Kenianer schwitzen

Beim Erbe-Lauf vergoss auch Sieger viel Schweiß

Auch Dominic Kibngeno musste gegen die äußeren Bedingungen beim Tübinger Erbe-Lauf am Sonntag kämpfen. Der kenianische Profi-Läufer siegte trotzdem, wenn auch nur mit einer Sekunde Vorsprung, in 29:44 Minuten.

19.09.2018

Beim Erbe-Lauf vergoss auch Sieger viel Schweiß

Ein wunderschöner Spätsommertag, dieser Stadtlauf-Sonntag. Wenn auch nicht grad Läuferwetter. Denn der Hauptlauf A, der sogenannte „schnelle Lauf“, startete erst kurz nach halb eins, und da brannte der Planet bereits ordentlich. Es musste noch gewartet werden bis zum Startschuss – der Moderator stellte die Läuferstars des Rennens einzeln vor, während der Rest der Starterinnen und Starter in der Hitze ausharren mussten.

Als es los ging, klebte schon manches Laufshirt am Körper. Kerzengerade die Wilhelmstraße lang ging es ab der Mensa, leider auch leicht steigend. Die erste Herausforderung war die Pfleghofstraße. Die ersten drei, außer dem Sieger noch Richard Ringer (Friedrichshafen) und Behwel Kiprono (Kenia), flogen da förmlich hoch, der große Pulk hatte da eher Respekt. Denn man wusste: Der Stich kommt ja noch zwei Mal. Denn die Stadtrunde musste drei Mal durchlaufen werden, ehe man nach zehn Kilometer (vermessen) ins Ziel an der Aula kam.

Vom Schulberg fällt man förmlich hinab in ein Meer an Zuschauern, die dann bis zum Marktplatz stehen und jede/n Läufer/Läuferin frenetisch nach vorne peitschen. Da geht man dann auch gerne mal über seine Grenzen hinaus – und bereut es später.

Auf dem Marktplatz geht es durch eine Senke hinauf in die Haaggasse hinein. Für die Läufer ist es natürlich höchst motivierend, wenn ihnen die Weizenbier-schwingenden Fans beim Anstieg in die Haaggasse hinein ein „Gib Gas, das schaffst du schon“ zubrüllen. Viele Hände zum Abklatschen strecken sich entgegen. Das nimmt man auch gerne an. Allerdings: Beim dritten Durchlauf tut man sich dann doch schwer damit, seine Arme überhaupt noch vom Körper weg zu bewegen: Die Konzentration geht ganz in die Beine und in den Willen, es irgendwie ins Ziel zu schaffen.

Am Sonntag war es angenehm in die Fußgängerunterführung unter dem Schlossberg einzutauchen. Dort konnte man ein wenig abkühlen, ehe es in die Strecke um den Anlagensee ging. Auch der Sieger dürfte die kühle Abwechslung genossen habe. „Es war mir zu heiß“ gestand der nämlich, nachdem er den Lauf gewonnen hatte, dafür aber alles geben musste.

Auf der Neckarbrücke, in die man von der Uhlandstraße her einbiegt, standen die Zuschauer in Mehrfachreihen entlang der Strecke. Gerade hier, wo die Sonne noch mal ungebremst niederbrannte, war man um jede Anfeuerung froh. Und die Fans gaben alles – ob sie jetzt den Opa, die Eltern, die Freunde oder einfach jeden Läufer oder jede Läuferin anfeuerten – den geplagten Sportlern half es, die nicht steile, aber sich ziehende Mühlstraße hoch zu rennen. Oben dann ging es leicht fallend Richtung Aula und in die nächste Runde. Über die Ansagen war man jederzeit im Bild über seine Laufzeit: „Wenn du so weiterläufst, reicht es noch unter 40 Minuten, also Gas geben“, tönte es über die Lautsprechanlage.

Da zwei Kenianerinnen kurzfristig absagen mussten, war der Weg frei für den Zweikampf der Frauen zwischen Elena Burkard (Nordschwarzwald) und Caterina Ganz (Berlin). Doch die Neu-Tübingerin Burkard, die hier studiert, ließ nichts anbrennen. In ausgezeichneten 34:21 Minuten siegte sie klar. Erfreulich das LAV Stadtwerke-Ergebnis. Bester Tübinger war Lorenz Baum mit persönlicher Stadtlaufbestzeit von 31:41 Minuten und Platz 5. Fünf LAV-Männer in der Top-Ten, und bei den Frauen mit Jule Vetter, ebenfalls LAV, Platz 3 – ein tolles Ergebnis aus lokaler Sicht.

Weniger toll fanden viele Zuschauer, dass der Sieger des B-Laufes, Simon Pfleiderer, obwohl er wusste, dass er leistungsmäßig in den schnellen Lauf gehört, um „mal vorne zu laufen“ in den langsamen Lauf wechselte. Den gewann er in 39:34. „Wie kann man so eitel sein“, fragte eine Zuschauerin.Werner Bauknecht

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19.09.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 19.09.2018, 01:00 Uhr

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