Mit Stirnlampe hoch auf die Burg

Der Vollmondlauf auf den Hohenzollern feiert in diesem Jahr sein 30-Jähriges

Am 31. Januar feierte der monatliche Vollmondlauf auf die Burg Hohenzollern seinen 30. Geburtstag.

03.02.2021

Die Lauftruppe in bester Laune beim beschwerlichen Aufstieg auf die Burg.  Privatbild

Die Lauftruppe in bester Laune beim beschwerlichen Aufstieg auf die Burg. Privatbild

Das hätten sich die Väter dieses Laufevents, Herbert Baur und Jürgen Babendererde vom Lauftreff Bodelshausen, wohl kaum vorstellen können, als sie den Vollmondlauf vor 30 Jahren ins Leben riefen. Ihnen ging es damals darum, mehr Abwechslung in den Lauftreff zu bringen. Es sollte ein Mal im Monat, jeweils am „Vollmonddonnerstag“, die Burg als besonderes Ziel anvisiert werden.

Die beiden Gründer waren Ausdauerläufer. Die Startbedingungen mitten im Winter am 31. Januar 1991 bei leichten Minusgraden waren vielleicht nicht ganz ideal. Aber die beiden haben mit dem sprichwörtlichen langen Atem den Vollmondlauf etabliert. In den ersten Jahren schwankte die Teilnehmerzahl, mal waren es weniger als eine Hand voll, mal zweistellig. Doch von Beginn an handelte es sich um einen Lauftreff, also einen Treff für Laufinteressierte. Mittlerweile kamen auch die Walker/innen dazu, die gemeinschaftlich zum Zeitpunkt des Vollmondes zur Burg marschieren wollen. Es gilt das Motto: „Gemeinsam laufen, nicht rennen, gemeinsam walken“.

So ganz lässt sich das nicht durchhalten, wenn die Ambitionierten den Berg vor sich sehen und die Serpentinen zur Burg hoch stürmen. Dennoch: Das Ziel ist es, auf der Burg mit allen zusammenzutreffen, die Aussicht zu genießen und gemeinsam den Rückweg anzutreten.

Kein Vollmondlauf ist wie der andere: Es ist immer ein ganz besonderes Erlebnis, bei Vollmond auf den Hohenzollern zu laufen. Die Eindrücke und Stimmungen sind dabei so unterschiedlich und vielfältig wie nur die Natur sie bieten kann: Laue Sommerabende, sternenklarer Himmel mit hellem Mondschein, dichte Bewölkung, schnell ziehende Wolken, Nebel, stockfinstere Nacht, klirrende Kälte, Schnee, Eis, Regen, Sturm – aber in jedem Fall ein schönes Gemeinschaftsgefühl in einer besonderen Atmosphäre. Bis die Coronapandemie im vergangenen Jahr alles ausgebremst hat, war in 29 Jahren noch kein Vollmondlauf ausgefallen.

Nur ein Mal musste ein Lauf wegen eines Sommergewitters abgebrochen werden. Selbst wenn der Vollmonddonnerstag auf einen Feiertag wie Silvester oder Weihnachten fiel, wurde mit ein paar Unentwegten gelaufen. So war es übrigens auch am vergangenen Silvester geplant. Corona kam dazwischen.

Baur und Babendererde haben den Vollmondlauf von 1991 bis 2009 verantwortlich betreut. Als die beiden Väter des Laufevents aus Altersgründen die Verantwortung abgeben wollten, war für die Fans des Vollmondlaufs völlig klar, dass es weitergehen musste. Ab 6. August 2009 übernahm die LG Steinlach-Zollern auf Bitten der Initiatoren des Vollmondlaufes die Verantwortung für das Laufevent.

Die Betreuung des Laufs haben Thomas Finnern, Michael Kaufmann und Ole Ahrens übernommen. Beim Walking wechseln sich die Betreuerinnen und Betreuer des Walkingtreffs der LG Steinlach-Zollern ab. Inzwischen nehmen Läufer und Walker aus der gesamten Region Neckar-Alb an dem regelmäßigen Event teil. Startpunkt ist immer der Hechinger Freibadparkplatz. Immer wieder stoßen neue Neugierige dazu – und kommen ab da regelmäßig. Je nach Saison und Witterung nehmen bis zu 70 oder Läufer und Walker teil. Das Wetter spielt da meist keine Rolle mehr. Das Einzugsgebiet der Teilnehmer/innen umfasst auch zahlreiche Lauftreffs der Region – dabei sind der TSV Hirschau, der Post SV Tübingen und Läuferinnen und Läufer aus Kiebingen.

„Für mich ist das immer ein Höhepunkt“, so Oliver Ruckaberle von der LAV Stadtwerke Tübingen, der immer wieder versucht, den Termin in seinen Plan aufzunehmen.

Dann kam Corona. So musste der Vollmondlauf schon während des ersten Lockdowns von Ende März bis Juni 2020 ausgesetzt werden. Die Freude über den Re-Start im Juli währte leider nur kurz. Seit dem zweiten Lockdown ist seit November 2020 ein gemeinsames Laufen und Walken bei Vollmond auf die Burg erneut nicht möglich. Das hält den einen oder die andere jedoch nicht davon ab, auf eigene Faust alleine oder zu zweit den „privaten Vollmondlauf“ zu genießen. Dies allerdings etwas früher als gewohnt, um zur nächtlichen Ausgangssperre ab 20 Uhr wieder zu Hause zu sein.

Zum 25-Jährigen hatten die Veranstalter damals ein paar Zahlen zusammengestellt; Bei mehr als 300 Vollmondläufen über jeweils 16 Kilometer und im Schnitt 30 Teilnehmern kommen in 25 Jahren an die 150 000 Kilometer zusammen. So mögen es mittlerweile um die 175 Kilometer sein. Kurioses am Rande: Nur einmal musste ein Lauf wegen eines Sommergewitters abgebrochen werden. Und es war immer klar, dass der Vollmondlauf auch zu so einem Termin wie Silvester 2009 stattfinden soll. Tat er natürlich auch. 2016 aber fiel der Termin auf Heiligabend und wurde um einen Tag verschoben. So ergab sich ein wunderbarer Weihnachtsvollmondlauf bei bestem Wetter.

Am 24. Juni 2021 ist Vollmond und Vollmondlauf. An diesem Termin wollen die Betreuer den Geburtstagslauf organisieren – und feiern. In welcher Form dies möglich sein wird, hängt allerdings von dann den geltenden Corona-Restriktionen für die Veranstaltung ab.Werner Bauknecht

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Erstellt:
03.02.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 03.02.2021, 01:00 Uhr

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