Das Politische im Privatleben

Das Künstlerduo Marks&Schleker entwickelt ein Stück über die Kinderfrage

Am morgigen Donnerstag feiert das Künstlerduo Marks & Schleker mit einer neuen Produktion im Theater Lindenhof seine Gast-Premiere. „Kinderkram“ heißt die Paarperformance, in der sich Silvie Marks und Johannes Schleker, seit 18 Jahren ein Paar im Privaten und auf der Theaterbühne, mit einer auf den ersten Blick sehr privaten Frage auseinandersetzen: ‚Sollen wir Kinder bekommen, oder nicht?‘ Simone Haug vom Lindenhof hat sich mit den beiden unterhalten.

29.06.2022

Silvie Marks und Johannes Schleker sind privat und auf der Bühne ein Paar. Bild: Theater Lindenhof

Silvie Marks und Johannes Schleker sind privat und auf der Bühne ein Paar. Bild: Theater Lindenhof

Simone Haug: Wie kamt Ihr auf die Idee, ein Stück über die Kinderfrage zu machen?

Silvie Marks: Erst einmal, da wir uns selbst dieser Frage stellen müssen, da wir uns den Vierzig annähern. Und wichtige Fragen verhandeln wir am liebsten auf der Bühne. Außerdem ist es unserer Ansicht nach eine Frage, die oft als privat und persönliche Frage angesehen wird, die aber immer im Zusammenhang mit den gesellschaftspolitischen Umständen gesehen werden muss.

Johannes Schleker: Es ist uns selbst oft begegnet, dass diese doch als privat und persönlich bezeichnete Frage wiederum sehr öffentlich thematisiert und verhandelt wird. Also: Habt Ihr Kinder? Warum habt Ihr keine Kinder? Wollt Ihr Kinder? Und da schweben dann immer normative Erwartungen mit. Eigentlich agiert hier die Gesellschaft sehr übergriffig. Dann wird auf der anderen Seite Familie total privatisiert, obwohl es ja eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit ist. Wir sind Teil des Theaters, und das ist ein Medium, das Öffentlichkeit schafft und wir finden, es ist eigentlich eine Frage, die nicht privat bleiben sollte.

Marks: Wir finden, dass in kaum einer Frage das Private so politisch ist, wie in dieser. Es ist allerdings das erste Mal, dass wir zusammen auf die Bühne gehen und ein so persönliches Thema aufarbeiten. Wir haben auch bei anderen Fragen, die wir im Theater verhandelt haben, unsere persönlichen Ansichten mit ein- und damit auf die Bühne gebracht. Aber jetzt stellen wir sozusagen uns selbst zur Verhandlung, werden zum Untersuchungsgegenstand.

Wie viel Privates kommt nun wirklich im Stück vor? Was erwartet das Publikum?

Marks: Es ist im engeren Sinne gar kein Stück, es ist kein zusammenhängender Text, sondern wir haben in erster Linie Unterfragen zu dieser Überfrage gesammelt. Fragen an uns selbst, Fragen, die wir an die Gesellschaft haben und Fragen, die die Gesellschaft an uns hat. Der Abend besteht größtenteils aus diesen Fragen und dem Versuch diese zu beantworten. Wir werden persönlich antworten. Und es werden jeden Abend andere Fragen sein, und so wird jeder Abend etwas anders verlaufen und kann eine andere Richtung nehmen. Manchmal wird es dadurch persönlicher, manchmal gesellschaftspolitischer.

Schleker: Dazu werden wir vermutlich Zitate von Personen oder Gruppierungen mit auf die Bühne bringen. Wir sind auch Kulturwissenschaftler und wir haben in der Vorbereitung viel gelesen und Interviews geführt. Wir haben uns im Vorfeld mit den Themen aufgeladen und ordnen dann unsere Antworten in den gesellschaftspolitischen Diskurs, den wir kennen, ein. Da tritt dann das Persönliche in den Hintergrund. Es ist also beides auf der Bühne, Privatperson, aber auch Analytiker.

Marks: Dazu kommen Texte, die wir selbst generiert haben. Es wird also auch szenische Lesungen geben. Diese Prosatexte bilden neben den Fragen eine zweite Ebene.

Das Stück „kinderkram. Eine Paar-Performance“, feiert am Donnerstag, 30. Juni um 20 Uhr im Theater Lindenhof seine Gast-Premiere. Weiter Vorstellungen sind am Freitag und Samstag, 1. und 2. Juli.

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Erstellt:
29.06.2022, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.06.2022, 01:00 Uhr

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