Einer lässt den Star raushängen

Ein Stadion und ich (5): Kehrwegstadion der KAS Eupen

09.11.2016

Das Kehrwegstadion ist für deutsche Verhältnisse klein, und dennoch das größte Ostbelgiens. Bild: Hagemann

Das Kehrwegstadion ist für deutsche Verhältnisse klein, und dennoch das größte Ostbelgiens. Bild: Hagemann

Kennen Sie noch Ioannis Masmanidis? Der hatte in der Bundesliga beim Karlsruher SC und Arminia Bielefeld seine beste Zeit. Und in der Saison 2011/12 spielte der heute 33-Jährige beim belgischen Klub KAS Eupen. Als an einem März-Tag im Frühjahr 2012 in Eupen das Training auf dem Plan stand, war ich zufällig vor Ort. Auf das Kehrwegstadion, ein kleines Schmuckkästchen für 8363 Plätze, wird man schnell von der Straße aus aufmerksam.

Masmanidis jedenfalls zeigte schon auf dem Parkplatz, wer der Star der Mannschaft ist. Kamen seinen Teamkollegen in kleinen, mit dem Vereinsemblem bedruckten Firmenwagen, lenkte der Deutsch-Grieche seinen breiten Mercedes auf das Trainingsgelände. Immerhin: Er schoss in der besagten Saison in 32 Spielen für die Königliche Allgemeine Sportvereinigung 15 Tore. Trainer in Eupen war damals Wolfgang Frank. Deutsch wurde sowieso gesprochen, liegt in Eupen doch der Regierungssitz der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

Das Kehrwegstadion selbst wurde erst 2010 renoviert und liegt nah an der Grenze zu Deutschland. Die kleinen Tribünen verleihen dem Stadion das Flair eines englischen Drittligisten, die Zuschauer sitzen nah am Spielfeld und durch die Stützpfosten in der Tribüne ist auch ein klassisches Element erhalten geblieben.

Zum Zeitpunkt des Besuches lag Eupen in der zweiten belgischen Liga auf dem zweiten Platz, das erklärte Ziel war die Rückkehr in die höchste Spielklasse. Doch auch in Eupen haben längst die Machenschaften des Geschäftes Einzug gehalten: Im Juni 2012 wurde der Verein von der „Aspire Zone Foundation“ aus Katar gekauft. Im vergangenen Sommer glückte dann sogar der Aufstieg, weil der Zweitliga-Meister Royal White Star Brüssel keine Lizenz bekam und die KAS nachrückte.

Mittlerweile kickt mit Peter Hackenberg nur noch ein deutscher Spieler in Eupen. Mit dem Einstieg des Investors sind die Belgier auf dem afrikanischen Markt sehr aktiv geworden, zwölf Spieler aus Afrika stehen aktuell im Kader. Und sogar einer aus Katar. 2009 kickte übrigens mal Willy Aubameyang für Eupen. Ja, das ist der Bruder von Dortmunds Torjäger Pierre-Emerick. Moritz Hagemann

In der Serie „Ein Stadion und ich“ schreibt ein TAGBLATT-Mitarbeiter über die Erkundung eines Stadions irgendwo in der weiten Welt. Wollen auch Sie Ihre Geschichte erzählen? Mail an mhagemann@tagblatt.de

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Erstellt:
09.11.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 09.11.2016, 01:00 Uhr

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