Richtig essen will gelernt sein

Das hat ja gedauert: Endlich wird auch in Deutschland der Nutri-Score kommen, die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln mit Hilfe einer farbigen Ampel. (Siehe das nebenstehende Interview und den Artikel auf Seite 4).

Unsere Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hatte sich jahrelang gegen diese einfache und leicht verständliche Kennzeichnung gewehrt. Völlig unbegreiflich, denn wir Deutschen werden immer dicker. Das heißt: Wir verstehen nicht (mehr), uns richtig und gesund zu ernähren. Die Idee, das würde die Nahrungsmittelindustrie für uns – freiwillig! – übernehmen, ist reichlich naiv.

Seit einigen Jahren interessiere ich mich für die Zutatenlisten und Nährwertangaben von verpackten Lebensmitteln und nicht selten habe ich beim Durchschauen dabei das dumpfe Gefühl, die Lebensmittelindustrie plane, uns schleichend zu vergiften. Oder sie habe einen heimlichen Pakt mit der Pharmaindustrie geschlossen, mit dem Ziel, dem deutschen Gesundheitswesen jährlich eine bestimmte Anzahl an chronisch Kranken zu liefern. Mit Krankheitsbildern, die mit Medikamenten behandelbar sind wie zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck. Allein mancher Zuckergehalt von Fertigprodukten lässt einen schwindeln.

Und auch da sperrt sich die Ernährungsministerin vehement gegen eine gesetzliche Lenkung – durch eine Zuckersteuer zum Beispiel. Sie möchte das gewichtige Problem eher durch eine „bessere Ernährungsbildung von der Kita an, theoretisch wie praktisch“ angehen. Das zumindest ist keine schlechte Idee. Das Fach „Ernährung“ gehört unbedingt in den Bildungsplan unserer Schulen, und zwar aller Schulen. Vielleicht lernen unsere Kinder da zumindest, die doch einigermaßen undurchschaubaren Nährwertangaben von Lebensmittel richtig zu lesen und einzuordnen.

Die Einführung eines kostenlosen Schulessens wäre da mal einen Versuch wert. Denn das beliebteste Mittagessen von Jugendlichen, Chips und Cola, erreichen beim Nutri-Score leider kein A. Im Gegenteil: Note 6 – setzen.