Teuflische Revue

Dominique Horwitz kommt zum Kaleidoskop-Konzert nach Reutlingen

29.06.2022

Schauspieler und Musiker: Dominique Horwitz. Bild: Ralf Brinkhoff

Schauspieler und Musiker: Dominique Horwitz. Bild: Ralf Brinkhoff

Er ist einer der bekanntesten Schauspieler der Republik, führt Regie, schreibt Krimis und er singt und spielt hervorragend Akkordeon: Am morgigen Donnerstag präsentiert Dominique Horwitz eine abgründige und teuflische Revue mit dem Titel „Me and the Devil“ in der Reutlinger Stadthalle.

Noch ist es nicht erwiesen, dass Menschen mit großen Ohren besser hören als andere oder gar musikalischer sind. Für Dominique Horwitz aber trifft beides zu: Er ist überaus musikalisch und sein Gehörsinn ist scharf.

Vielleicht hat er deshalb neben der Schauspielerei jahrelang Akkordeon gespielt und immer wieder die Lieder von Jacques Brel gehört und nachgesummt. Eines Tages hat er dann einfach zum Mikrofon gegriffen und losgesungen: „Ne me quitte pas“ (Verlass mich nicht) und „Le plat pays“ (Das flache Land). Das war 1984, und erstmals hatte er das Gefühl, etwas Großes vollbracht zu haben. Weil er aber kurz danach gen Hamburg zog und sich dort am Thalia Theater ganz der Theaterbühne widmete, verstummte er als Jacques-Brel-Interpret. Sang nur noch gelegentlich auf englisch (in Robert Wilsons Kultmusical „Black Rider“) oder auf deutsch (in Brechts „Dreigroschenoper“).

Dominique Horwitz kam 1957 in Paris zur Welt und verbrachte dort mit seinen Eltern, die einen Feinkostladen führten, seine Kindheit. Erst als er 14 war, zogen seine jüdischstämmigen Eltern zurück nach Berlin, wo er nach dem Abitur eine Kaufmannslehre im KaDeWe absolvierte. Schauspieler habe er eigentlich nie werden wollen, sagt er, bekam aber 1977 überraschend seine erste Fernsehrolle in „Eine Jugendliebe“. Der Empfehlung eines Schulfreundes sei es zu verdanken gewesen, dass er sich 1979 beim Tübinger Zimmertheater vorstellte und vom damaligen Intendanten Siegfried Bühr engagiert wurde: „Tübingen war meine Lebensschule“, nennt Horwitz das heute und „die Tübinger Jahre waren für meine Entwicklung als Schauspieler eine sehr wichtige Zeit“.

Auch privat fand Dominique Horwitz sein Glück in der Unistadt, oder genauer, in Dettenhausen, wo er seine erste Ehefrau Patricia kennenlernte. Von 1979 bis 1983 blieb er in der Bursagasse, spielte unter anderem in „Antigone“ und in der „Dreigroschenoper“. „Später“, erzählt er, „wurde meine Theaterkarriere vor allem durch Peter Zadek geprägt“. Er verließ 1983 Tübingen, wechselte zum Bayerischen Staatsschauspiel nach München und von dort ans Hamburger Thalia-Theater. Was Horwitz an dem einstigen Regie-Rabauken Zadek so sehr schätzte? „Die konsequente Herangehensweise“. Deshalb laute sein Credo auch heute noch: „Lieber aufrecht untergehen, als sich durchmogeln.“

Deutschlandweit bekannt wurde das seit Jahren in Weimar lebende Multitalent durch seine Rollen in Dieter Wedels „Der große Bellheim“ und Joseph Vilsmaiers „Stalingrad“. Er spielte danach regelmäßig beim „Tatort“, in zahlreichen Kinofilmen und in verschiedenen Theater-Ensembles. Horwitz, dessen Physiognomie so gar nicht stromlinienförmig ist, braucht die Abwechslung, das Risiko, die Freiheit. Einem Ensemble gehört er schon lange nicht mehr fest an und vor eine Kamera begibt er sich nur noch, wenn die Geschichte und die Figuren seinen künstlerischen Ansprüchen genügen. Gibt es Rollen, die er sich nicht zutraut? „Es gibt nur Rollen, die ich mir nicht zutraue“, sagt er. „Vielleicht ist es aber auch die pure Angst vor der Festlegung.“ Was ja auch erklären würde, warum er, der Schauspieler, so gerne als Sänger auftritt.

So wie am 30. Juni in der Reutlinger Stadthalle, wenn er gemeinsam mit der Württembergischen Philharmonie einen teuflischen Bogen von der romantischen Oper „Der Freischütz“ über Rock-, Pop- und Jazzklassiker bis hin zu den schrägen Highlights aus Tom Waits‘ „The Black Rider“ spannt. Im Mittelpunkt seiner hintergründigen Revue steht der Mythos des Teufels – abgründig, skurril, komisch und erotisch. Jürgen Spieß

Dominique Horwitz präsentiert am Donnerstag, 30. Juni, 20 Uhr, in der Reutlinger Stadthalle seine musikalische Revue „Me and the Devil“.

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Erstellt:
29.06.2022, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 29.06.2022, 01:00 Uhr

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