Reden lernt man nur durch Reden

Die Nonprofit-Organisation „Toastmasters International“ gibt es seit fast 100 Jahren – und seit weni

29.03.2023

Paul Sprenger ist Öffentlichkeitsreferent vom Toastmaster Redeclub Tübingen. Bild: Monica Brana

Paul Sprenger ist Öffentlichkeitsreferent vom Toastmaster Redeclub Tübingen. Bild: Monica Brana

Seit 1924 gibt es die Nonprofit-Organisation „Toastmasters International“, deren Tübinger Ableger sich seit vergangenem Dezember alle zwei Wochen im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) trifft. Der TAGBLATT ANZEIGER unterhielt sich mit den Tübinger Toastmastern über ihr Hobby: Wie hält man zu einem vorgegebenen Thema spontan eine mitreißende Rede? Weshalb funktioniert eine zu Hause vorbereitete Fünfminutenrede nur auf dem Papier und nicht vor Publikum?

TAGBLATT ANZEIGER:
Was sind die Toastmasters?

Paul Sprenger (Referent für Öffentlichkeitsarbeit): Es handelt sich dabei um einen Redeclub, der hauptsächlich aus drei Elementen besteht: Die Teilnehmer üben sich im Halten von Reden, im Feedback-Geben, und im Übernehmen von Führungsverantwortung in verschiedenen Moderationsrollen.

Der Club bietet dabei jedem die Möglichkeit, die eigene Rhetorik zu verbessern und Ängste zu überwinden, denn wir bieten einen geschützten Rahmen und was in dem Raum gesprochen wird, bleibt auch dort. Insgesamt gilt: Learning by doing. Nach drei, vier Reden werden die meisten Teilnehmer schon deutlich selbstsicherer.

Wer macht mit?

Es kommen Menschen aus allen möglichen Bereichen zu uns, vom Studenten bis zur Ärztin. Die Altersspanne reicht von 18 bis 70 Jahre.

Wir sind offen für jedermann und arbeiten bilingual, auf Deutsch und Englisch. Man kann hier also auch entsprechend sein Deutsch oder Englisch verbessern.

Was geschieht während
der Treffen?

Es gibt ein Grundschema beim Ablauf. Jeder, der will, kann der Moderator des Abends sein: der Toastmaster. Das Wort kommt von „einen Toast aussprechen“. Der Toastmaster eröffnet das Treffen und erklärt den Ablauf und die Regeln, da wir häufig Neumitglieder und Gäste haben.

Der Stegreifmoderator übernimmt danach und gibt Themen vor, zu welchen die Anwesenden einminütige Kurzreden halten. So übt man sich darin, eine spontan Kurzrede zu halten. Heute war zum Beispiel der Weltfrauentag das Thema der Stegreifreden.

Nach den Stegreifreden folgen die geplanten Reden, welche Hause vorbereitet wurden und ungefähr fünf bis sieben Minuten dauern. Die Anwesenden achten beim Zuhören auf unterschiedliche Dinge. Es gibt einen Zeitnehmer, der darauf achtet, dass die Teilnehmer den Zeitrahmen einhalten und einen Füllwortzähler, der die „Ähs“ zählt. Nach einer Pause gibt es die große Feedback-Runde für die Redner. Ganz zum Schluss macht jemand die fachliche Gesamteinschätzung des Treffens.

Eine Sitzung dauert meist eine bis anderthalb Stunden. Manchmal gehen wir anschließend in ungezwungener Runde noch in den Biergarten. Das Ganze ist komplett freiwillig. Man kann ergänzend zusätzliches Fortbildungsmaterial der Toastmasters nutzen oder einfach zu den Abenden kommen und „nur“ üben.

Wie sind die Toastmasters organisiert?

Die Toastmasters kommen ursprünglich aus den USA. In der Region gab es erst in Reutlingen eine Gruppe. Während der Pandemie gingen die Treffen ins Online-Format über und der Raum in Reutlingen fiel weg. Dann fanden wir in Tübingen erst bei Vivat Lingua und seit Dezember im DAI eine neue Heimat.

Überregional sind die Toastmasters in Areas, Divisions und Districts organisiert. Da gibt es jährliche Redewettbewerbe, bei denen man sich überregional mit Mitgliedern anderer Toastmasters-Clubs messen kann. In den einzelnen Clubs gibt es verschiedene Rollen wie den Präsidenten und Vizepräsidenten, die Zuständigen für Fortbildung und Öffentlichkeitsarbeit, also mich.

Wer neu dazu kommt, kann sich für einen Pathway, so heißen bei uns die Ausbildungspfade, entscheiden und sein Können in verschiedenen Bereichen verbessern, es etwa in Richtung humorvolles Reden oder Führungskompetenz aufbauen.

Gibt es auch Innovationen?

Wir probieren immer wieder Neues aus. Eine Teilnehmerin streamte etwa neulich ihre Stegreifrede live auf Instagram. Alles kann, nichts muss. Wir wurden außerdem in das Programm des DAI aufgenommen – unsere Mitglieder sind dadurch automatisch Mitglied beim DAI.

Fragen von Monica Brana

Der Toastmasters Redeclub Tübingen trifft sich an den Donnerstagen in geraden Kalenderwochen immer um 18.30 Uhr in der Bibliothek des Deutsch-Amerikanischen Instituts Tübingen (Karlstraße 3). Gäste sind
jederzeit herzlich willkommen.

Zum Artikel

Erstellt:
29.03.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 29.03.2023, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen