Edson Santanapräsentiert seine farbenfrohe Kunst in Tübingen

Tübingen. Wenn Edson Santana seine Nachbarn im Treppenhaus mit einem freundlichen Lächeln und einem gut gelaunten „Hallo“ begrüßt, geht in dem Lustnauer Wohnblock, in dem rund 100 Studierende, Krankenschwestern und Arbeitslose mehr oder weniger anonym nebeneinander her leben, die lateinamerikanische Sonne auf. Auf klischeehafte Kulturvergleiche lässt sich der gebürtige Brasilianer jedoch gar nicht erst ein. „Es gibt überall gute Kunst“ weiß der Maler, der seine Arbeiten in der Tübinger Galerie Grieshaber präsentiert und bisher nicht nur in Reutlingen, Waldenbuch oder Stuttgart sondern auch in Paris und Lausanne sowie in Brasilien ausgestellt hat. Und Santana lässt keinen Zweifel daran, dass er gerne in Tübingen lebt. Als der Künstler während des Afro-Brasil-Festivals das erste Mal nach Tübingen kam, hat er sich spontan in die Unistadt verliebt. „Der Marktplatz erinnert mich an die Altstadt von Salvador di Bahia“, erklärt er. Ansonsten unterscheidet sich seine Geburtsstadt grundlegend von der schwäbischen Provinz: Mit rund 2,6 Millionen Einwohnern, die auf einer Fläche von mehr als 700 Quadratkilometern leben, ist Salvador die Bahia nach São Paulo und Rio de Janeiro die drittgrößte Stadt Brasiliens.

Seine Begeisterung für Tübingen spiegelt sich auch in einer Bilderserie wieder, in der Santana die eh schon malerische Altstadt mit blauen und grünen Fassaden überzieht und den Neckar anlässlich des Entenrennens in frisches Gelb taucht. Diese liebevollen Ansichten einer Stadt, in der Santana seit mehr als zehn Jahren lebt, wurden auch als Postkarten gedruckt. Und erinnern ein bisschen an James Rizzi, den der 51-Jährige sehr verehrt. „Ich habe ihn in Tübingen getroffen“, erinnert sich Santana mit leuchtenden Augen.

Neben Pablo Picasso zählt er Paul Gaugin zu seinen großen Vorbildern. „Ich orientiere mich am Kubismus“, sagt Santana. Auch Elemente der Naiven Malerei und der Pop-Art entdeckt der Betrachter in seinen Bildern, die in den nächsten vier Monaten in der Akademie für Bildung und Personalentwicklung am Tübinger Uniklinikum zu sehen sind.

Edson Santana möchte gerne von seiner Kunst leben können. Der schwierige Weg zu diesem Ziel führt jedoch über manche Umleitung. So arbeitet er jeden Winter in seiner Heimat als Reiseleiter.

Neben der Kunst engagiert sich der Familienvater mit pädagogischer Ausbildung auch für Jugendliche. Auf dem Tübinger Ract-Festival hat er Workshops angeboten, in Brasilien hat er Straßenkinder betreut. Und wurde dabei mit der harten Realität einer Gesellschaft konfrontiert, die von Armut, Drogenhandel und Bandenkriegen geprägt ist.

Wenn der Nachtarbeiter mit dem Pinsel die Acrylfarben auf die weiß grundierte Leinwand aufträgt, setzt er seine Ideen und Emotionen meist ganz spontan um. Dabei entstehen farbige Frauengesichter, rosa Katzen oder blau-weiße Saiteninstrumente. Auch eine seiner Gitarren hat der Musiker, der Bossa Nova und Reggae spielt, mit farbigen Mustern verziert. Die fertigen Kunstwerke versiegelt er mit einem transparenten Lack, der die Farben erst so richtig zum Leuchten bringt. „Ermunterung zur Lebenslust und die Freiheit zur Kreativität“, nennt Santana als Quellen seiner künstlerischen Motivation und Inspiration.

Wer den Maler nach dem Namen eines seiner Bilder fragt, wird mit einer Gegenfrage konfrontiert: „Was siehst Du?“ Die Antwort lautet dann beispielsweise „eine fröhliche Familie“, „Dann nenne das Bild doch einfach ´Eine fröhliche Familie`“, schlägt Edson Santana vor. Stefan Zibulla

Die Vernissage beginnt am

Donnerstag, 22. September, um 17 Uhr in der Akademie für

Bildung und Personalent-

wicklung am Universitäts-

klinikum Tübingen

Herrenberger Straße 85

Musikalische Umrahmung:

Marcia Dalto (Gesang) und

Andi Paropé (Keyboard)

www.santana-art.de