Klare Gassi-Regeln machen Sinn

Felix Wagner unterstützt die Hunde-Verordnung der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner

Julia Klöckner will Hundehalter verpflichten, mit ihren Vierbeinern mindestens zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Gassi zu gehen. Wir sprachen mit Felix Wagner, Vorsitzender des Tübinger Tierschutzvereins, über die geplante Verordnung der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft.

26.08.2020

Felix Wagner mit einem Hütehund aus dem Tübinger Tierheim. Bild: Stefan Zibulla

Felix Wagner mit einem Hütehund aus dem Tübinger Tierheim. Bild: Stefan Zibulla

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Halten Sie die geplante Hunde-Verordnung der Ministerin für sinnvoll?

Felix Wagner: Sie greift mit dieser Initiative eine Forderung auf, die der Deutsche Tierschutzbund schon seit vielen Jahren erhebt. Dabei geht es uns Tierschützern nicht darum, Hundehalter ständig zu kontrollieren. Aber wenn Verstöße gegen den Tierschutz wirkungsvoll geahndet werden sollen, brauchen die Amtsveterinäre und die Justiz ein Regelwerk, auf das sie sich berufen können. Das bietet die geplante Hunde-Verordnung, indem sie Mindeststandards für das Gassigehen definiert. Und das macht Sinn.

Braucht wirklich jeder Hund eine Stunde Auslauf am Tag?

Der Bewegungsbedarf hängt von der Rasse ab. Ein Husky braucht mehr Auslauf als eine Dogge. Aber ein Minimum von einer Stunde Bewegung am Tag ist für alle Hunde angemessen. Wenn wir einen Hund vermitteln, machen wir dies auch zur Bedingung. Verfügen Hundehalter über ein großes Grundstück, auf dem sich ihr Vierbeiner austoben kann, reicht es, wenn sie einmal täglich mit ihm spazieren gehen. Aber diese Freiflächen fehlen meistens in städtischen Wohnsiedlungen.

Bekommen die Hunde im Tübinger Tierheim den Auslauf, den sie brauchen?

Zum einen können wir den Hunden auf unserem Gelände ausreichende Freiflächen zur Verfügung stellen. Zum anderen haben wir ehrenamtliche Gassi-Geher, die mit den Hunden regelmäßig eine Runde drehen. Mit Beginn der Corona-Krise sind die Anfragen für diese Aufgabe deutlich gestiegen. Vor Corona hatten wir an den Wochenenden immer einen großen Andrang an Bewerbern. Jetzt haben auch viele Berufstätige an den Werktagen Zeit für einen Pflegehund.

Was kann, abgesehen von neuen Verordnungen, noch getan werden, damit Hunde genug Bewegung bekommen?

Hunde sind oft den ganzen Tag in der Wohnung eingesperrt, weil ihre Besitzer zur Arbeit müssen. Und in Singlehaushalten kümmert sich in dieser Zeit auch keine andere Person um die Vierbeiner. Schon vor Jahren wurde deshalb das Dog-Sharing propagiert: Mehrere Menschen sorgen gemeinsam für einen Hund und teilen sich die Zeit für das Gassigehen untereinander auf. Eine gute Idee, die sich leider bis jetzt noch nicht durchgesetzt hat.

Fragen von Stefan Zibulla

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Erstellt:
26.08.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 26.08.2020, 01:00 Uhr

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