Zimmer mit Feldblick

Ein Stadion und ich (1): Ethniko Stadio Kerkyra

12.10.2016

Ein Stadion und ich (1): Ethniko Stadio Kerkyra

Zugegeben: Dass AOK Kerkyra in die erste griechische Liga aufgestiegen ist, war mir entgangen. Und vor dem „Ethniko Stadio“ zu stehen, lässt einen auch nicht vermuten, dass dort in dieser Saison die griechischen Topklubs zu Gast sind.

Das Stadion ist klein, gerade einmal 3000 Zuschauer passen rein. Selbst die Tübinger Paul-Horn-Arena fasst mehr. An einem Eingang klebt ein Aufkleber mit dem Emblem von Hansa Rostock. Und eine tote Katze liegt am Straßenrand, in Korfu ist das aber leider kein seltener Anblick. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass in diesem Stadion schon monatelang kein Fußballspiel mehr stattgefunden haben kann. Das letzte war dabei erst Anfang Oktober, als Kerkyra mit 0:1 gegen Giannia verlor. Torjäger des Klubs ist übrigens Denis Epstein, ein Kölner, beim FSV Frankfurt mehr oder weniger gescheitert, in Kerkyra ein Hoffnungsträger.

Auch an diesem Tag wird nicht gekickt. Am Haupteingang ist ein Vorhängeschloss, um die Haupttribüne führt eine hohe, gelbe Mauer. Geht man sie entlang, endet der Weg an einem Gebüsch, der Zaun ist niedergetreten. Wer in den Innenraum kommen will, findet einen Weg. Wirklich aufregend wäre das aber kaum.

Um das Spielfeld herum wuchert hohes Gras, an den Auswechselbänken tobt sich der Rost aus. Vor neun Jahren wurden die Sitze auf der Tribüne neu eingebaut, dass die noch relativ neu sind, war zu erahnen.

Doch wer mal auf Korfu landet, läuft aus dem Flughafen heraus und ist nach 300 Metern schon am Stadioneingang. Ein echter Fußball-Romantiker könnte sich im „Hotel Bretagne“ ein Zimmer nehmen – und darauf pochen, oberhalb des ersten Stockes zu wohnen. Dann nämlich würde die Terrasse den besten Blick auf griechischen Erstliga-Fußball bieten. Moritz Hagemann

In der Serie „Ein Stadion und ich“ schreibt ein TAGBLATT-Mitarbeiter über die Erkundung eines Stadions irgendwo in der weiten Welt. Wollen auch Sie Ihre Geschichte erzählen? Mail an mhagemann@tagblatt.de

Zum Artikel

Erstellt:
12.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 12.10.2016, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen