Protest gegen Kahlschlag

Eine Bürgerinitiative kritisiert den Umbau im Anlagenpark

Die Tübinger „Bürgerinitiative Anlagenpark“ möchte bei der zentralen Großbaustelle rund um den Busbahnhof am Europaplatz möglichst viele der Bäume erhalten (siehe auch den Kommentar auf Seite 2).

02.09.2020

Dieser Baum auf der Südseite zum Bahnhof könnte laut Bürgerinitiative Anlagenpark als „Alibi-Baum“ alleinig auf dem Baufeld der Tiefgarage stehen bleiben. Bild: BI Anlagenpark

Dieser Baum auf der Südseite zum Bahnhof könnte laut Bürgerinitiative Anlagenpark als „Alibi-Baum“ alleinig auf dem Baufeld der Tiefgarage stehen bleiben. Bild: BI Anlagenpark

Tübingen. Eine Seeterrasse, eine Tiefgarage für den Bahnhof, ein breiter Radweg und ein Fahrradkreisel hin zur projektierten Radbrücke West (eine von drei Radbrücken, die Tübingen künftig überspannen sollen) – all das soll Platz im heutigen Anlagenpark zwischen Uhland- und Europastraße finden. Der See soll dafür auf ein gutes Dreiviertel seiner jetzigen Größe schrumpfen, Flüssigbeton soll ihm eine kantige Westspitze verleihen.

Zu viele ökologische Opfer fordere das, findet die BI Anlagenpark, die gut 1200 Unterschriften für eine ökosensiblere Planung sammelte. BI-Mitglied Ann-Christin Salzmann sieht Intransparenz bei der Zahl gefällter Bäume. Seitens des Technischen Rathauses habe es mehrfach geheißen, nicht mehr als 98 Bäume würden für die Umgestaltung rund um den Europaplatz gefällt. Tatsächlich stünden den städtischen Entwürfen etwa 300 Bäume im Wege, sagt Salzmann. Die BI nahm es auf sich, einzelne Bäume zu nummerieren und zu kartieren. Ein eingezäunter „Alibi-Baum“ bleibe möglicherweise stehen, doch rundum herrsche „Kahlschlag“, warnt Salzmann.

Bereits 80 Bäume fehlten heute. Auf der geplanten Seeterrasse wären die Besucher „der Sonne ausgesetzt“. Und warum zig Bäume nachpflanzen, wenn gesunde Pflanzen mit tiefen Wurzeln bereits vorhanden sind? Die alten Bäume seien ein Habitat für Fledermäuse, Vögel sowie Juchtenkäfer und dienten der Artenvielfalt.

Im Planungsausschuss des Tübinger Gemeinderats hatte Katrin Korth, Projektleiterin für das Vorhaben „ZOB Europaplatz“, im Juli angekündigt, 170 Bäume und rund 200 Sträucher würden im Rahmen des gut 38 Millionen Euro schweren Umbaupakets, das bis Ende 2023 fertig sein soll, neu gepflanzt.

Die BI findet auch, der Spielplatz im südwestlichen Teil des Parks werde aufgrund des Feinstaubeintrags aus der Baustelle und dem Verkehr direkt nebenan vor allem für Asthmatiker unattraktiv. Die Bäume fehlten, und auf den neuen Plänen der Stadt sei der Spielplatz nicht mehr drauf.

Die Stadtgrünen „machen keine grüne Politik, weil sie alle Bauvorhaben ohne Wenn und Aber befürworten“, kritisiert Salzmann. Der Tübinger Charakter gehe verloren, klagt ein weiteres BI-Mitglied, das anonym bleiben will. Der Anlagenpark werde zum Event-Platz und zur „Fahrrad-Schnellstraße“. Monica Brana

Am Samstag, 5. September, lädt die BI Anlagenpark um 15 Uhr zur Führung. Treffpunkt ist die Ostseite des Anlagensees beim Mäuerchen.

Mehr dazu unter www.bi-

anlagenpark-tuebingen.de.

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Erstellt:
02.09.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 02.09.2020, 01:00 Uhr

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