führung die Rekonstruktion der sieben Meter langen Jesaja-Rolle, die 1947 in der Nähe des Toten Meeres entdeckt wurde. Bilder: Zibulla

...den Name Gottes mit Jehova wiedergegeben haben.

. . . den Name Gottes mit Jehova wiedergegeben haben.

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04.01.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 04.01.2017, 01:00 Uhr

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