Nicht nachlassen

Spendengala für einen Konzertsaal in Tübingen

Jean-Christophe Schwerteck ist Vorstandsmitglied im Verein „Ein Saal für Tübingen“. Der TAGBLATT ANZEIGER sprach mit dem Konzertpianisten, der sich für die Realisierung eines neuen Konzertsaals in Tübingen einsetzt und am 23. Oktober eine Spendengala im Festsaal der Neuen Aula organisiert.

19.10.2016

Jean-Christophe Schwerteck ist Vorstandsmitglied beim Verein „Ein Saal für Tübingen.“

Jean-Christophe Schwerteck ist Vorstandsmitglied beim Verein „Ein Saal für Tübingen.“

Dass ein spartenübergreifender Konzert- und Veranstaltungssaal in der Innenstadt gebaut werden soll, wurde ja bereits vor drei Jahren durch die Kulturkonzeption bestätigt. Woran hakt es an der Umsetzung?

Jean-Christophe Schwerteck: Ein politischer Entscheidungsprozess für ein solches kulturpolitisches Großprojekt braucht nun mal seine Zeit. Außerdem ist in den letzten drei Jahren einiges passiert: Nach dem Scheitern des Schlecht-Saal-Projekts hat der Arbeitskreis Konzertsaal Vorschläge für die Beschaffenheit eines neuen Konzert- und Veranstaltungssaals in Tübingen erarbeitet. Diese Konzepte sind in die Machbarkeitsstudie eingeflossen, die zwei mögliche Varianten – eine große und eine kleinere Lösung – für einen Saal für Tübingen vorgestellt hat. Da diese von externen Experten erstellte Machbarkeitsstudie letztes Jahr den Bedarf an einem neuen Saal klar bestätigt hat, hoffen wir natürlich, dass die politischen Entscheidungsträger unserer Stadt dem Thema nun mehr Priorität einräumen und erste Schritte zu einer konkreten Umsetzung unternehmen.

Was spricht gegen die Europaplatz-Lösung, die auch von der Machbarkeitsstudie favorisiert wird?

Aus unserer Sicht spricht nichts gegen den Europaplatz. Dieser Standort liegt ideal, er ist gut erreichbar, es gäbe zahlreiche mögliche Synergieeffekte, gerade auch mit den nahegelegenen Schulen. Für diesen Standort hat die Stadt aber im Moment offenbar andere Pläne. Vielleicht ist aber das letzte Wort noch nicht gesprochen. Zudem gibt es als Alternativ-Variante den ebenfalls von Experten positiv bewerteten Standort Europaplatz/Gesundheitsamt, auf dem eine kleinere Saalvariante realisierbar wäre. Dieser Standort gehört aber nicht der Stadt und wird derzeit von der Universität genutzt.

Müsste ein Konzertsaal unbedingt in der Innenstadt sein oder wäre auch eine Lösung am Stadtrand, etwas Waldhäuser Ost, denkbar?

Wir favorisieren ganz klar einen Konzertsaal im innerstädtischen Bereich. Wenn aber kein Standort dort zu haben ist, kann man natürlich auch über solche Lösungen nachdenken.

Sehen Sie nach dem Beschluss, den Sudhaussaal zu vergrößern, überhaupt noch eine reelle Chance für den Bau eines weiteren Konzertsaals?

Der neue Konzertsaal, den wir anstreben, hätte zu einem großen Teil eine ganz andere Nutzergruppe. Gerade im Bereich der klassischen Musik sind wir auf eine gute Raumakustik angewiesen. Das ist keine Luxusdebatte, sondern für uns existenziell. Und nennen Sie mir bitte in Tübingen auch nur einen Saal, bei dem solche notwendigen raumakustischen Aspekte beim Bau berücksichtigt wurden. Es gibt einige akustisch recht gut nutzbare Säle mit Kapazitäten unter 200 Personen, dann aber eine Riesenlücke bis zum akustisch schwierigen Festsaal mit 1000 Personen. Und diese Säle sind alle keine städtischen Säle und stehen den Tübinger Veranstaltern nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Der Leiter der Machbarkeitsstudie sagte dazu, es sei ihm als Phänomen noch nie begegnet, dass eine Stadt der Größe Tübingens mit einem so regen Musikleben keinen städtischen Konzertsaal hätte. Nichts gegen deren Charme, aber ist es wirklich nötig, dass international renommierte Musiker in der Alten Anatomie auftreten müssen? Dass die Tübinger Musikszene einen Saal mit Konzertakustik braucht, ist klar. Der Verein „Ein Saal für Tübingen“ wird jedenfalls nicht nachlassen, sich für dessen Realisierung einzusetzen.

Was wäre Ihr Vorschlag?

Es liegen genügend Vorschläge auf dem Tisch. Es liegt nun bei der Stadt, die Dinge konkret anzugehen. Von deren Seite kam ja nun noch eine weitere Option mit dem Schillersaal im Museum hinzu. Im Moment geht es darum, prüfen zu lassen, ob der Schillersaal überhaupt zu einem Konzertsaal umgebaut werden könnte. So oder so hoffen wir, dass bald konkrete Schritte folgen und es in die eine oder andere Richtung weitergeht.

Wieviel Spendengelder haben Sie bisher gesammelt?

Mit den Spendengeldern bewegen wir uns derzeit auf den fünfstelligen Bereich zu, wir sind aber noch ganz am Anfang. Mit unserer Veranstaltung möchten wir mehr Aufmerksamkeit für das Projekt ‚Ein Saal für Tübingen‘ und neue Unterstützer und Spender gewinnen.

Die Fragen stellte Jürgen Spieß

2sp Kommentar TA(909901085)

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Erstellt:
19.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 19.10.2016, 01:00 Uhr

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