Pianobar-Kultur

Der Tübinger Musiker Tobias Haase ist in vielen Bereichen unterwegs

Er ist ein echter Tausendsassa und ein Verfechter der fast schon ausgestorbenen Pianobar-Kultur: der 48-jährige Pianist und Kneipen-Mitbetreiber Tobias Haase. Er veranstaltet Konzerte, hat ein paar hundert Songs geschrieben und macht seit vielen Jahren auch selber Musik. Nun bringt er mit „Weissmuster“ ein Soloalbum heraus.

26.09.2018

Der Tübinger Musiker Tobias Haase ist in
vielen Bereichen unterwegs

Das Leben ist kompliziert. Aber schön. Auf diese einfache Formel lässt sich die Botschaft von Tobias Haase bringen. Darüber lassen sich immer neue Lieder schreiben, in denen sich viele wiedererkennen können. Der Tübinger Pianist und Sänger ist viel rumgekommen und hat in seiner Musikerkarriere schon einiges erlebt: Er machte Musik auf Stocherkähnen, hat unzählige Shows im Ausland gegeben und ist vor Soldaten in Afghanistan aufgetreten.

Damals war geplant, mit seiner Band in einem Kinderkrankenhaus in Kabul zu spielen, doch dann passierte ein Anschlag und die Konzerte wurden abgesagt. Mit verschiedenen Formationen wie „Radio Villa Musica“, „dreimanncombo“, „Soul’ Mam und dem Duo Haase & Imam hat er Hunderte von Gigs gespielt und musikalisch eine Brücke von Rock‘n‘Roll über Soul und Liedermacherpop bis zur Pianobar-Musik geschlagen.

Seine deutschsprachigen Texte handeln „vorwiegend von meiner Gefühlswelt, aber ich habe auch ein paar politisch angehauchte Lieder im Repertoire“, erzählt der Musiker, der seine Musik selber als „zeitlose Liedermacher-Kunst“ bezeichnet. Wenn er an seinem Klavier im Keller seiner Kneipe „Frau Hopf im Schloßcafé“ sitzt und ein paar sparsame Akkorde spielt, wirkt er fast ein wenig schüchtern. Doch sein Anschlag und seine Stimme klingen kräftig und selbstbewusst, vom Leben gezeichnet, könnte man meinen, aber mit einem weichen, ganz anschmiegsamen Kern. Es ist ein Rückgriff aufs Bewährte, Zeitlose, was der 48-jährige Tübinger mit seiner Musik zelebriert – und gekonnt vorträgt. Im Mittelpunkt steht allein das Klavier und der Gesang. „Das gibt es heute leider kaum noch in der deutschen Liedermacher-Szene“, ist er überzeugt.

Geboren wurde Tobias Haase in Westfalen, kam im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Stuttgart und 19 Jahre später nach Tübingen. Mit der Musik wuchs er seit Kindestagen auf: Als Sechsjähriger spielte er erstmals auf der Snare Drum und mit sieben absolvierte er seinen ersten öffentlichen Auftritt. Immer hatte sein Leben irgendwie mit Musik zu tun, ob er nun das Management einer Band übernahm, auf Hochzeiten oder bei Unterhaltungsshows auftrat oder als Veranstalter von Konzerten fungierte. Eben dafür hat er seit Dezember 2016 auch die passende Location gefunden. Gemeinsam mit der ehemaligen Archäologie-Studentin Julia Hopf eröffnete er in der Burgsteige das Restaurant „Frau Hopf im Schloßcafé“ und richtete im Keller eine gemütliche Piano- und Cocktailbar ein.

Anfänglich kümmerte er sich nicht nur um die Veranstaltungen im Keller, sondern war auch „Barkeeper, Koch und Putzmann in einer Person“, erzählt er. Inzwischen hat er einiges an Arbeit abgegeben, bemüht sich verstärkt um die Pianobar und möchte selber wieder mehr Musik machen: „Ich habe nie die Gastronomie als meinen Hauptberuf gesehen“, betont Haase mit Nachdruck. So hat er schließlich das Soloalbum, das er 2014 in den berühmten Bauer-Studios in Ludwigsburg aufgenommen hat, aus der Schublade gezogen und veröffentlicht. Ob sich Solopiano und deutschsprachiger Gesang auch live so gut vereinbaren lassen wie auf diesem Album, kann man am 29. September beim CD-Release-Konzert überprüfen.

Der Applaus bei seinen bisherigen Konzerten in der Region zeigt, dass intensive und unverbrauchte Liedermacherkunst auch heute noch die Gefühle des Publikums auf einen Nenner bringen können. Diese Intensität stellt sich noch mehr ein, wenn man sich zurückfallen lässt und Tobias Haase einfach nur zuhört, wie er seine beiden Talente Songwriting und Piano spielen zusammenbringt. Jürgen Spieß

Das CD-Release-Konzert von Tobias Haases neuem Album „Weissmuster“ steigt am Samstag, 29. September, 21.30 Uhr, im Keller von „Frau Hopf im Schloßcafé“.

Zum Artikel

Erstellt:
26.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 26.09.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen