Rutschfest ins Ziel

Lorenz Baum siegte beim Nikolauslauf erstmals

Schon öfter mitgemacht beim Nikolauslauf hat Lorenz Baum von der LAV Stadtwerke Tübingen.

06.12.2023

Am Heuberger Tor lief Lorenz Baum dann ganz alleine Richtung Sieg. Bild: Werner Bauknecht

Am Heuberger Tor lief Lorenz Baum dann ganz alleine Richtung Sieg. Bild: Werner Bauknecht

Zweiter wurde er mal, Dritter. Diesmal lief er als Allererster über die Ziellinie in der Waldhäuserstraße. Recht einsam und allein: In 1:10,51 Stunden hatte der aktuelle Deutsche Marathon-Meister den Tübinger Halbmarathon bewältig, fast anderthalb Minuten später folgte ihm als Zweitplatzierter sein ehemaliger LAV-Trainingspartner Michael Wörnle, der mittlerweile in Konstanz studiert.

„Ich wollte den Lauf schon noch irgendwann mal gewinnen“, sagte Baum. Dass er diesmal überhaupt startete, entschied sich aber erst wenige Wochen zuvor. „Nach der Marathon-Meisterschaft wusste ich nicht, wie ich mich fühle, wie ich drauf bin“, erläuterte der 33-Jährige. Seine Taktik: „Da ich wusste, dass Michi am Berg gut ist, habe ich versucht, auf den flachen Strecken viel rauszuhauen.“

Nach acht Kilometern hatte sich Baum etwas von Wörnle gelöst. „Überraschend gut“, sagte Baum, lief es dann für ihn am berüchtigten Stich am Bettelweg. Baum: „Der war Gott sei Dank geräumt.“ Eher zufällig ist der aus Rottenburg stammende Zweitplatzierte Michael Wörnle zur Nikolauslauf-Teilnahme gekommen. Eigentlich hatte sich sein jüngerer Bruder Christian Wörnle angemeldet. Doch der war erkrankt. „Dann habe ich seinen Startplatz bekommen“, sagte Michael Wörnle. Und hat das Beste draus gemacht.

Als Anaïs Sabrié von der LAV Stadtwerke Tübingen über die Ziellinie lief, jubilierte Sprecher Gerd Hänsel: Es sei ein Weltrekord aufgestellt worden, verkündete er übers Mikrofon, zum sechsten Mal habe Sabrié den Tübinger Nikolauslauf gewonnen. Währenddessen lag die erschöpft in den Armen einer Bekannten. Neben ihr die Läuferin, die noch vor ihr ins Ziel gelaufen war. „Ich war auch kurz irritiert und gedacht, ob ich was falsch gemacht habe, irgendwas mit den Brutto- und Netto-Zeiten durcheinandergeraten war“, berichtete Charlotte Heim später.

Schon das Rennen um den Sieg verlief kurios: Heim war lange Zeit mit großem Abstand führend. Dann näherte sich ihr stetig Merle Brunnée vom Lauf-Veranstalterverein Post-SV Tübingen. Erst war Brunnée Fünfte, dann Vierte, Dritte – und plötzlich Zweite. „Der Führungsradler hat mir immer gesagt, sie sei etwa zweihundert Meter entfernt von mir“, sagte Heim, „am Ende hat er mir nicht mehr gesagt, wie nah sie war.“ Brunnée musste auch abrupt stoppen: „Ich habe am Fuß gemerkt, dass mein Schnürsenkel immer lockerer wurde“, berichtete die 29-Jährige, „bevor ich dann noch stolpere, wollte ich sie lieber binden.“

Jetzt kam aber noch die Kälte dazu, minus drei Grad Celsius wurden droben in Tübingens Nordstadt gemessen. Brunnées Hände waren gefroren, sie musste knien – das gesamte Prozedere dauerte so etwa anderthalb Minuten, die Brunnée wieder zurückwarfen. „Das hat mich dann schon geärgert“, sagte sie, „alles, was ich mir erkämpft hatte, habe ich wieder hergegeben.“ Am Ende siegte Heim in 1:24,04 Stunden vor Sabrié, die 14 Sekunden dahinter lag.

Dabei war den Veranstaltern einmal mehr ein Kunststück gelungen – sie schafften es, aus einem Naturlauf unter diesen Wetterbedingungen einen sehr gut zu laufenden Parcours zu schaffen. Gerade an den neuralgischen Punkten wie dem Aufstieg am Bettelweg gab es keine Probleme mit dem Untergrund. Klar gab es bei Bergabpassagen mit anschließender 180-Grad Kehre Grund zur Vorsicht.

Doch auch unter normalen Bedingungen rast man da nicht mit High-Speed durch. Auch die fast zwei Kilometer über den Grünen Plan Weg Richtung Zieleinlauf waren durch die Sonneneinstrahlung zwar etwas matschig, aber nicht eisig. Da wurde man halt dreckig durch die Spritzer, aber den Lauf behinderte das nicht.

An der Strecke war wieder alles bestens organisiert. An den Getränkeständen am Holderfeld oder oberhalb Hagellochs waren so viel eifrige Helfer und Helferinnen im Einsatz, dass man sich vorkam wie bei einem Besuch an einer Bar: Die Getränke wurden den Läufern gereicht, man brauchte nur zuzugreifen. Werner Bauknecht

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Erstellt:
06.12.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 06.12.2023, 01:00 Uhr

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