Die Reutlinger Mädchenband The Melikas wurde durch Corona ausgebremst

Bei der vergangenen Reutlinger Kulturnacht vor gut einem Jahr haben die drei Sängerinnen noch die Besucher zu Beifallsstürmen hingerissen und bei einer Demonstration in Stuttgart jubelten ihnen fast 7000 Medizinstudenten zu, als sie auf dem Schlossplatz auftraten. Auch das passierte im vergangenen Jahr nur kurze Zeit nach ihrer Gründung. In diesem Jahr wollten sie dann richtig durchstarten, doch wie so vielen anderen Musikgruppen machte die Pandemie den Melikas einen Strich durch die Rechnung. Mehrere bereits gebuchte Konzerte wurden abgesagt und ausgemachte Auftritte bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten verschoben.

Donia Grolli (22), Isabel da Silvas (18) und Eva Hofius (22) lassen sich trotzdem nicht unterkriegen und sind überzeugt, dass ihre Zeit noch kommt. Das Potential und vor allem die Stimmen haben sie zweifellos dazu. Kennengelernt haben sich die Mädchen über die Groove Factory, die zur Reutlinger Musikschule gehört. Dort wurde der Schlagzeuglehrer Wieland Braunschweiger auf die drei Gesangstalente aufmerksam und unterstützte sie fortan als ihr Mentor. Im Juni 2019 war dann die offizielle Bandgründung und auch ein passender Name wurde gefunden: The Melikas, was auf Arabisch „Königinnen“ bedeutet.

Mit ihren englischsprachigen Coversongs setzen die drei Sängerinnen, die sich auf Gitarre und Perkussion selbst begleiten, konsequent auf musikalische Vielfalt und Abwechslung, was auch ihrer Biographie entspricht: Donia Grolli stammt ursprünglich aus Tunesien und kam im Alter von 15 Jahren nach Deutschland. Auch die erst 18-jährige Isabel da Silvas hat einen interkulturellen Hintergrund. Sie ist zwar in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen jedoch beide aus Portugal: „Während dieser Sommerferien war ich wegen Corona erstmals nicht bei meinen Großeltern in Portugal“, bedauert Isabel, die nächstes Jahr ihr Abi macht. Die einzige Deutsche im Bunde ist Eva Hofius, die derzeit an der Tübinger Uni Deutsch und Französisch auf Lehramt studiert, ein besonderes Faible fürs Reisen hat und gut anderthalb Jahre in Neuseeland lebte.

Dass Donia, Isabel und Eva eine reine Mädchenband gegründet haben, war eine bewusste Entscheidung und auch, dass sie mit ihrem Gesang vor Publikum auftreten wollen, war allen drei schon lange klar. Isabels Eltern sind selbst beide Musiker und Eva, die neben dem Gesang auch Klavier und Perkussion spielt, hat bereits mit 14 begonnen, Gesangsunterricht zu nehmen: „Seitdem wusste ich, das ist es“. Allein Donia war sich ihres Talents lange nicht bewusst. Sie spielte Gitarre und investierte viel Arbeit in Gesangsstunden, bis sie und vor allem andere erkannten, dass sie eine außergewöhnliche Stimme besitzt.

Inzwischen hat das Trio ungefähr 20 Songs im Repertoire und plant für die Zukunft auch eigene Lieder zu integrieren. Im Moment konzentrieren sie sich aber noch auf nachgesungene Songs: Soul- und Pophits von Destiny’s Child oder Little Mix – was das Herz begehrt und vor allem: was dem Trio Freude macht: Wenn man eine Musikart nicht mag, kann man sie nicht gut singen, sind sich die Mädchen einig. Und das mit dem gut sein, das nehmen Donia, Isabel und Eva sehr ernst. Wenn es mal hakt, „wird so lange geübt, bis alles passt“, versichert Donia, die inzwischen unter der Woche an der Berufsfachschule für Musik in Krombach Gesang studiert.

Schließlich ist Musik machen mehr als ein Traum für die drei Mädels von The Melikas. „Das Wichtigste ist, dass wir Spaß haben und dass es den Leuten gefällt“, meint Isabel. Und wer sie sieht und hört, der glaubt das sofort. Denn was das junge Gesangstrio präsentiert, ist authentisch und echt. Jürgen Spieß