Zukunft Bundesliga

Die Talentschmiede von Jugendtrainer Niko Schneider

Nicht nur im allgegenwärtigen Fußball heißt der Trend „Hol dir deine eigenen Talente aus der Jugendarbeit.“ Volleyball-Jugendtrainer Niko Schneider folgt dem Konzept seit Jahren – außerordentlich erfolgreich.

27.12.2017

Die Talentschmiede von Jugendtrainer Niko Schneider

Der Freudenstädter Niko Schneider kam erst nach dem Fußball richtig zum Volleyball: Ein Kreuzbandriss war das Ende der Karriere. Wenn schon Volleyball, dann richtig, dachte er, und machte bereits mit 17 Jahren seinen C-Trainerschein. Der württembergische Landestrainer Michael Mallick holte ihn in sein Team, eine Zeit, in der er viel lernte. Er betreute in der Zeit bereits die Auswahlteams des Bezirks.

2012 bis 2014 war er außerdem als ehrenamtlicher Jugendtrainer beim TVR tätig. Als ersten Jahrgang betreute er die 2003/04er. „Damals kamen gerade sechs, sieben Spieler ins Training.“ Also startete er eine Sichtung in den Schulen. „Ich schrieb die Schulleiter an, und das zahlte sich aus.“ Denn mittlerweile kommen bei den zwei Jahrgängen, die immer zusammengelegt werden, schon mal um die 40 Nachwuchsspieler zusammen.

Jungtrainer Schneider, der in der Zwischenzeit in Rottenburg wohnt, in Tübingen Lehramt studierte und gerade sein Referendariat in der Carl-Joseph-Leiprecht-Schule (Rottenburg) macht, war von Beginn an erfolgreich. Bereits 2012/13 gewann er mit seinem Team die Württembergische Meisterschaft. Das setzte sich, abgesehen vom 2006er Team, das 2. wurde, bis heute fort. „In Württemberg kann uns keiner schlagen“, so Schneider. Alle Jahrgänge zwischen 2003 und 2006 konnten jeweils an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Größter Erfolg war die Bronzemedaille 2016/17. Beim Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ belegten sie sogar die Plätze 1 und 2.

Lob für diese Jugendarbeit gibt es auch von ganz oben. Denn Aktiventrainer Hans Peter Müller-Angstenberger denkt, berichtet Schneider, dass mindestens zwölf der aktuellen Jugendspieler später in der Bundesliga landen könnten. „Und ich sehe das ähnlich.“

Hinter dem Erfolg steckt ein Konzept: „Ballwunder Rottenburg“ nennt sich das. Und so nennen sich auch die Jugendteams. Okka Rau-Schmeckenbecher, Abteilungsleiterin, war an dem Entwurf beteiligt, aber auch Niko Schneider. Der Spielbereich beim Nachwuchs gliedert sich demnach in eine leistungssportliche und in eine breitensportliche Schiene auf. Dabei konzentriert sich die leistungssportliche Schiene auf die absoluten Top-Talente. Für deren Teilnahme gibt es definierte Kriterien, nicht zuletzt auch die Körpergröße. Was in Fußball-Leistungszentren mittlerweile gang und gäbe ist, findet auch in Rottenburg statt: Durch Messungen wird die voraussichtlich zu erwartende Körpergröße errechnet. „Klar tut es da einem manchmal leid“, so Schneider, „wenn ein Talent bei 1,80 bleibt. Aber wenn man sich die Bundesligaspieler heute anschaut, sind das alles Riesen.“ Und er sieht sich durchaus in der Pflicht, für Rottenburg Bundesliganachwuchs zu finden und auszubilden. So hält er Probetrainings ab, um ja kein Talent zu übersehen. „Man muss auf die Leute zugehen“, meint er dazu.

Bei der U12 findet bislang noch keine Selektion statt. Erst zum Saisonende, wenn sie schon ein Jahr gespielt haben, wird Leistung bewertet. Im Übrigen kann ein Spieler, der auf der Breitensportschiene durchstartet, jederzeit aufsteigen. Doch auch bei dieser Schiene sieht der Trainer viel Potential. „Viele dieser Spieler werden, wenn sie dabei bleiben, ebenfalls Bundesliga, vielleicht auch 2. Liga spielen können.“

Klar, dass es da Konfliktpotential mit den Eltern geben kann. „Es ist schwierig, aus einem 30er Kader die Hälfte oder mehr auszusortieren. Aber dazu sind wir Trainer da.“ Das sei nun mal typisch für den Leistungssport. Schneider will seinen Spielern ein Rundum-Paket anbieten. „Sie sollen auch noch im Alter fit sein.“ Also gibt es Yoga-Kurse für die Juniorenteams.

Und wie sieht er die aktuelle Lage des A-Teams. „Ich finde es toll, dass der Coach so viele junge Spieler einbaut. So können wir auch den Nachwuchs halten.“ Werner Bauknecht

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27.12.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 27.12.2017, 01:00 Uhr

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