Der Kommentar

Qualm-Steuer

18.01.2017

Von Fred Keicher

In der Sowjetunion seien gut ein Viertel der Staatseinnahmen von einer Steuer geflossen: der Wodkasteuer. Das war der Anteil des Militärshaushalts. Wenigstens haben die Sowjets das Saufen nicht zur patriotischen Pflicht erklärt.

Die deutsche Tabaksteuer deckt etwa ein Drittel des Verteidigungsetats. Nicht, dass sie dafür erhoben würde. Ihre letzte Erhöhung wurde aber mit erhöhten Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen begründet.

Dass man eine Steuererhöhung extra begründet, deutet auf ein moralisches Dilemma hin. Man erzielt Einnahmen, weil sich die Raucher zu Tode qualmen. Wenn das nicht zu verhindern ist, sollen die Einnahmen wenigstens einem guten Zweck dienen. Ganz so einfach ist das nicht. Der Staat braucht die Einnahmen. Brächen sie weg, weil sich plötzlich alle vernünftig verhielten, hätte er ein Problem. Insgeheim gibt es eine Komplizenschaft zwischen Steuern und Lastern.

Erfunden wurden die Verbrauchssteuern ja nicht in der Abteilung Gesundheitsvorsorge. Die Steuer auf Alkopops, die man aus lauter Fürsorge für eine gefährdete Jugend eingeführt hat, floppte in jeder Hinsicht. Das verhindert nicht, dass immer mehr die Einführung einer Zuckersteuer diskutiert wird.

Viele empfinden diese staatliche Fürsorge als Gängelei. Sie befürchten, dass bald jede Bier-, jede Weinflasche höher besteuert wird und dafür eine Gesundheitswarnung trägt. Vielleicht sollte unsere weltoffene und tolerante Gesellschaft statt dessen mehr auf die Entscheidung ihrer mündiger Bürger setzen.

Die Raucher hingegen könnten mehr Rücksicht nehmen und etwa darauf achten, wo ihre Rauchschwaden hindriften. Sie würden in der Achtung der Mehrheit steigen. Schließlich zahlen sie in besonderer Weise für unsere Sicherheit.

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Erstellt:
18.01.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 18.01.2017, 01:00 Uhr

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