Leicht optimistisch

Die Bauern im Kreis erwarten eine Durchschnittsernte

Jörg Kautt ist Bauer in Immenhausen und Obmann des Landesbauernverbands im Kreis Tübingen. Er zählt nicht die Eier, die noch nicht gelegt worden sind. Deshalb ist er vorsichtig, eine Prognose über die Ernte in diesem Jahr abzugeben.

12.07.2017

Von Fred Keicher

Mähdrescher in Aktion auf einem Feld zwischen Kiebingen und Rottenburg. Archivbild: Sommer

Mähdrescher in Aktion auf einem Feld zwischen Kiebingen und Rottenburg. Archivbild: Sommer

Kreis Tübingen. Zusammengezählt wird zum Schluss, sagt Jörg Kautt, und das ist noch eine Weile hin. Anfang / Mitte August dürfte die Ernte im Neckartal abgeschlossen sein, dann fängt sie auf der Alb erst an. Aber Kautt freut sich. Gerade ist der Preis für B-Weizen (die Durchschnittsqualität) nach oben gegangen. Zwar nur um zwei Euro pro Tonne, aber immerhin. Am Montag lag die Notierung an den Produktebörsen bei 179 Euro für die Tonne. Bei der Europäischen Produktebörse Matif (Marché à Terme International de France) in Paris wurde am Montag der Weizen für Lieferung im Dezember 2017 sogar für 186 Euro die Tonne gehandelt. An der Rohstoffbörse in Chicago denkt man viel weiter. Weizen zur Lieferung im Mai 2019 notiert dort gerade bei 196 Euro pro Tonne.

Kautt macht sich da keine Illusionen: „Wenn bei uns hier in Württemberg die Ernte ganz ausfallen würde, dann würde das gar nicht weiter auffallen.“ Das würde durch die großen Erzeugerländer ganz nebenbei ausgeglichen werden können. Die großen Erzeugerländer sind die USA, Russland und die Ukraine. Dass der Weizenpreis nach oben ging, führt Kautt darauf zurück, dass die Ernteaussichten in den USA nach unten korrigiert worden sind. Eine Trockenheit im Mittleren Westen reduziert die Erträge, außerdem ist weniger Weizen angebaut worden. Dass der Preis allerdings nur um zwei Euro gestiegen ist, liegt an der so genannten Schwarzmeer-Ware, den verstärkten Exporten aus Russland und der Ukraine. „Wir sind in der Landwirtschaft längst global. Den Weizenpreis bestimmen die Ernten in den USA. Den Soja- und den Zuckerpreis die Soja- und Zuckerernten in Brasilien.“

Die Preise seien in ständiger Bewegung. Auch hier in der Region ist die BayWa – das größte Unternehmen, das mit Agrarprodukten handelt – mit einem Standort in Tailfingen vertreten. Dort habe er vor kurzem nach Preisen gefragt, berichtet Kautt. Die Antwort: Grundpreis plus x. Die Zuschläge werden für besonders hohen Eiweißanteil bezahlt. Und wie hoch ist der Grundpreis? „Das wissen wir noch nicht“, sei die Antwort gewesen. ass man keinen Preis habe nennen können, wundert Thomas Berger, Pressesprecher der BayWa-Zentrale in München. Eigentlich könne man täglich alle möglichen Preise anbieten. Preise für verschiedene Qualitäten und Preise für verschiedene Fälligkeiten. Wie etwa den für Weizen im Mai 2019.

Die BayWa nenne jetzt bereits die Preise, zu denen sie Braugerste im Sommer 2018 ankaufen wird. Die Gerste wird erst im nächsten Frühjahr gesät. Aber die Bauern fangen jetzt an, die Fruchtfolge zu planen und auf welchen Flächen sie im nächsten Jahr welche Früchte anpflanzen. Die BayWa bietet wie alle anderen Agrarhändler eine ganze Reihe verschiedener Vertragsformen an, zu denen sie das Getreide der Bauern aufkauft. Zum Tagespreis am Tag der Lieferung ist eine Form. Man kann auch Kontrakte abschließen, die eine Nachzahlung vorsehen.

Berger nennt das „Preissicherungsprodukte“, bei BayWa heißen sie „Landea“. Über einen vereinbarten Zeitraum hinweg kann der Bauer von einer möglichen „Preisbefestigung“ profitieren. Nach unten ist das Ganze gedeckelt. Hier kann der Landwirt kein Geld verlieren. Der einzige Nachteil besteht darin, dass die Landea-Produkte eine Gebühr kosten und dieser eingesetzte Geldbetrag im Falle eines stagnierenden Preises oder eines Preisrückgangs dann umsonst investiert wurde.

„Man braucht als Bauer eine gewisse positive Grundeinstellung“, sagt Kautt lachend angesichts der Komplexität seines Geschäfts. Als würden nicht schon die Wetterkapriolen für Spannung sorgen. Die harten Frostnächte im April hätten auch dem Getreide einen Schock versetzt. Dann kam eine Trockenperiode im Juni, die jetzt unmittelbar vor der Ernte von einer Unwetterperiode abgelöst wird. „In einem Monat kann sich viel verändern“, kommentiert Kautt. Fred Keicher

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Erstellt:
12.07.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.07.2017, 01:00 Uhr

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