Der Kommentar

Endlich sauber

14.03.2018

Von Fred Keicher

Zielkonflikte zu debattieren scheint eine politische Disziplin zu sein, die völlig aus der Übung gekommen ist. Das magische Viereck etwa in der Wirtschaftspolitik sagte, dass man eben Vollbeschäftigung, Geldwertstabilität, Wachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht nicht auf einmal haben kann. Dass Absichten fehlgehen können, fassten schon die alten Griechen unter der Fabel vom Töpfer, der eine Amphore herstellen wollte, aber, ach, es wurde immer nur ein Nachttopf draus.

Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert, weiß auch der Volksmund, ohne die Landwirtschaftspolitik dieses Landes zu kennen. Möglicherweise gibt es in Deutschland inzwischen mehr Landwirtschaftsexperten als Bauern. Die hängen am Tropf von Transferzahlungen, sie murren, aber sie rebellieren nicht. Anderswo, in Frankreich etwa, ist das anders, obwohl auch dort die Hälfte der Einkommen nicht am Markt erlöst, sondern von der Bürokratie zugewiesen wird.

Sie soll bäuerlich geprägt sein und möglichst ökologisch wirtschaften, lautet das für die deutsche Landwirtschaft bereitgehaltene Leitbild. Was das im Einzelnen bedeutet, weiß niemand, aber in der Abscheu vor der industriellen Landwirtschaft ist man sich einig.

Dabei liegt in der industriellen Hightech-Landwirtschaft möglicherweise die Zukunft des ökologischen Wirtschaftens, wenn man sich nicht scheut, scharfe Konsequenzen zu denken und steile Thesen aufzustellen. Man trennt die Pflanzenproduktion einfach vom Boden, steckt sie in Fabriketagen mit geschlossenen Kreisläufen. Salat, der im Wasserbad gezogen wird, verseucht keinen Boden mit Stickstoff, kein Grundwasser mit Nitrat.

Die Technik ist vorhanden, sie wird bereits angewendet. Sie ist soweit verbreitet, dass jeder, der für sein Marihuana nicht zum Dealer gehen will, sich für den Hausgebrauch ein Gewächshaus kommen lassen kann. Auffällig ist das dann hauptsächlich durch den hohen Energieverbrauch. Der schlüge natürlich auch für die Hightech-Gemüseproduktion zu Buche. Aber er könnte doch durch Wind- und Sonnenenergie gedeckt werden. Man stelle sich vor: Man gewinnt Sonnenenergie durch Photovoltaik und schickt sie durch eh schon bestehende Netze in dunkle Gewächshäuser. Das wäre umständlich, aber wäre es nicht endlich sauber?

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Erstellt:
14.03.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.03.2018, 01:00 Uhr

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