Wo’s brennt

Ein Stadion und ich (2): PAOK-Stadion in Saloniki

19.10.2016

Von Tobias Zug

Ein Stadion und ich (2): PAOK-Stadion in Saloniki

Eintritt? Kostas, unser Bekannter, lachte, als ob ich gerade gefragt hätte, wo hier die nächste Raumstation für einen Mondflug sei. „Junge“, sagte er, „wir sind in Griechenland! Wir zahlen doch keinen Eintritt…“ Dann halt nicht. Bei PAOK Saloniki scheint es nicht „in“ zu sein, Tickets zu bezahlen. Zumindest war das vor fünf Jahren so. Kostas erzählte, wie Fans beim Uefa-Cup-Spiel gegen Tottenham Hotspurs auf dem Kassenhäuschen standen und von dort andere hochzogen, um ins Stadion zu gelangen – direkt vor den Augen der Eintrittsverkäufer.

Jedenfalls kamen wir mit einem Trick ins Stadion, ohne Eintritt zu bezahlen – jetzt, fünf Jahre später kann man’s ja sagen… Das PAOK-Stadion: Ein etwas versifftes und baufälliges Rund, das in Deutschland wohl nicht mal in der Dritten Liga zugelassen würde. Ein Fußballstadion, wie es mal war – aber eben auch für Fans, die den Sport und den Support lieben und nicht den Kommerz. Keine beheizten Sitzplätze, nicht mal nummerierte, keine hochentwickelten Videoleinwände an jeder Ecke, keine Plastikkarten, die das Bargeld ersetzen, kein Dach. Stattdessen: Abgewetzte Sitzschalen, auf denen sowieso keiner sitzt, eine alte Tartanbahn, welche dem Aussehen nach die Athener nach ihren ersten Olympischen Spielen 1896 verschenkt haben muss. Und Ouzo, der in Papp-Eierbehältern ausgegeben wird.

PAOK-Fans warfen Pyros, Feuerwerkskörper und alles, was sonst noch brennt und raucht auf die Tartanbahn. Was die herumstehenden Ordner mit einer Seelenruhe aufsammelten und in Metall-Stahltonnen warfen – welch ein Aufruhr und Empörung wäre da in Deutschlands Medien! Und allein die Geldstrafen, die auf die Vereine zukommen würden: Damit könnte bestimmt der Hälfte der PAOK-Fans der Eintritt erstattet werden…

Tobias Zug

In der Serie „Ein Stadion und ich“ schreibt ein TAGBLATT-Mitarbeiter über die Erkundung eines Stadions irgendwo in der weiten Welt. Wollen auch Sie Ihre Geschichte erzählen? Mail an mhagemann@tagblatt.de

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Erstellt:
19.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 19.10.2016, 01:00 Uhr

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