Der Aufstieg ist das große Ziel

Michael Bamberg glaubt an das Potential der Tübinger Basketballer

Michael Bamberg ist vor allem als Leiter des Uniklinikums Tübingen bekannt. In seiner Freizeit engagiert er sich als Vorstandsvorsitzender der Tigers Tübingen. Wir sprachen mit ihm über sein Interesse am Basketball und seine Pläne mit dem Team.

17.03.2021

Neben seinem Job als Leiter der Tübinger Universitätsklinik stemmt Michael Bamberg auch noch das Management für die Tigers. Bild: Dennis Duddek

Neben seinem Job als Leiter der Tübinger Universitätsklinik stemmt Michael Bamberg auch noch das Management für die Tigers. Bild: Dennis Duddek

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Wie kamen Sie zu den Tigers Tübingen?

Michael Bamberg: Im Jahr 2004 war ich das erste Mal bei einem Spiel gegen Ulm. Das fand damals noch in der Uhlandhalle statt und meine Freunde hatten mich überredet, einmal mitzukommen. Die Dynamik des Spiels hat mich begeistert und ich war vom Tigers-Virus infiziert. Nachdem ich mich mehrere Jahre im Beirat des Vereins eingebracht hatte, wollten die Tigers professioneller werden. Ich hatte mich dann bereit erklärt, diesen Prozess in leitender Funktion voranzutreiben.

Was fasziniert Sie am Basketball?

Ich kann jedem nur raten, sich einmal ein Basketballspiel anzuschauen. Dann wird der Reiz dieses Sports, der in der Spannung liegt, spürbar. Man muss einfach mitfiebern. Im Fußball ist das Spiel meist nach zwei bis drei Toren entschieden. Im Basketball kann ein Team bis zur letzten Minute mit vielen Punkten zurückliegen und das Spiel noch drehen.

Corona hat einen großen Einfluss auf die Basketball-

Liga. Sind Sie als Manager der Tigers traurig über die aktuellen Maßnahmen, aber als Klinikleiter gleichzeitig darüber glücklich?

Da bin ich natürlich sehr zweigeteilt. Ich trage eine große Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung in der Region vor Corona. Deswegen war ich auch sofort bereit, die Paul-Horn-Arena als Impfort zu empfehlen. Dass die Sportler deswegen nach Rottenburg ausweichen müssen, stellt kein großes Problem dar, denn die Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt funktioniert einwandfrei. Die Gesundheit der heimischen Bevölkerung geht vor, deswegen sind die aktuellen Maßnahmen angebracht.

Sind Sie grundsätzlich ein etwas zweigeteilter Mensch, der zwischen Basketball und dem Klinikum steht?

Das Klinikum ist natürlich mein Hauptberuf. Allerdings ist das Basketballmanagement wesentlich aufwändiger, als ich anfangs vermutet hätte. Die Tigers sind für mich eine reine Freizeitbeschäftigung, die meine freie Zeit aber auch wirklich fast komplett ausfüllt. Es gibt für mich jedoch keinen Konflikt zwischen Klinikum und Tigers. Im Gegenteil: Beides lässt sich ganz gut miteinander verknüpfen. Gerade, wenn zum Beispiel ein Spieler mal verletzt ist, was im Moment leider sehr oft der Fall ist.

Wie würde Ihre Wahl ausfallen, wenn Sie sich für das UKT oder die Tigers entscheiden müssten?

(Lacht) Ich glaube, da gibt es einfach kein Entweder-oder. Ich kann mir mein Leben mit beidem sehr gut vorstellen, auch in der Zukunft. Wie gesagt, lässt sich das Ganze ja auch super kombinieren. Viele andere Teams, direkte Konkurrenten der Tigers, melden sich auch bei mir, wenn sie verletzte Spieler haben und dringend Hilfe benötigen. Und der Basketball ist für mich natürlich ein toller Ausgleich zum Klinikumsalltag mit 12 000 Mitarbeitern.

In den vergangenen Jahren hat das Team immer eine tolle Offensive gespielt, nur die Defensive hat nie ausgereicht, um große Erfolge wie den Aufstieg einzuspielen.
Woran liegt das ?

In den vergangenen Spielzeiten haben wir immer sehr schnell den Trainer gewechselt, wenn es mal nicht so lief, wie wir es uns vorgestellt haben. Man sollte für ein schlechtes Spiel aber nicht immer nur den Trainer verantwortlich machen. Mit unserem jetzigen Coach, Danny Jansson, haben wir einen Experten für die Defensive. Diese Saison leiden wir allerdings extrem unter vielen verletzten Spielern. Unsere Ersatzbank ist außerdem leider noch nicht die allerbeste, sodass wir verletzte Spieler nicht wirklich kompensieren können. Für gute Ersatzspieler hat uns bis jetzt das Geld gefehlt. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir dieses Problem in der nächsten Saison lösen können und unsere Leistung steigern. Unser Team hat viel Potential und wir wollen die Leistungsträger unbedingt in Tübingen halten. Spätestens in zwei Jahren wollen wir ganz oben mitmischen. Der Aufstieg in die Bundesliga ist unser großes Ziel.

Bei mehreren Spielern, die schon lange in Tübingen sind, laufen die Verträge aus. Wie sieht die Zukunft dieser Spieler, zu denen beispielsweise Enosch Wolf gehört, aus?

Das kommt vor allem darauf an, wie sie sich in den nächsten Spielen schlagen. Besnik Bekteshi hatte mit einer schweren Verletzung zu kämpfen und kommt langsam wieder an sein Leistungsniveau ran, spielt aber noch deutlich darunter. Auch Enosch Wolf könnte noch mehr Leistung bringen. Ob er einen Ruck bekommt und die Mannschaft mit seiner langen Erfahrung mitreißt, werden wir in den nächsten Spielen sehen.

Bekommt Basketball in Deutschland zu wenig Aufmerksamkeit?

Basketball hat in Deutschland nicht den gleichen Stellenwert wie Fußball. Ich würde mich freuen, wenn sich auch die breite Masse noch stärker für Basketball interessieren würde. In Tübingen spielt der Basketball allerdings bereits eine große Rolle. Die Fans sind hier sehr treu und stehen dem Team immer bei. Viele Spieler beschreiben Tübingen als den Ort mit der besten Kulisse und Stimmung.

Würden Sie gerne eine Regel im Basketball ändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

Ich würde sehr gerne etwas länger spielen. In den USA spielt man in der NBA viermal zwölf Minuten, in Deutschland sind es „nur“ viermal zehn Minuten. Ich würde das Spiel gerne länger genießen. Ansonsten finde ich unsere Basketball-Regeln sehr gut. Auch wenn die Schiedsrichter gerade in Sachen Körperkontakt oft sehr kleinlich sind. Deshalb wünsche ich mir bei der Bewertung der Fouls mehr Großzügigkeit.

Wegen eines Coronafalls mussten die Tigers diese Saison bereits in Quarantäne. Haben Sie Angst vor
weiteren Fällen?

Wir sind in dieser Hinsicht sehr gewissenhaft. Um diese Sportart derzeit ausüben zu können, müssen alle Beteiligten auf Sicherheit achten. Die Spieler sind auch im privaten Bereich sehr vorsichtig und vermeiden alle unnötigen Kontakte. Bis auf unseren Geschäftsführer Robert Wintermantel gab es deswegen auch noch keinen anderen Fall bei uns im Team. Natürlich gibt es immer ein Restrisiko. Aber wir tun alles, was möglich ist, um Infektionen zu vermeiden.

Im Fußball gab es die Debatte, die Spieler zu Impfvorbildern zu machen. Würden Sie sich wünschen, dass die Basketballer eine solche Rolle einnehmen und schnell geimpft werden?

Das ist einfach nicht möglich, weshalb diese Idee falsch ist. Wir haben in Deutschland viele Risikopatienten, die den Impfstoff dringend benötigen. Junge Sportler leiden nach einer Infektion mit Corona eher selten unter einem schweren Krankheitsverlauf. Sobald die breite Bevölkerung mit dem Impfen dran ist, kann man sich nochmal überlegen, ob eine öffentlichkeitswirksame Kampagne mit impfwilligen Basketballern Sinn machen könnte.

Gibt es eine Frage, die Ihnen noch nie gestellt wurde, die Sie aber gerne mal beantworten würden?

Das ist eine sehr gute Frage. Ich wurde tatsächlich noch nie gefragt, was meine Frau von dem Ganzen hält. Egal, ob es um das Klinikum oder die Tigers geht. Dazu kann ich nur sagen, dass sie vollkommen hinter mir steht und mir sehr viel hilft. Sie baut mich wieder auf, wenn etwas schlecht gelaufen ist. Sie ist für mich eine unverzichtbare Person in meinem Leben. Dafür bin ich ihr seit 45 Jahren sehr dankbar!

Fragen von Dennis Duddek

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Erstellt:
17.03.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 29sec
zuletzt aktualisiert: 17.03.2021, 01:00 Uhr

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