Ohne Angst zum Hornissenlauf

In Kusterdingen ist Ruhe eingekehrt, die Vorfreude auf den Lauf ist riesengroß

Am Sonntag, 23. Juli, fällt morgens um 9.30 Uhr der Startschuss zum bereits 32. Hornissenlauf in Kusterdingen. Direkt neben dem Wasserturm am Sportgelände des TSV werden die Läufer und Läuferinnen auf den 10 Kilometer langen Hauptlauf geschickt.

12.07.2023

Zu angenehmen Morgenstunden schlängeln sie sich durch Kusterdingen. Foto: Axel Grundler

Zu angenehmen Morgenstunden schlängeln sie sich durch Kusterdingen. Foto: Axel Grundler

Es gibt außerdem den Schülerlauf mit 1,8 Kilometer (9.05 Uhr), Nordic Walking (10 Kilometer um 8.55 Uhr) und den Hobbylauf mit 5,5 Kilometer, der um 9.45 Uhr los geht.

Nach etlichen Änderungen im Lauf der Jahre haben die Veranstalter sich für eine Strecke entschieden, die sich in den vergangenen Jahren bewährt hat – trotz anspruchsvoller Passagen. Nach einem langen Bergab-Trail durch den Wald kommt man dann bei Hornbach auf eine Flachpassage Richtung Tübingen und Tierheim. Von da geht es am Wald entlang zurück und wieder beim Hornbach geht es etwa fünf Kilometer bergauf mit ein paar flacheren Passagen zur Entspannung.

Mit Nils Holocher von farbtex Schwarzwald gibt es auch einen klaren Favoriten, gewann er doch auch den Stadtlauf in Mössingen. Apropos: Der Hornissenlauf gehört seit zwei Jahren zum VR-Cup, ist die dritte Station, ehe es im September zum Abschluss nach Hirschau geht. Und vor der Hitze braucht man sich auch nicht zu fürchten – im Gegensatz zu früher, als es über die Härten ging, findet das Spektakel größtenteils im schattenspendenden Wald statt. Abteilungsleiter Paul Jung: „Wir können es kaum erwarten, bis der Startschuss kommt.“ Wie aber kam der Lauf überhaupt zu seinem Markenzeichen, seinem legendären Namen? Dazu muss man ins Jahr 1993 zurückgehen:

Über 150 Läuferinnen und Läufer standen am Sonntag, dem 23. August um 10 Uhr am Start vor der August-Lämmle-Turnhalle und verhalfen damit dem Veranstalter, dem TSV Kusterdingen, zu einem neuen Teilnehmerrekord. Bei feuchtwarmer Witterung ging es mit dem Startschuss hinaus auf eine anspruchsvolle, 11,6 Kilometer lange Strecke über befestigte Wald- und asphaltierte Radwege. Hinaus, um so schnell wie möglich zurück zu sein an der Ziellinie auf der Kunststoffbahn des Kusterdinger Stadions. Der Streckenverlauf war der gleiche geblieben wie im Jahr zuvor, als bei Kilometer neun mehrere Hornissen Jagd auf die den Lauf anführenden Läufer machten. Nachdem es aber das ganze Jahr über an dieser Stelle, der häufig auch im Training belaufenen Strecke, völlig ruhig blieb, waren die Hornissen in Vergessenheit geraten. Werner Steinhilber vom TSV Ofterdingen begann den Lauf furios, setzte sich vom Start weg an die Spitze und baute seinen Vorsprung stetig aus. Leicht, locker und keineswegs atemlos kam er nach 37:31 Minuten über die Ziellinie und hatte hier die Nächstplatzierten Günter Schmitt vom TSV Kusterdingen und Uwe Weber von der IGL Reutlingen fast zwei Minuten hinter sich gelassen.

Als erste Frau erreichte Sylvia Braun von der TG Nürtingen nach 47:49 Minuten das Ziel, nur sieben Sekunden vor der Zweitplatzierten, Anita Sturm, LG Tübingen. Knapp fünf Minuten nach ihr kam Gudrun Müller von der IGL Reutlingen in das Ziel. Ihre Zeit betrug 52:26 Minuten. Beachtlich die Zeiten der Sieger zweier Altersklassen bei den Männern. 151 Läuferinnen und Läufer wurden im Ziel registriert. Nach 1:09:19 Stunden war mit einer Läuferin Schluss. Sie alle hatten den schweißtreibenden Lauf gut überstanden und waren in der gut gefüllten Turnhalle in bester Laune.

Doch war es für etliche der Teilnehmer während des Laufes nicht immer so. Denn während im Zielraum die Erstplatzierten schon feierten, gesellte sich beim ominösen Kilometer neun bei der zweiten Hälfte des Teilnehmerfeldes zum Schweiß der Laufstrapazen verständlicherweise Angstschweiß. Die Hornissen waren wieder da und starteten ihre Angriffe. Mehr als 20 Läufer wurden gestochen, setzten daraufhin gezwungenermaßen zu einem langgezogenen Endspurt an und mussten sich im Ziel in die Obhut des bereitstehenden Deutschen Roten Kreuzes begeben. Diese wiederum kamen dadurch bei der Versorgung der „Überfallenen“ gehörig ins Schwitzen und machten die Notwendigkeit ihrer Anwesenheit mehr als deutlich. Zu Schaden allerdings kam glücklicherweise keiner der Läufer. Und zu Schaden kommen sollen auch die Hornissen nicht.

Werner Steinhilber gewann in neuem Streckenrekord. Persönliche Streckenrekorde sollen auch „dank der Luftangreifer“ etliche der gestochenen Läufer aufgestellt haben. Doch dass diese „unerlaubte Hilfe“ von außen im nächsten Jahr nicht mehr in Anspruch genommen werden kann, dafür will Erich Knapp, der Macher dieser ansonsten wirklich gelungenen Laufveranstaltung, auf sympathische Art sorgen. Der Hornissenschwarm soll aus seinem Baumstamm weder vertrieben noch ausgeräuchert werden. Dafür wird die Laufstrecke im nächsten Jahr respektvoll und in weitem Bogen um das Zuhause der „Angreifer“ herumgeführt. Dann werden die Hornissen vergeblich auf ihren Einsatz warten beim 4. Kusterdinger Volkslauf, der wohl, liebevoll genannt, als „Hornissenlauf“ in die Volkslaufgeschichte eingehen wird.“ Werner Bauknecht

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Erstellt:
12.07.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 17sec
zuletzt aktualisiert: 12.07.2023, 01:00 Uhr

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